DOC on AIR - Erste Hilfe im Alltag

Notfallmedizin im Alltag

#66 - Allergie- Anaphylaxie, Versorgung sichern, Leben retten

01.11.2025 31 min

Zusammenfassung & Show Notes

Unter Anaphylaxie versteht man eine akute systemische Reaktion mit Symptomen einer allergischen Sofortreaktion, die den ganzen Organismus erfassen kann und potenziell lebensbedrohlich ist.
In Österreich gelten rund eine Million Menschen als Allergiker.
In Europa sind schätzungsweise 1,2 % bis 3,5 % der Bevölkerung allergisch auf Bienen- oder Wespengift und entwickeln eine anaphylaktische Reaktion.
Merke: nicht jede Allergie führt zu einer lebensbedrohlichen Überreaktion des Abwehrsystems.
Anaphylaktische Reaktionen manifestieren sich im Wesentlichen an Haut, Atemwegen, im Magen-Darm- und Herzkreislauf System.
Diese Überreaktion des Abwehrsystems kann ganz unterschiedlich auftreten.
Zu Beginn einer Anaphylaxie können sich im Sinne von Warnzeichen, leichtere Beschwerden bemerkbar machen wie Juckreiz beziehungsweise Brennen an Handinnenflächen und Fußsohlen oder im Genitalbereich, metallischer Geschmack, Angstgefühle, Kopfschmerzen oder Desorientierung.
Diese Beschwerden sind aber bei Kleinkinder nicht erkennbar! Bei ihnen treten häufig als Initialsymptome noch vor Eintritt objektiver Beschwerden Unruhe oder Rückzugsverhalten auf.
Bei Kindern sind Nahrungsmittel die häufigsten Auslöser schwerer anaphylaktischer Reaktionen, während bei Erwachsenen auch Insektengifte und Medikamente sehr häufige Auslöser darstellen.
Ich erkläre meinen geschätzten Podcast Fans was man als Allergiepatient tun sollte und wo man sich Hilfe holen kann.
Denken Sie aber unbedingt daran immer ihren Pen oder Nasenspray dabei zu haben. Im Nachtkastl hilft er rein gar nix!

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DOC-ON-AIR - Der Podcast für den Umgang mit medizinischen Notfällen im Alltag von Dr. Joachim Huber.

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Transkript

Doc on Air - Der Podcast, der Ihnen hilft, richtig erste Hilfe zu leisten. Was tun, wenn jemand Hilfe schreibt? Was tun, wenn zu Hause was passiert? Als erfahrener Notarzt zeige ich Ihnen, wie es geht. Unser Ziel, Wissen statt Angst und Können statt Zweifel. Ein herzliches Grüß Gott, allen Damen und Herren, allen Podcast-Fans. Heute habe ich ein sehr interessantes Thema wieder einmal. Und zwar spreche ich über Allergie, Anaphylaxie, Versorgungssichern, Leben retten. Also ein Thema, das alle betrifft, die zum Beispiel auf Wespen, auf Bienen, aber natürlich auch auf andere banale Dinge wie Erdnüsschen etc. allergisch reagieren. Was versteht man unter Anaphylaxie? Das ist eine akute, systemische, also ganzkörperliche Reaktion, man darf ruhig sagen Überreaktion, mit Symptomen einer akuten, allergischen Sofortreaktion, die den ganzen Organismus erfasst und, richtig, potenziell, lebensgefährlich sein kann. In Österreich gelten rund eine Million Menschen als Allergiker von ganz gering, also zum Beispiel ich esse Erdbeeren und bekomme ein bisschen rote Wangerl, bis hin zu ganz heftig, wie es meine Mutter hatte, wenn sie von einer Biene oder Wespe gestochen wurde, wäre sie ohne Therapie innerhalb von wenigen Minuten tot. In Europa sind schätzungsweise 1,2 bis 3,5 Prozent der Bevölkerung allergisch auf Bienen- oder Wespengift und entwickeln eine so schwere allergische, also anaphylaktische Reaktion. Die meisten davon entwickeln auch bei entsprechendem Kontakt eine schwere anaphylaktische Reaktion. Trotzdem bleiben wir ganz entspannt. Nicht jede Allergie führt zu einer lebensbedrohlichen Überreaktion des Abwehrsystems, also zu einer sogenannten Anaphylaxie. Ursächlich liegt die