DOC on AIR - Erste Hilfe im Alltag

Notfallmedizin im Alltag

#70 - Angst

27.12.2025 28 min

Zusammenfassung & Show Notes

Angst vor der Angst- oder generell Angst vor einer Panikattacke? Allein in Österreich, Deutschland und in der Schweiz leiden etwa mehr als 3 Millionen Menschen unter Angst und Panikattacken. Umfragen zufolge fürchten Menschen am meisten gefährliche Tiere - insbesondere Schlangen (bis zu 25%) - und Höhen. Auch Angst vor Spinnen, die sogenannte Arachnophobie, ist ein ernstzunehmendes Problem, das von einer leichten Abneigung bis zu schweren Angstanfällen reichen kann. Häufig genannt werden auch Verletzungen und Krankheiten, öffentliche Plätze, Verkehr, Tunnels, enge Räume. Kinder berichten von der Furcht vor der Dunkelheit, doch diese verliert sich mit dem Älterwerden.
Fakten: Angst und Furcht sind wichtige, uralte und bewährte Schutzfunktionen fürs Überleben - sie versetzt Körper und Psyche in Alarmbereitschaft, um schnell auf Gefahren reagieren zu können. Sie schützt uns auch, indem sie zu vorsichtigerem Verhalten anregt, um schwierige Situationen zu vermeiden. Angst ist ein lebenswichtiger Überlebensmechanismus, der uns vor Schmerz, Verletzung oder Tod bewahren soll. Ich erkläre Ihnen die wichtigsten Hintergründe und Therapiemöglichkeiten.

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DOC-ON-AIR - Der Podcast für den Umgang mit medizinischen Notfällen im Alltag von Dr. Joachim Huber.

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Transkript

Doc on Air, der Podcast, der Ihnen hilft, richtig erste Hilfe zu leisten. Was tun, wenn jemand Hilfe schreibt? Was tun, wenn zu Hause was passiert? Als erfahrener Notarzt zeige ich Ihnen, wie es geht. Unser Ziel, Wissen statt Angst und Können statt Zweifel. Ein herzliches Willkommen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Heute spreche ich über die Angst, über die generelle Angst, aber auch über die Ängste, die uns jeden Alltag berühren. Allein in Österreich, Deutschland und in der Schweiz leiden etwa mehr als drei Millionen Menschen unter Angst- und Panikattacken. Umfragen zufolge fürchten Menschen am meisten gefährliche Tiere, insbesondere Schlangen, doch ein Viertel aller Befragten, aber auch die Höhe. Also zum Beispiel auf freie Flächen in irgendwelchen Türmen zu gehen. Auch Angst vor Spinnen, die sogenannte Arachnophobie, ist ein ernstzunehmendes Problem, das von einer leichten Abneigung bis hin zu schweren Angstanfällen reichen kann. Sie wird ebenfalls durch eine Mischung aus angeborenen, evolutionären Schutzmechanismen, aber auch erlerntem Verhalten, zum Beispiel schon bei den Eltern gesehen, und auch individuelle, meist eben negative Erfahrungen beeinflusst. Häufig genannt werden auch Verletzungen und Krankheiten, also Angst vor diesen Problemen Aber auch das Gehen über Plätze, dichter Verkehr, viele Menschen auf engen Räumen Das Fahren in einen dunklen Tunnel und vieles mehr Kinder berichten von der Furcht vor der Dunkelheit Das verliert sich aber meist mit dem Älterwerden. Aber wer erinnert sich nicht an diese gespenstischen Schatten und die komischen Geräusche, wenn es im Herbst plötzlich stürmt und der blasse Mond einige Äste und Blätter wie böse Finger, drohende Gesichter erscheinen lässt. Faktum ist, dass Angst und Furcht wichtige, uralte und bewährte Schutzfunktionen fürs Überleben darstellen. Sie versetzen Körper und Psyche in eine Art von Alarmbereitschaft, um schnell auf Gefahren reagieren zu können. Angst und Furcht schützen uns auch, indem sie zu vorsichtigem Verhalten anregen, um besonders schwierige Situationen gar nicht erst aufkommen zu lassen. Angst ist ein lebenswichtiger Überlebensmechanismus, der uns letztlich vor Schmerz, Verletzung, sogar vor dem Tod bewahren soll. Um Angst zu verstehen, macht