DOC on AIR - Erste Hilfe im Alltag

Notfallmedizin im Alltag

#63 - Hämorrhoiden

20.09.2025 37 min

Zusammenfassung & Show Notes

Ist das ein Tabu-Thema?
Nein, sicher nicht, denn ca. 50 % bis 70 % der Erwachsenen in Industrienationen leiden im Laufe ihres Lebens an Problemen mit den Hämorrhoide.
Viele Betroffene wissen gar nicht, dass Hämorrhoiden zunächst einmal keine Erkrankung, sondern ein wichtiger Teil des unteren Verdauungstraktes im Darms sind, normalerweise sehen wir sie nicht und nehmen sie gar nicht wahr aber sie erfüllen eine wichtige Funktion, diese Adern ermöglichen den Feinverschluss des Darms.
Unangenehm wird es erst, wenn sie sich krankhaft vergrößern und verlagern.  
In meinem heutigen Podcast Folgenden erkläre ich alle wichtigen Informationen, von der Diagnose bis zur Therapie.

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DOC-ON-AIR - Der Podcast für den Umgang mit medizinischen Notfällen im Alltag von Dr. Joachim Huber.

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#notfallmedizin #ersthilfe #teambuilding #alleswirdgut

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Transkript

Doc on Air - Der Podcast, der Ihnen hilft, richtig erste Hilfe zu leisten. Was tun, wenn jemand Hilfe schreibt? Was tun, wenn zu Hause was passiert? Als erfahrener Notarzt zeige ich Ihnen, wie es geht. Unser Ziel, Wissen statt Angst und Können statt Zweifel. Sehr geehrte Damen und Herren, Zuhörerinnen und Zuhörer, heute habe ich ein meist doch als etwas heikel angesehenes Thema für euch vorbereitet, die Hämorrhoiden. Ist das ein Tabuthema? Nein, ganz sicher nicht. Denn ca. 50 bis 70% aller Erwachsenen in Industrienationen leiden im Laufe ihres Lebens an Problemen mit den Hämorrhoiden. In dieser Podcast-Folge erkläre ich alle wichtigen Informationen, die entscheidenden Hämorrhoiden leiden und natürlich auch die Venenprobleme. Viele Betroffene wissen gar nicht, dass Hämorrhoiden zunächst einmal keine Erkrankung, sondern ein wichtiger Teil des unteren Verdauungstraktes im Darm sind. Normalerweise sehen wir sie nicht und nehmen sie auch gar nicht wahr. In der Regel ist der gesamte Darm von Muskulatur umgeben, die die Darmbewegungen, also die sogenannte Peristaltik, fortsetzen und so auch den Kot hinaus befördern. Bei Menschen und allen Wirbeltieren befindet sich am Darmausgang auch ein Schließmuskel, der die Darmentleerung kontrolliert. Hämorrhoiden erfüllen eine ganz wichtige Funktion. Diese Gefäßpölsterchen ermöglichen, neben dem oben erwähnten Schließmuskel, den Feinverschluss des Darms. Natürlich wird es unangenehm, wenn sie krankhaft vergrößert sind und sich nach außen verlagern. Hämorrhoidaleiden vor dem 35. Lebensjahr sind doch sehr selten, mit Ausnahme vielleicht einer Schwangeren. Die Ursachen der Erkrankung sind weitgehend ungeklärt, natürlich wie immer multifaktoriell. Die meisten Beschwerden treten zwischen dem 45. und 65. Lebensjahr auf. In der Generation 50 plus hat allgemein Schätzungen zufolge schon jeder zweite Österreicher ein sogenanntes Hämorrhoidal-Leiden. Es handelt sich also um ein weit verbreitetes, leider aus Scham oft tabuisiertes Volksleiden, von dem Männer und Frauen gleichermaßen betroffen sind. Nun zuerst einmal einige Begriffe. Wir Ärzte schmeißen immer mit Latein und Griechisch um uns herum und man hat dann oft Schwierigkeiten, es zu verstehen. Bleiben wir gleich beim Thema. Der Arnus kommt aus dem Lateinischen und heißt eigentlich Fußring im Altgriechischen Proktos. Das ist immer das Problem. Griechisch, Deutsch, Latein. Also in diesem Fall Anus Latein, Griechisch Proktos, Deutsch der After. Umgangssprachlich auch oft als Poloch, Rosette, aber auch mit ein bisschen Augenzwinkern