Anaphylaxie ja meist in einer immunologischen Überreaktion. Am häufigsten, kleines Detail, als Immunglobulin E vermittelte Allergie. Die Symptome anaphylaxischer Reaktionen werden insbesondere durch Botenstoffe verursacht, die vor allem aus sogenannten Mastzellen und basophilen Granulozyten, das sind Untergruppen der weißen Blutkörperchen, freigesetzt werden. Dabei entsteht Histamin, Prostaglandine, Leukotrine, Heparin, Serotonin und Zytokine, alles in, Botenstoffe, die den verschiedenen Teilen im Körper melden. Vorsicht, Vorsicht, Gefahr, fremde Eindringlinge, alles zusperren, wir müssen uns wehren, es kommen Feinde auf uns zu. Die Bedeutung bei Menschen ist aus methodischen Gründen nach wie vor schwer einzuschätzen und ist immer noch Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen. Es besteht allerdings weltweite Einigkeit darüber, dass Hystamin doch einer der zentralen Auslöser für solche Überreaktionen im antiallergischen Verhalten zukommt. Es gibt aber auch anaphylaktische Reaktionen, bei denen keine immunologische Sensibilisierung fassbar ist. Diese Reaktionen werden als pseudoallergische Reaktionen oder als nichtimmunologische Anaphylaxie bezeichnet. Bei Patienten mit erhöhter Mastozytose, da kommen wir noch darauf zu sprechen, kann diese Anaphylaxie besonders schwer verlaufen. Was sind nun die gängigsten Auslöser? Nun müssen wir unterscheiden zwischen Kindern und Erwachsenen. Bei Kindern sind es 60% Nahrungsmittel, beim Erwachsenen machen diese Nahrungsmittel nur 16% aus. Insektengifte dagegen betreffen nur ca. 22% der Kinder, bei den Erwachsenen aber weit über 50%. Arzneimittelallergien sind bei Kindern eher selten, ca. 7%, bei Erwachsenen doch dagegen schon häufig mit 22%. Wenn es nun um eine solche Überreaktion geht, dann entsteht natürlich immer die Frage, wie kann man das klassifizieren? Wie kann man es einordnen? Und da gibt es natürlich immer wieder wissenschaftliche Arbeitsgruppen, die sich damit beschäftigen. Und diese diskutieren schon seit längerer Zeit, ob denn Leitlinien für Diagnose und Therapie eine schwere Gradeinteilung zugrunde gelegt werden soll, da die Behandlung der Anaphylaxie ja symptombezogen erfolgt. Eine Mehrzahl der Wissenschaftler sprach sich ja auch in den letzten wichtigen Studien für eine Schweregradeinteilung aus. Zurzeit wird eine Modifikation der derzeit in Deutschland und Österreich am häufigsten eingesetzten Schweregradeinteilungen vorgenommen. Wir können sehr gespannt sein, was die neuen Guidelines der Wiederbelebungsgesellschaften ergeben. Welche Ratschläge hier kommen, sie werden denen, was ich Ihnen heute erzähle, mit Sicherheit sehr, sehr ähnlich sein. Nun, entsprechend der Intensität der klinischen Symptomatik wird die Anaphylaxie in die Schweregrade von 1 bis 4 eingeteilt. Grad 1 bezeichnet einen Zustand, bei dem etwas Juckreiz da ist, ein sogenannter Flasch, also ein anfallsartiges Erröten, eine Urticaria, also eine Nesselsucht mit oder ohne Juckreiz und ein Angioedem, also eine Schwellung von Haut- und Schleimhautanteilen. Grad 2 umfasst zusätzlich zu Juckreiz und den oben geschilderten Veränderungen auch einen Brechreiz, einen Nasenausfluss, nicht ein Nasentröpferl, sondern es rinnt, richtig, eine Heiserkeit und in weiterer Folge Atembeschwerden, Herzbeschwerden mit Herzjagen und auch schon Blutdruckabfall. Und zwar mehr als 20 Millimeter vom oberen systolischen Wert. Auch Herzstolpern und Krämpfe können auftreten. Ich werde das mehrmals wiederholen, weil es so wichtig ist. Ab diesem Grad 2, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, müssen Sie die Rettung verständigen. Kann man noch bei Grad 1 überlegen, nehme ich irgendetwas