es unbedingt Sinn, sich diesem Gefühl zu nähern. Allgemein formuliert ist Angst ein unangenehmer, unlustbetonter emotionaler Zustand, der sich auf verschiedene Beschreibungsebenen charakterisieren und auch untersuchen lässt. Körperliche Symptome der Angst werden durch das vegetative Nervensystem, den Alarmnerven, den wir Ärzte, sage ich immer, erstaunlicherweise Sympathikus nennen, ausgelöst. Übrigens der andere, der Ruhenerv, Vagus oder Parasympathikus, ist der, der uns zum Beispiel gut schlafen lässt, der uns entspannt sein lässt. Wenn aber der Alarmnerv aktiviert wird, dann wird ein Muster eingeleitet, das körperliche Ressourcen für das Überleben ermöglicht. Und die sind Todstellen, Fliehen oder Kämpfen. Oft kommt es also zunächst zu einer Art Schreckenstarre, also Lähmung und Verharren, Mucksmäuschenstill, wie man so im Volksmund sagt. Theoretisch ist das ja vorteilhaft, weil viele Raubtiere erst wieder auf Bewegung reagieren. Während die Flucht in vielen gefährlichen Situationen die sicherste Option ist, um eine Eskalation zu vermeiden und damit auch körperliche Verletzungen zu minimieren, ist Kampf immer eine aggressive Verteidigungsreaktion. Angst ist das Gegenteil von Neugier und Erkundungsverhalten. Eine Begegnung mit Unbekannten kann ja nach Bereitschaft und Erleben der Situation sowohl angstvolles Weglaufen als auch eine bestimmte neugierige Hinwendung hervorrufen. Ein gewisses Spiel mit der Angst in einem kontrollierten Rahmen von Abenteuer- und Märchenerzählungen über die Geisterbahn bis hin zum Horrorfilm und dem Kick im Extremsport wird jedoch von vielen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auf unterschiedlichste Weise als lustvoll geschildert. Im subjektiven Erleben reichen Angst vor der Furcht vor konkreten Bedrohungen extrem als Todesangst bekannt, über die Verlustangst, das betrifft vor allem Säuglinge und Kleinkinder, bis hin zur Existenz- und Weltangst. Chronische Angst kann die Persönlichkeit stark verändern und damit auch Motivation, Bereitschaft und den Willen zur Handlungssteuerung schwer beeinträchtigen. Letztlich wissen wir Ärzte, Angst ist auch ein wesentlicher Trigger für das Entstehen von Depressionen. Also durchaus eine sehr ernstzunehmende psychische Problematik, die fast immer mit negativen Gedanken und Gefühlen sowie dem Verlust von Empathie, von Freude, von Selbstliebe, aber auch von Selbstwertgefühl verbunden ist. Auch leidet immer die Zielstrebigkeit unter derartigen negativen Emotionen. Bleiben Sie bitte entspannt. Auch bei gesunden Menschen können Angst und deren Anzeichen zeitweise, und das ist eben der Unterschied zur Pathologie, kurzfristig auftreten. Eine richtige Depression ist jedoch etwas Gravierendes, dauert länger und lässt sich kaum durch unseren Willen direkt beeinflussen. Wenn wir also unter Depressionen leiden, dann haben wir nicht nur einfach eine schlechte Phase. Die Menschen, die depressiv sind, verlieren jegliche Motivation für eine gesunde Alltagsstruktur. Von außen betrachtet meint man, sie lassen sich auch oft gehen. Wir beobachten, dass sie ihre Interessen und Hobbys verlieren und sehen, dass sie alle positiven Dinge nicht mehr an sich heranlassen und sich lustlos durch den Alltag schleppen. Spätestens wenn noch schmerzhafte Gefühle wie Einsamkeit, Traurigkeit, Sinnlosigkeit Ausweglosigkeit hinzukommen ist es an der Zeit, ärztliche Hilfe und fachärztliche Therapie einzuholen. Ganz interessant, ob, wie und welche Tierarten bedrohliche Situationen auch als Gefahr erleben bzw. Als Angst empfinden. Das kann man bisher nicht wirklich beweisen. Aber sensible, mitfühlende Menschen erkennen es sofort, wenn sich ein Tier fürchtet. Ja, nicht vielleicht bei irgendwelchen ganz kleinen Tieren, aber bei Hund, Katze, Pferd und so