als Auspuff bezeichnet. Es handelt sich dabei um die Auftrittsöffnung, der Darmendung vom Menschen und auch bei vielzähligen Tieren. Dadurch wird das, was von unserer Nahrung übrig bleibt, also der Kot, über den Anus ausgeschieden. Hämorrhoiden kommen vom altgriechischen Hämer, Blut und Rehen fließen. Früher hat man auch blinde Adern oder goldene Adern dazu gesagt. Volkstümlich versteht man unter Hämorrhoiden aber meist Beschwerden, verursachende, vergrößerte, entzündete oder tiefer getretene Gefäßformationen. Diese Beschwerden zeichnen sich vor allem durch ein Fremdkörpergefühl, wiederholte Blutungen, anales Nässen, quälenden Juckreiz sowie gewisse Anzeichen einer Inkontinenz wie Stuhlschmieren aus. Wenn wir nun zu den Definitionen gehen, dann kann man sich hier schon auf die Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie, schon wieder so ein neues Wort, Kolon ist der Enddarm. Proktos, haben wir schon gehört, ist dann letztlich der Auspuff. Also diese deutsche Gesellschaft spricht erst dann von Hämorrhoiden, wenn sich diese Gefäßpölsterchen ganz deutlich vergrößern und Beschwerden verursachen. Solange diese Beschwerden nicht vom Patienten wahrgenommen werden, ist es auch kein Hämorrhoidal Leiden. Leiden, klare Sache, Beschwerden. Diese klare Begriffsdefinition wird allerdings in vielen Publikationen und insbesondere in der Alltagssprache weitgehend missachtet. Der anatomische Begriff Hämorrhoiden wird daher oft als Synonym für ein Hämorrhoidal-Leiden verwendet. Speziell in der Schweizer und englischen Fachliteratur werden auch noch die älteren Begriffe innere und äußere Hämorrhoiden verwendet. In Österreich und in Deutschland wird statt der Bezeichnung äußere Hämorrhoiden richtigerweise meist von einer perianalen, also rund um den Anus entstandenen Gefäßverstopfung Thrombose gesprochen. Diese Anal-Venenthrombose sind schmerzhafte blau-schwarze Blutergüsse, die eben durch eine geplatzte oder verstopfte Vene entstehen. Ein weiterer Begriff, den wir öfters schon gehört haben und vielleicht nicht zuordnen können, das sind die Marisken. Als Marisken bezeichnet man schmerzfreie, hautfarbene Hautläppchen am äußeren Rand des Analbereichs. Sie können in der Größe von wenigen Millimeter bis einige Zentimeter variieren. Die Konsistenz kann weich oder auch etwas bindegewebiger derb sein. Aber sie füllen sich beim Pressen nicht mit Blut und lassen sich auch nicht in den Nanalkanal zurückdrängen. Von Laien werden sie oft mit Hämorrhoiden verwechselt, da sie im gleichen Bereich liegen und halt, wie so oft, nicht genau beurteilt werden können. Analfissuren sind meist doch sehr schmerzhafte Risse in der Analhaut, die oft durch einen harten Stuhl ausgelöst werden. Natürlich gibt es auch verschiedene Sexualpraktiken, die diese doch sehr zarte Schleimhaut recht beleidigen kann. Und dann kommt es zu einer hellroten Blutung sowie zu starken Schmerzen, leider Gottes gar nicht selten, weil Kot halt doch nicht etwas Steriles ist, auch zur Abszessbildung. Eine Analfistel dagegen ist ein Entzündungskanal. Ein Entzündungskanal, der also direkt durch solche chronische Probleme in den Hämorrhoiden entsteht. Wenn wir nun über diese Fisteln sprechen, dann muss uns klar sein, dass das ein schweres, chronisches Leiden ist, das wirklich rasch einer Lösung bedarf. Sonst haben wir hier ein ernstes Problem auch mit Infektionen, besonders Frauen, wo wir ja wissen, dass wenige Zentimeter entfernt die Vagina, also die Scheide da ist, die über einen solchen Infektionskanal natürlich dann schon ganz böse Krankheiten bekommen kann. Wenn wir nur die Ursachen von Hämorrhoidal leiden, wie gesagt, eine eigentliche auslösende Problematik wissen wir nicht. Aber