oder nicht? Nicht gleich das Adrenalin, sondern antiallergische, sonstige Symptomnehmende Medikamente ist ab Grad 2 zwingend ein Notarzteinsatz erforderlich. Warum? Weil sich das Ganze rasant verschlechtern kann und dann geht es wirklich ans Leben. Bei Grad 3 entsteht zusätzlicher Brechen. Unwillkürlicher Haar- und Stuhlverlust, ein Warnsignal der ersten Güte, Kehlkopfschwellungen mit Atemnot, Verengung der kleinsten und mittleren Bronchien, Erstickungsanfälle, Letztlich auch die Blaufärbung des Gesichtes, also Ausdruck dieser Sauerstoffnot und dann ein Schock der fließende in den Grad 4 übergeht. Das bedeutet akute Verschlechterung mit Atem- und Herzkreislaufstillstand, also drohendes Sterben. Bei einer Reaktion von schwere Grad 1 ist die weitere Entwicklung und Dynamik dieser Reaktion zunächst nicht absehbar. Die Symptome können in unterschiedlicher Weise gleichzeitig oder nacheinander auftreten. Es kann zuerst auch mal Kreislaufreaktionen geben, ohne dass davor die Haut- oder Atemwege Veränderungen zeigen. Zu Beginn einer Anaphyloxie können sich im Sinne von Warnzeichen also unspezifische Vorboten und auch leichtere Beschwerden bemerkbar machen. Dazu gehören Juckreiz, komisches Brennen an den Hand-, Innenflächen- und Fußsohlen, aber auch im Genital, also im Intimbereich, metallischer Geschmack auf der Zunge. Immer dabei Unruhe, Angstgefühle und absolute Verunsicherung bis hin zur Desorientierung. Vorsicht, diese Beschwerden sind nur bei Erwachsenen und nicht bei Kindern erkennbar. Natürlich gibt es auch hier die Ausnahmen, aber bei Kleinkindern erwarten Sie bitte ganz andere Symptome, nämlich plötzliches, komisches Verhalten. Die Kinder sind ganz anders. Man erkennt das daran, dass sie aufhören zu spielen, dass sie sich zurückziehen in sich selber, dass sie unruhig sind, herumzappeln. Und meistens fangen sie dann auch schon an, ein bisschen hüsteln und husten und pfeifen. Dieses Atemgeräusch, das ist wie eine singendeMelodie ist. Klarerweise können auch plötzliche Schwellungen der Haut und Schleimhäute auftreten, die durch Wassereinlagerungen verursacht werden. Ist aber auch bei Kindern eher selten. Generell kann man sagen, dass die Haut bei der Anaphyloxie eine der wichtigsten Alarm-Ebenen darstellt. An den oberen Appenwegen beschreiben die Betroffenen oft als Frühzeichen ein Brennen, ein Kribbeln, Juckreiz der Zunge oder am Gaumen. Im mittleren Abschnitt des Rachens kann eine Schwellung des Gaumenzäpfchens und der Zunge beobachtet werden. Das heißt, die Menschen bekommen plötzlich eine veränderte, verwaschene, man sagt klossige, wie wenn man einen Knödel im Mund hätte, Sprechweise. Es werden Worte undeutlich ausgesprochen, so wie wenn man eben eine heiße Kartoffel im Mund hätte. Ab Grad 2, auffallendstes Warnsymptom, Schluckbeschwerden, unkontrollierbarer Speicheln, Nasenfluss und die pfeifenden, zischenden Atemgeräusche. Ich wiederhole es noch einmal. Das ist eine ganz ernste Vorwarnung, dass als nächstes die Atemwege blockieren werden. Daher ab Grad 2, wenn Ihnen das auffällt, den Notarzt rufen. In der Lunge kann es besonders bei vorbestehendem Asthma zur Entwicklung von Atemnot kommen. Klinische Zeichen sind Giemen, ein trockenes, pfeifendes Atemgeräusch, eine verlängerte Ausatmungszeit und eine gesteigerte Atemfrequenz. Bei Erwachsenen bedeutet das mehr als 20 pro Minute. Die Verengung der Atemwege ist besonders bei Kindern und Jugendlichen eine lebensbedrohliche Reaktion. In unterschiedlichem Ausmaß kann auch eine Verengung von Blutgefäßen entstehen. Dadurch kann eine zum Teil extreme Erhöhung des Widerstandes in den Lungenadern bis hin zum Atemstillstand entstehen. In dieser