weiter, selbst bei einer Kuh. Wer das jemals gesehen hat, wird es nie mehr vergessen und wird auch nicht auf die blöde Idee kommen, einen Hund auf eine Kuh loszulassen. Na gut, in der Psychologie hat der Neurologe und Psychoanalytiker Sigmund Freund Angst vielschichtig, aber auch widersprüchlich erörtert und mit dem Trauma der Geburt in Verbindung gebracht. Freuds Unterscheidung des dreistufigen Aufbaus der menschlichen Psyche spiegelt sich in der Realangst vor der Außenwelt, im sogenannten Ich, vor der Gewissensangst vor dem sogenannten Über-Ich und der neurotischen Angst vor der Stärke der Leidenschaft im Ehes wider. Klingt furchtbar kompliziert, ist es aber gar nicht. Die Triebabwehr aus Realängsten kann nach Freud in eine infantile Neurose münden. Da wird es jetzt kompliziert. Pathologische Angst, also Angstneurosen interpretierte Freud als Ausdruck tiefgreifender Konflikte zwischen Grundantrieben eines Individuums, zum Beispiel dem Autonomiebestreben, dem Sexualbedürfnis und seiner psychosozialen Realität. Das sind zum Beispiel moralische Normen, die diese Grundantriebe verbieten oder in eine Schlechtigkeit hinein interpretieren. Der Psychoanalytiker Alfred Adler erkannte eine Vielfalt sozialer Ängste und ihre Beziehung zum Minderwertigkeitsgefühl. Und hielt die Unterdrückung des Aggressionstriebs für die Quelle der Angst. In der Persönlichkeitspsychologie wird unterschieden zwischen einer allgemeinen Ängstlichkeit als Persönlichkeitsmerkmal, man murnkelt teilweise auch erblich, charakterlich mitgegeben und einer Angst als kurzfristig bestehender, aber beherrschbarer Zustand. Kleine Kinder, die besonders schreckhaft und schüchtern sind, werden später eher emotional labil und überdurchschnittlich oft von Ängsten und Phasen tiefer Niedergeschlagenheit geplagt sein. Das bedeutet natürlich nicht, dass sie auch psychisch krank werden. Sie sind aber aufgrund einer chronischen Überproduktion von Stresshormonen wie zum Beispiel Cortison anfälliger für Allergien, Haut und andere körperliche Erkrankungen. Demzufolge können wir richtigerweise darauf schließen, dass Liebe zu den Kindern, Vertrauen geben, Zeit für die Kinder haben, Ängste abfangen immer der richtige Weg ist. Da Kinder und Jugendliche auch wegen der Reizüberflutung durch die sogenannten sozialen Medien, aber natürlich auch durch das Handy, leicht in einen Teufelskreis von Rückzug und sozialer Isolation geraten können, sollte man in dieser Menschengruppe immer rechtzeitig eine Therapie anbieten. In der Lärmpsychologie wird Angst als subjektive, emotionale, physiologische und motorische Reaktion auf einen Reiz aufgefasst. Angst kann aber in jedem Alter entstehen. Eine Angststörung tritt übermäßig stark auf und ist ohne konkreten Grund vorhanden und hält zu lange an. Sie beeinträchtigt das tägliche Leben. Sie setzt auch Schutzfunktionen aus der Kraft. Eine normale, situationsbedingte Angst hat dagegen eine klare Funktion und warnt uns vor realen Gefahren. Das ständige Sichern vieler Menschen und Tiere, wir meinen damit, ich schaue mich ständig um, ein Tier hört, sieht, schnüffelt, ist da irgendetwas, wir sagen immer, jetzt liest der Hund wieder die Zeitung. Also dieses ständige Sichern, ob nicht irgendwo eine Gefahr lauert, ist eine Ureigenschaft auch von uns Menschen, ist also eine stammesgeschichtlich herausgebildete Wahl- und Schutzfunktion. Häufig unterscheiden die Fachleute auch zwischen Angst als allgemein gegenstandslosen, frei flottierenden, ungerichteten und diffusen Gefühl oder einem spezifischen Gegenstand gerichtete, das heißt auf ein konkretes Objekt, auf eine bestimmte Situation bezogene Furcht. Die körperlichen Symptome haben wir schon kurz angedeutet. Der sogenannte Sympathikus erzeugt Herzklopfen, einen Anstieg des Blutdrucks. Er