wenn wir über diese Ursachen reden, dann habe ich vorher schon gesagt, es ist multifaktoriell. Also kranke Hämorrhoiden entstehen immer nur, wenn mehrere Dinge zusammenspielen. Da ist als erstes der länger anhaltende und wiederholte Druck auf den Nanalkanal zu bemerken. Ich rede nicht von der gesunden und wie wir später noch hören werden, ganz, ganz wichtigen Gymnastik, mit der wir den Beckenboden stärken. Es gibt natürlich noch andere Risikofaktoren. Eine davon ist gar keine Diskussion, eine Störung und Unterbrechung des Entleerungsreflexes. Das heißt, ich muss aufs Klo. Also, Popo an Großhirn, bitte aufs Klo gehen. Großhirn an Popo, habe keine Zeit, bin so wichtig, muss noch was erledigen. Popo an Großhirn, keine gute Idee, dann werde ich verstopft sein. Und schon ist es passiert. Und natürlich können wir durch eine willentliche Anspannung des äußeren Schließmuskels diesen Entklärungsvorgang stoppen. Das führt dann natürlich zu einer längeren Verweildauer des Stuhls im Enddarm. Dort wird dem Stuhl weiter Wasser entzogen und, na richtig, es führt zu einer weiteren Verfestigung. Und im schlimmsten Fall entstehen dann sogenannte Kotsteine, auch Koprolite genannt. Das ist wieder griechisch und latein, macht nix. Das sind harte Kotballen, die aus massiv eingedicktem Stuhl und angelagertem Darminhalt bestehen können. Diese Kopoliten behindern die Darmpassage, führen immer zu Schmerzen, führen oft auch zu paradoxen Durchfall. Das heißt, es kommt ein kleiner Spritzer, flüssiger Kot, aber dann bleibt das Ganze stecken und kann auch zu einem Darmverschluss führen. Also eine Behandlung muss rasch erfolgen und mit Sicherheit von geschulten Menschen erfolgen. Das sind natürlich diplomierte Pflegefachkräfte, aber eben auch sogenannte Proktologen oder Ärzte, die sich mit dem Thema Auspuff intensiv beschäftigen und eine Lösung finden. Dass dazu auch Medikamente, Einläufe und manchmal sogar auch eine manuelle Ausräumung notwendig ist, sei nur erwähnt. Das bedeutet für den Patienten sehr, sehr lästige Beschwerden. Daher, wenn ein Stuhl abgesetzt werden soll und der Körper meldet das, dann bitte vielmals folgen Sie diesem Reflex, nehmen Sie es ernst. Wir sprechen später noch einmal ein bisschen über diese Regelmäßigkeiten. Natürlich kann eine chronische Verstopfung auch durch eine überwiegend sitzende Arbeits- und Lebensweise, aber auch durch eine ballaststoffarme Ernährung in Kombination mit zu geringer Flüssigkeitsaufnahme entstehen. Wenn dann wirklich eine Stuhlverhärtung da ist, noch nicht Kotsteine, dann brauchen wir ein verstärktes Pressen, um den Stuhlgang überhaupt in Gang zu bringen. Das wiederum übt vermehrten Druck auf diese Gefäßpölsterchen, diese abdichtenden Schwellkörper aus und drückt diese nach unten. Geschieht nun dieses Pressen ohne, dass der Entleerungsreflex ausgelöst wird, dann wird dieser ausgeübte Druck nach unten auch letztlich den Abfluss des Blutes aus dem Pölsterchen verhindern, wodurch sich die Hämorrhoiden vergrößern können. Auch das regelmäßige Heben schwerer Lasten oder das Ausüben von übertriebenen Kraftsportarten führt zu einer Druckerhöhung auf den Bauchraum oder im Bauchraum. Auch eine Schwangerschaft kann zu einer Erhöhung des Druckes führen und damit ebenso, wie schon erwähnt, zur Behinderung des notwendigen Blutabflusses. Bei der Schwangerschaft spielt natürlich auch die hormonelle Umstellung eine große Rolle, weil das Bindegewebe dadurch aufgelockert ist und damit Hämorrhoiden viel schneller entstehen. Gute Nachricht für alle werdenden Mütter, die Hämorrhoiden verschwinden fast immer nach der Geburt von alleine. Dass eine gewisse genetische Veranlagung für eine Venen- oder Bindegewebsschwäche