Situation ist meistens eine Wiederbelebung erforderlich. Ebenso kann durch diese vermehrte Druckveränderung in der Lunge und die daraus entstehende Gefäßwanddurchlässigkeit, Flüssigkeit in der Lunge auftreten, also ein Lungenödem entstehen. Es kommt generell durch die Gefäßveränderungen zu einem Flüssigkeitsaustritt ins Gewebe und damit natürlich auch zu einem Volumenmangel im Blutkreislauf, gefolgt von Blutdruckabfall und Herzjagen. Es können aber auch andere Herzkreislaufprobleme wie Herzstolpern oder ein ganz langsamer Puls auftreten. Die Symptome im Verdauungstrakt umfassen teils krampfartige Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Darüber hinaus kann es zu verstärkter Darmbewegung mit Blähungen, Stuhldrang bis hin zu unwillkürlichem Stuhlverlust kommen. Weitere Symptome können Unruhe, Angst, Harndrang, gestörte Blasenentleerung und bei Frauen Gebärmutterkrämpfe sein, Bitte nehmen Sie das mit. Spätestens bei solchen Symptomen müssen Sie den Notarzt verständigen, denn jetzt beginnt die Ernsthaftigkeit der Anaphylaxie, sich bemerkbar zu machen. Auch im Verdauungstrakt gibt es recht zwiedere Beschwerden. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Krämpfe. Manche Frauen berichten auch Krämpfe im weiblichen Genitalbereich. Und immer, immer wieder, hole ich das, kommen Unruhe, Angst und entsprechende Hilflosigkeit dazu. Also so einen Patienten dürfen wir nie alleine lassen. Rettung rufen, beruhigen, beengte Kleidung aufmachen, stabil irgendwo hinsetzen, nicht stehen lassen, Wärmeverlust vermeiden, trinken nur, wenn der Patient den Becher selber halten kann und durchaus, wenn es schlechter wird, die Rettung nochmal verständigen. Fragen, hast du einen Pen oder hast du einen Nasenspray und dann diesen anwenden. Und wenn Sie das noch nie gemacht haben und Sie haben Allergiker in Ihrer Familie beraten lassen, gehen Sie zur Hausärztin, zum Hausarzt, lassen Sie sich zeigen, wie man das anwendet. Übrigens, natürlich ist die Wissenschaft hier höchst interessiert daran, was für Auslöser eine solche anaphylaktische Reaktion hervorrufen. Seit 2006 gibt es auch ein eigenes Anaphylaxieregister, das in ganz Europa solche schwerwiegende allergische Reaktionen dokumentiert. Die Symptomatik der anaphylaktischen Reaktion setzt also meistens akut ein und sie kann auch sehr rasch fortschreiten. Sie kann aber auch plötzlich, bis sie gekommen ist, wieder verschwinden. Es sind also beide Pfeile möglich, sowohl in Richtung alles, wie wenn nichts gewesen wäre, bis hin zu Schock und Tod. In 5 bis ca. 20% aller dokumentierten Fälle kommt es nach einer erfolgreichen Therapie zu verlängerten oder biphasischen Verläufen mit erneuerter Symptomatik meist nach 6 bis 24 Stunden. Also auch hier mahne ich Sie, ohne lästig sein zu wollen, vertrauen Sie dem Notarzt, er wird Sie als Betroffenen oder den Patienten, die Patientin ins Krankenhaus bringen, wo man Sie eben eine Nacht beobachtet. Es gibt natürlich auch spezielle Risikofaktoren. Das ist schwere körperliche Belastung als Auslöser. Natürlich wieder einmal das verflixte Nikotin, das Rauchen, egal in welcher Form, auch diese kleinen witzigen Dinge, die man in der Elektrozigarette raucht, schädigen das Bronchialsystem und erzeugen ganz beträchtliche allergische Basisprobleme. Bei Männern und hohem Lebensalter ist ebenfalls eine vermehrte, derartige überschießende Reaktion zu beobachten. Dass Alkohol und verschiedene Medikamente, vor allen Dingen wenn man sie dummerweise kombiniert, sehr gefährlich sein können, ist eigentlich eine Binsenweisheit. Ich erinnere an alle, die so leichtfertig, weil es ja auch im Fernsehen jeden Tag 18 Mal gebracht wird, Nehmen Sie doch