reduziert die Verdauungstätigkeit. Er macht die Muskeln angespannt. Er erzeugt schnelle Atmung. Alles Dinge, die wir fürs Fliehen oder auch fürs Kämpfen brauchen. Auch ein trockener Mund, eine veränderte Mimik, Blässe und Erröten, Schwitzen, Zittern, bei manchen Menschen auch Schwindelgefühl, eine allgemeine Schwäche bis hin zum Muffensausen. Alle, die irgendwann mal studiert haben oder Prüfungen ablegen mussten, kennen das. Ein Wechsel zwischen schlechten Sehen und Hören, ein Wechsel zwischen Durchfall, Harndrang, oft auch Wahrnehmungsstörungen, wie wenn man schwindlig ist oder bald ohnmächtig wird. Dazu schlimme Gedanken, ein flaues Gefühl, diffuse Befürchtungen. Bei manchen Menschen geht das so weit, dass sie Schluckängste bekommen, Erstickungsgefühle bekommen und in der chronifizierten Form immer auch Ein- und Durchschlafstörungen. Letztlich kann das auch in Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen hineinführen, die auch mit einer Eigenbedrohung, also einer Selbstmordgefahr verbunden sind. Alle diese Ängste sind aber durchaus einer Therapie zugänglich. Allerdings ist etwas wichtig, Personen, die ihre Ängste leugnen, neigen meist dazu, noch mehr Angst zu entwickeln, dies aber aus sozialen Gründen abzustreiten. Bei Personen mit hoher Empfindsamkeit, also Menschen, die sehr sensibel sind, langt es, dass gewisse Warnzeichen vorliegen, um Angst auszulösen. Und diese Menschen leiden sehr unter der Eskalation ihrer Ängste. Was kann man tun? Das Zugeben oder Leugnen von Angst spielt auch in der Stressverarbeitung eine wichtige Rolle. Ziele sind also ein lockerer Umgang mit belastenden Situationen und das Erlernen von Bewältigungsstrategien. Um mit unbegründeten Ängsten umzugehen, können die Patienten sowohl kurzfristige Atemübungen oder Ablenkungen anderer Art anwenden. Ein sehr interessanter Ansatz ist zum Beispiel, denke an deine große Zehe. Lachen Sie nicht. Versuchen Sie es mal. In einer etwas unangenehmen Situation konzentrieren Sie sich voll auf Ihre große Zähne. Niemand sieht Ihnen was an, niemand lacht Sie aus, probieren Sie es einfach. Klarerweise müssen unbegründete Ängste echt aufgearbeitet werden. Kurzfristige Atemübungen sind was Feines, aber auch regelmäßige Bewegung ist gescheit. Und letztlich müssen wir eine psychische Widerstandskraft und eine Anpassungsfähigkeit trainieren. Das braucht Zeit und viel Geduld. Ganz wichtig ist es auch, die Angst nicht zu vermeiden, also nicht allen Ängsten auszuweichen, sondern sich hier zitzerlweise oder wie man vorhin sagt, peu à peu schrittweise zu stellen und darüber zu sprechen. Am schlimmsten sind all diese Probleme, wenn man sie nur mit sich selbst ausmacht und wiederkaut und nicht darüber spricht und bei Fragen ausweichende Antworten gibt, weil man sich vielleicht nicht blamieren möchte. Angst zu geben ist aber nie Blamage. Angst zu geben ist der erste Schritt, dass es besser wird. Klarerweise immer gescheit, sich abzulenken, auf was anderes konzentrieren. Auch das Festhalten eines Gegenstandes, das Riechen an einem bestimmten Duft, aber auch manchmal ein ausgiebiger Spaziergang an der frischen Luft können helfen. Noch etwas Wichtiges. Für Ersthelfer gilt, der erste Eindruck ist immer entscheidend. Daher meine Bitte, sprechen Sie ruhig und deutlich. Stellen Sie sich vor, Und begründen Sie den Willen zu helfen. Warnen Sie immer die Intimsphäre der Betroffenen. Achten Sie bitte auf Ihre Körpersprache. Bemühen Sie sich um eine freundliche, offene, zugewandte Haltung in Augenhöhe. Körperkontakt immer erst, nachdem Sie um Erlaubnis gefragt. Seien Sie also bitte nie bevormundend. Seien Sie aber bitte auch nicht mitleidig. Heben Sie in einem Gespräch positive Aspekte hervor und wiederholen Sie positive Worte, aber bitte ohne es zu übertreiben. Ärztliche