verantwortlich ist, das sei doch nur erwähnt. Wenn wir also von symptomatischen Hämorrhoiden sprechen, dann sprechen wir immer von einer voranschreitenden Erkrankung. Wir Ärzte teilen sie in vier Erkrankungsgrade ein. Grad 1, die Hämorrhoiden sind etwas vergrößert, aber weder tastbar noch von außen sichtbar und machen eigentlich keine Beschwerden. Grad 2, die Hämorrhoiden sind schon etwas stärker vergrößert und können beim Stuhlgang oder beim Pressen, auch bei ganz normalen körperlichen Aktivitäten. Aus dem After hervortreten. Meistens ziehen sie sich nachher wieder von selbst ins Innere zurück. Man kann vielleicht als Betroffener mal ein bisschen hellrotes Blut auf dem Klopapier sehen. Manchmal gibt es auch schon ein gewisses Nässegefühl, Brennen oder Juckreiz. Grad 3, hier sind die Hämorrhoiden bereits so stark vergrößert, dass sie beim Stuhlgang und auch ohne wesentliche körperliche Anstrengung aus dem After heraustreten. Sie ziehen sich nicht mehr von selbst in ihre ursprüngliche Lage zurück. Man kann sie doch meistens noch mit Hilfe der Finger wieder an ihren ursprünglichen Platz im Körper zurückschieben. Die Patienten leiden natürlich sehr unter der Einschränkung der Stuhlhaltefähigkeit, also doch unter einer gewissen Inkontinenz. Und das ist für Männer und Frauen gleich unangenehm, weil es sehr oft auch mit einer partiellen, also teilweise, Harninkontinenz verbunden ist. Das bedeutet, dass nicht nur Stuhlnachschmieren, sondern auch verschiedene Harntröpfchen, die Unterhose stark verschmutzen, dass ein Fremdgefühl da ist, Fremdkörpergefühl da ist und was besonders zuwieder ist, das Gefühl einer unvollständigen Darmentleerung. Beim Grad 4 sind die Hämorrhoiden so stark vergrößert, dass sie dauerhaft aus dem After heraus schauen. Sie können nicht mehr zurückgeschoben werden und sie haben sehr häufig auch einen Teil der Analschleimhaut mit sich gezogen. Wir Ärzte sprechen daher von einem Analprolaps. Bleibt ein solcher Vorfall von Enddarmschleimhaut und Hämorrhoiden über längere Zeit unbehandelt, so kann sich das natürlich nicht nur zu einem permanenten Analprolaps entwickeln, sondern auch eine beträchtliche, für die Patienten unangenehme Entzündung chronischer Art erzeugen. Aufgrund der hohen Verbreitung von solchen Hämorrhoidalleiden ist es gar nicht verwunderlich, dass die Betroffenen die Diagnose selber stellen. Ich bitte Ihnen, meine Zuhörerinnen und Zuhörer, eindringlich zu bedenken, dass andere durchaus gefährliche Darmprobleme wie zum Beispiel Analfissuren, Analfisteln, auch eine chronische Entzündung wie der Morbus Crohn oder Gott behüte ein Darmkrebs, ähnliche Beschwerden machen. Bei Symptomen und Erkennen vom Blut im Stuhl anhaltenden Schmerzen oder tastbaren Knoten ist es daher immer notwendig, eine ärztliche Abklärung anzustreben. Nur dann kann die genaue Ursache festgestellt werden und rechtzeitig auch eine gute und erfolgreiche Therapie eingeleitet werden. Also, ich will nicht belehrend sein, aber glauben Sie mir, nur ein Arzt oder eine diplomierte Krankenschwester, Pfleger können unterscheiden, ob es sich um eine harmlose Hämorrhoide oder eine andere schwerwiegende Erkrankung handelt. Nun, lassen Sie uns ganz kurz über das Vorbeugen sprechen. Die Becken-Boden-Gymnastik ist sicherlich eine der ganz, ganz wichtigen Selbsthilfemöglichkeiten, auch im frühen Alter. Sie verringert den Druck auf die Hämorrhoiden und fördert immer auch deren Rückbildung. Eine, um ein Beispiel zu sagen, typische Übung ist das Anspannen des Schließmuskels und das Zurückziehen der Muskulatur, als müsste man den Harnfluss stoppen. Dann wird diese Spannung für ungefähr 10 Sekunden gehalten. Zählen Sie bitte wirklich langsam bis 