Voltadol, nehmen Sie doch irgendetwas, die sogenannten NSAR, nicht-steroidalen Antirheumatika, also Medikamente ohne Kortison. Das können Sie ruhig schmieren, machen Sie nur. Menschen mit kardialen Problemen, also Herzproblemen, die Beta-Blocker, ACE-Hema nehmen müssen, sind ebenfalls wesentlich gefährdeter, eine solche überschießende allergische Reaktion zu produzieren. Gott sei Dank selten, aber doch gibt es eine Mastozytose. Mastozytoseaktivierungssyndrom, MCAS, nachzuhören in meinem Podcast Doc on Air Folge 64, macht auch eher schlechte Karten. Eine bestehende Unverträglichkeit gegen Erdnüsse oder verschiedene Obstformen oder gegen Fisch, dort speziell gegen die wunderbaren Langusten und die Prowns, ist ebenfalls ein Risikofaktor für allfällig auftretende schwere Reaktionen. Nun, die spezifische medikamentöse Therapie ist auf zwei Punkte zu reduzieren. Der wichtigste Arzneistoff in der Akuttherapie der Anaphylaxie ist das Adrenalin, das mit einer sofortigen, in den Muskel abgegebenen Dosis von 0,15 bis 0,6 Milligramm Adrenalin immer eine sofortige Erleichterung zeigt. Trotzdem brauchen wir den Notarzt. Also das Zweitwichtigste ist hier wiederum den Notarzt verständigen, wenn eine derartige allergische Reaktion absehbar ist. Es gibt diese Epipens in zwei Farben. Die orangenfarbene für Patienten ab dem fünften Lebensjahr und für Erwachsene und für die Kinder unter fünf Jahren den grünen Epipen. Die Injektion von Adrenalin unter die Haut, wie man das früher gemacht hat, wird wegen der unzureichenden Aufnahme, also nicht steuerbaren Resorption und damit meist verbundenen verzögerten Wirkung nicht mehr empfohlen. Seit August 2024 ist auch in der EU der Epinephrin, also Adrenalin, Nasenspray zur Behandlung der Anaphylaxie zugelassen. Eine Dosis des Nasensprays, er nennt sich EUR-Nephi, richtig, nicht Euro, sondern EUR-Nephi, ah ja, Neffe, da merkt man es sich am leichtesten, liefert 2 Milligramm Epinephrin in einer 100 Mikroliter Lösung direkt in die Nasenschleimhaut und wird von dort auch wunderbar resorbiert. Wenn sich die Symptome nach etwa 10 Minuten weiter verschlechtern oder neuerlich auftreten, verwenden Sie einen neueren Nasenspray, um eine zweite Dosis bitte wichtig in dasselbe Nasenloch wie bei der ersten Dosis zu verabreichen. Die Erfahrungen mit dem Nasenspray sind sehr positiv, da es eine Alternative zu Injektionen darstellt, die weniger Schwellenangst auslöst und die Anwendung für Betroffene und Ersthelfer durchaus erleichtern kann. Ein weiterer wichtiger toller Punkt ist, dass dieses Arzneimittel keine besondere Aufbewahrung braucht. Sollte es versehentlich mal tiefgekühlt sein, macht das dem Medikament nichts. Natürlich geht es nicht tiefgekühlt in die Nase. Man muss es auftauen lassen. Also in den Tiefkühlschrank legen Sie es bitte nicht. Und jetzt werde ich recht herzlos und eigentlich auch ein bisschen streng. Denken Sie unbedingt daran, wenn Sie Allergiker sind, Ihren Pen oder Nasenspray dabei zu haben. Im Nachtkasterl hilft da rein gar nichts. Entschuldigung, aber das muss man ganz klar sagen, Sie müssen ein Pen mit sich tragen, bei sich haben, unmittelbar bei sich haben. Dass die wichtigste Therapie bei Allergien das Vermeiden des eigentlichen Auslösers aller Allergien ist, ist auch wieder eine Binsenweisheit. Lassen Sie mich noch ganz kurz zu den Kosten kommen. Jede zehnte Krankschreibung wird in Europa wegen einer Allergie ausgestellt. Jede zehnte. Das kostet die Krankenkassen, aber auch die Arbeitgeber Unmengen von Geld. Man schätzt ungefähr, dass die direkten Kosten von Allergiebehandlungen in Form von Untersuchungen, Behandlungen, Medikamenten, ungefähr 600 Euro pro