und Psychotherapien verfolgen unterschiedliche Strategien. Die Psychoanalytiker sehen das Ziel der Therapie in der Auflösung unbewusster Konflikte. Andere Psychologen wie Verhaltensforscher glauben, man müsste das menschliche Verhalten als wissenschaftliche Disziplin untersuchen. Sogenannte Therapeuten, die bezweifeln, dass unbewusste Erinnerungen irgendetwas bewirken. Sie favorisieren das Motto, werde die Symptome los und du hast die Neurose beseitigt. Ich persönlich glaube nicht an diese Form einer Therapie. Ich glaube an die Verhaltenstherapie, die insbesondere bei der Heilung von Phobien eine effektive Methode zeigt. Sie wird mittels langfristiger, ruhiger, erklärender Desensibilisierung, Vermeidung von Angstüberflutung und natürlich auch bestimmten Gegenmaßnahmen geführt. Sie kann natürlich manchmal auch mit einer Aversionstherapie verbunden werden. Das hat man früher gemacht, wenn jemand Nägel kaut, hat man ihm einen bitteren Nagellack auf die Nägel geschmiert. Ich glaube, dass das auch kein idealer Ansatz ist. Natürlich können kurzfristig auch verschiedene Medikamente, angstlösende Medikamente hilfreich sein. Aber alle diese Medikamente haben teils sehr unangenehme Nebenwirkungen und sollten immer von einer Psychotherapie begleitet werden. Die sogenannten SSRIs, selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, sind für die Behandlung der Panikstörung am besten untersucht und nachweislich am wirkungsvollsten. Zum Beispiel Zitalopram, Eszalopram, Fluoxidin, Paroxidin, Sertalin, einige zu nennen. Ja, pflanzliche Wirkstoffe wie Johanniskraut, Balthram, Passionsblume können bei milden Symptomen zum Einsatz kommen. Wer daran glaubt, wird auch einen Erfolg haben. Wirklich ernst zu nehmen ist das autogene Training. Es ist nachgewiesenermaßen eine der besten Angsttherapien, da es hilft, Stress zu reduzieren, das allgemeine Erregungsniveau zu senken und dem Ruhenerven, dem Vagus, die Möglichkeit zu geben, Ying und Yang wieder ruhig miteinander arbeiten zu lassen. Also diese Art von Selbsthypnose ist sicher eine hervorragende Entspannungstechnik. Bei akuten Angstattacken ist das Training vor allem für den, der es noch nicht wirklich beherrscht, meist nicht sehr sinnvoll. Und jetzt bitte Obacht, die Behauptung, Vitamin-C-Infusionen oder sogenannte Vitamin-Cocktail-Infusionen könnten bei Angstattacken helfen, indem sie bla bla Nährstoffe direkt in den Blutkreislauf transportieren, ist eine reine Geschäftemacherei. Es gibt keinen einzigen wissenschaftlichen Beweis für diese Wirksamkeit. Seien Sie also bitte besonders vorsichtig und kritisch, wenn Sie so Sätze hören wie Das pflanzliche Arzneimittel X wirkt auf natürliche Weise, der darin enthaltene Wirkstoff aus Lavendelöl blablabla wird nachweislich angstlösend. Oder Psychotherapie und Homöopathie können in der Behandlung von Angsterkrankungen, Depressionen gut kombiniert werden. Auch der Satz, die Lichttherapie kann bei Angstattacken hilfreich sein, ist letztlich reine Geschäftemacherei. Lassen Sie mich zusammenfassen. Angst, ein wichtiger Schutzreflex. Ängste, die uns quälend die Lebensqualität nehmen, gehören behandelt. Ganz besonders möchte ich Sie bitten, wenn Ängste bei Ihnen Selbstmordgedanken auslösen, dann rufen Sie unverzüglich den sozialpsychiatrischen Notdienst unter der Rufnummer 0131330 an. Er steht rund um die Uhr als Not- und Krisendienst für Sie zur Verfügung. Allgemeine psychologische Hilfe bei Krisen kriegen Sie unter der psychologischen Helpline 01 504 8000. Das nur Montag bis Donnerstag von 9 bis 13 Uhr. Ich wünsche Ihnen eine angstfreie Zeit und den Mut, sich den Ängsten zu stellen. Und glauben Sie mir, Sie sind ein wertvoller Mensch und brauchen wirklich keine Angst vor der Angst haben. Alles Gute für Sie, Ihr Oberdoktor.