10. Dann wird wieder losgelassen, also bewusst entspannt. Diese Übung sollte man 20 bis 30 Mal und auch mehrmals am Tag wiederholen. Das ist für den Erfolg wichtig. Er stellt sich fast niemals nach ein paar Wochen ein und probieren Sie es aus. Die Übung kann man überall und, das ist das Gute dran, völlig unbemerkt durchführen. Die Ernährung ist ein weiterer ganz wichtiger Vorsorgefaktor. Abwechslungsreich und ballaststoffreich. Das bedeutet Vollkornprodukte, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, wie zum Beispiel Erbsen, Bohnen, Linsen. Diese Ballaststoffe werden vom Körper nicht gut verdaut und füllen daher in Enddarm auch rascher zu einem Entleerungsrefekt. Und scharfe Gewürze wie Chili und Pfeffer können die empfindliche Haut im Analbereich zusätzlich reizen. Also wenn man schon Probleme mit den Hämorrhoiden hat, dann sollte man auf diese Gewürze so lange verzichten, bis das in Ordnung ist. Ja, die schlechte Nachricht. Auch Alkohol und klarerweise zu viel Nikotin werden die Symptome nicht verbessern. Dass ein weicher Stuhlgang durch eine ausreichende Flüssigkeit von 1,5 bis 2 Liter pro Tag erreicht wird, ist eigentlich schon ein bisschen eine Binsenweisheit. Bleiben Sie bei kalorienarmen Getränken wie Wasser oder gesüßtem Tee. Ein Trick, morgens auf nüchternen Magen ein Glas warmes Wasser, eventuell mit zwei Esslöffeln Bio-Apfelessig trinken, hilft fast immer die Verdauung entsprechend in Gang zu setzen. Und jetzt, ich habe es vorher schon angedeutet, noch einmal. Ein regelmäßiger Stuhlgang muss, muss erzielt werden. Wann immer es möglich und nötig ist, sollte die Toilette rasch aufgesucht werden. Also wenn der Stuhl dran kommt, nicht auf später verschieben. Klarerweise Dauersitzungen, die mit nur ständigen Pressen erfolglos sind, sind auch nicht gerade das Optimale. Bewegung und sportliche Aktivität, also regelmäßige, nicht übertriebene Sportarten, Ausdauersportarten sorgen dafür, dass der Stuhlgang unproblematischer wird. Ganz wichtig ist also neben der Bewegung und Gymnastik auch die Muskeln aufzubauen. Also wir sind wieder bei der Becken-Boden-Gymnastik. Die Fettleibigkeit abzubauen, also wir sind wieder bei der gesamten Risikominimierung. Ja, und achten Sie bitte auch auf eine sanfte Hygiene der Analregion, um diese empfindlichen Bereiche nicht zu reizen. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Hämorrhoidal-Leiden? Es richtet sich natürlich immer nach den Beschwerden und dem Grad des Hämorrhoidenvorfalles. Fall ist, bei Hämorrhoiden ersten Grades genügt es fast immer, die Lebensweise ein bisschen anzupassen, genug zu trinken, ausreichende Ernährung, Ballaststoffreichung, ausreichende Bewegung. Und, das kann man nicht oft genug bedrohen, dem Stuhldranggefühl mit einem Toilettengang rasch nachkommen und nicht allzu viel pressen. Wenn es doch schon zu begleiten Symptomen wie zum Beispiel Juckreiz gekommen ist, können vorübergehende Salben und Zäpfchen genutzt werden. Ihre Apotheke wird Sie hier sicherlich gerne und gut beraten. Sollten entsprechende Beschwerden aber doch andauern, dann ist auch bereits bei diesem ersten Grad eines Hämorrhoidalleidens eine regelmäßige Sitzbadtherapie sinnvoll. Ich erwähne hier jetzt nur die Eichenrindensitzbäder, weil sie den Juckreiz und das Brennen lindern. Sie sind zwar etwas aufwendig in der Anwendung, aber wirklich sehr erfolgreich. Die Zubereitung eines solchen Sitzbades erfolgt, indem man zwei bis drei gehäufte Esslöffel getrockneter Eichenrinde bekommt man in der Apotheke, mit einem Liter kochendem Wasser übergießt und das Ganze ca. 10-15 Minuten ziehen lässt. Dann natürlich abseihen und auf eine für ein Bad angenehme Temperatur herunterkühlen. Das ist