Patient pro Jahr ausmachen. Das wären also bei einer Million Patienten in Österreich durchweg 600 Millionen Euro. In Deutschland sind es 1,2 Milliarden Euro. Auch die indirekten Kosten darf man nicht unterschätzen. Sie resultieren aus Arbeitsausfall, Produktionsverlusten, Fehltage, letztlich Berufsunfähigkeit, Frühpension und andere schlimme Einschränkungen, die sowohl unser gesamtes System, aber speziell die Patienten betrifft. Experten schätzen diese Kosten auf ungefähr 800 Euro pro Allergiepatient. Das heißt, der Volkswirtschaft in Deutschland entsteht ein Schaden von etwa 1,6 Milliarden Euro pro Jahr. In Österreich gibt es diesbezüglich leider keine Daten, ich habe sie zumindest nicht gefunden. Für Europa schätzt die Europäische Stiftung für Allergieforschung den Schaden sogar auf mehr als 100 Milliarden Euro. Diese Zahl wird sich durch die Auswirkungen der Klimakrise und natürlich dadurch Verlängerung der Pollen-Saison noch steigern. Arztgespräche, Allergie, Tests und Therapien sollten immer von einem Facharzt für Haut, Lungen, HNO durchgeführt werden beziehungsweise von einem Institut, das sich mit allergischen Problemen beschäftigt. Eine Allergie kann also sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen ganzjährig diagnostiziert werden. Man muss nicht warten, bis die Pollen da sind. Meistens lässt sie sich eben nicht sofort erkennen. Das heißt, gehen Sie beim geringsten Zweifel zu Ihrem praktischen Arzt, praktischen Ärztin, lassen Sie sich in eine Allergieeinrichtung überweisen und kommen Sie dorthin, nachdem sie den Termin ausgemacht haben und auch die Verhaltensmuster klargestellt sind. Dann gibt es natürlich noch eine weitere sehr gute Therapie, eine spezifische Immuntherapie im Sinne einer Hyposensibilisierung. Das ist kann subkutan, also unter die Haut, aber auch sublingual, also unter die Zunge entsprechend verarbeitet werden, braucht aber meistens doch zwei bis drei Jahre und kostet wiederum Minimum 2.000 bis 3.000 Euro. Das zahlt natürlich auch hier bei nachgewiesener Allergie die Krankenkasse. Also für alle, die jetzt so ein bisschen gerne gerade schimpfen auf Krankenkassen und sonstige Institutionen, denken Sie mal nach, was die gerade bei diesen Bevölkerungsgruppen mit Allergien alles leisten. Was gibt es noch? Zur Linderung akuter Beschwerden gibt es natürlich verschiedene Antihistaminika. Ich nenne nur zwei, Tetherizin und das Loratidin. Es gibt abschwellende Nasensprays, aber wiederum Vorsicht, zu langer Gebrauch macht eine eigene Nasenspray-Krankheit abhängig und schädigt die Nasenschleimhaut ganz gewaltig, sodass Sie überhaupt keine Abwehrfunktion mehr haben und von einem Schnupfen in den anderen stolpern. Natürliche Hilfsmittel sind auch Salzwassernasenspülungen. Es gibt auch lindernde Augentropfen. Und wenn Sie zu Hause im Winter jetzt fest heizen, achten Sie darauf, dass die Luftfeuchtigkeit in Ihren Wohnräumen bei Minimum 50% liegt. Und lassen Sie das Schlafzimmer kalt. Ihr Immunsystem wird es Ihnen danken. Auch die Sauna ist ein sehr guter Tipp, wenn es nicht Gegenanwendungen gibt. Verschiedene pflanzliche Medikamente bzw. Therapeutika wie zum Beispiel das berühmte Augentroströpferl seien nur erwähnt. Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich bitte an die Interessensgemeinschaft Allergievermeidung, eine wilde Abkürzung, IGAV. Diese Interessensvertretung ist in Wien beheimatet, erreichbar unter der Telefonnummer 01-212-6060 oder per E-Mail info@allergenvermeidung.org oder auf der Homepage https://www.allergenvermeidung.org Ich danke für Ihre Zuhören, wünsche Ihnen einen wunderschönen und herrlichen Herbst, möglichst ohne Allergien. Ihr Dr. Huber.