meistens so 35 Grad. Bitte nur jeden zweiten Tag für 15 Minuten in ein solches Labor sitzen. Bei Herzerkrankungen, starken, veränderten Blutdruckschwankungen oder, Gott behüht, großflächig offenen Wunden immer vorerst mit dem Arzt reden und nicht von sich aus zu einem echten Rindensitzbad anwenden. Es gibt noch etwas ganz Interessantes, das sind Pflanzenstoffe, sogenannte OPCs, Oligomere Proanthrocyanidizine. Das sind Pflanzenstoffe, die unter anderem in Traubenkernen, merken Sie sich, das OPC und mit der Hämorrhoide verknüpft, weiß jeder Apotheker, was Sie wollen. Also Traubenkerne, Beeren haben diese Pflanzenstoffe, die als starkes Antioxidant wirken. Die haben sich sehr gut bewährt. Sie fördern auch die Produktion von Kollagen und Elastin, was die Heilung des betroffenen Gewebes unterstützt. Verschiedene Salben und Cremen habe ich schon ein bisschen erwähnt. Also Präparate zum Auftragen auf und natürlich auch in den Analbereich können Symptome wie Juckreiz und Schmerzen lindern. Ich bitte Sie aber bei der Verwendung von Zäpfchen sehr behutsam zu sein. Auf die Zapferlspitze gehört immer ein bisschen eine Gleitcreme, kann durchaus sowas wie Nivea sein. Und da muss es sehr liebevoll und vorsichtig dem Rhythmus des Auf- und Zugehens vom Popo eingeführt werden. Nichts mit Gewalt, bitte. Dass auch pflanzliche andere Präparate, wie zum Beispiel die Wirkstoffe aus der Rosskastanie oder dem Mäusedorn helfen, nicht nur bei der Behandlung von Hämorrhoiden, sondern auch bei Venenleiden sei nur erwähnt. Kamille, Kornblume, Ringelblume beruhigen als Salbe oder als Tee die gereizte Haut und fördern ebenfalls die Heilung. Eine weitere Option ist die Anwendung von Kompressen mit einer 3% Kochsalzlösung. Auch das bekommen Sie in der Apotheke. Das hilft insbesondere, wenn schon einige Hämorrhoiden thrombosiert sind, weil sie dadurch rascher abschwellen. Bei Hämorrhoiden zweiten Grades ist häufig eine Verödungsbehandlungsklerosierung, also das Einspritzen eines Medikamentes, welches die Hämorrhoidalknoten zum Schrumpfen bringt, sinnvoll. Manchmal wird der Arzt auch eine kleine Gummibandligatur, also ein Gummibändchen, um so eine erweiterte Hämorrhoide wickeln und sie damit abschnüren. Diese Gummibandligatur ist übrigens schmerzfrei. Das Gewebe wird ganz von alleine ohne entsprechende Blut- und Sauerstoffversorgung abfallen. Keine Sorge, das tut wirklich nicht weh. Alternativ dazu sind natürlich wiederum die Injektionen mit einer Sklerosierung zu erwähnen. Auch das tut nicht weh. Warum? Weil der Arzt natürlich ein Spezialmedikament verwendet, wie Sie es ja auch vom Zahnarzt kennen und damit ist das schmerzfrei. Oft ist eine Langzeitbehandlung doch auch notwendig und hier sei die Laserbehandlung der Hämorrhoiden erwähnt. Manchmal muss man auch minimalinvasiv zu einem operativen Eingriff greifen. Hämorrhoiden dritten und vierten Grades erfordern immer eine Behandlung und fast immer auch einen operativen Eingriff. Welche Operationstechnik hier geeignet erscheint, hängt ganz von ihrem individuellen Befund ab. Moderne OP-Techniken bei Hämorrhoiden umfassen die Stapler-Hämorrhoidektomie, die sogenannte Longo-OP, bei der die Schleimhaut mit Hilfe eines Klammernahtgerätes entfernt wird, um die Hämorrhoiden nach oben zu ziehen. Das klingt furchtbar grauslich und anstrengend, ist aber ein wunderbares und wirklich schmerzfreies Verfahren. Weitere Methoden sind natürlich die bereits erwähnten Ligaturen, also das Abbinden von der Zufuhrarterie für die Hämorrhoiden. Man kann sie natürlich auch mit entsprechender Hitze zum Schrumpfen bringen. Das macht unter anderem auch die Radiofrequenztherapie, die Raffaello-Methode. Hier wird eine ganz dünne Sonde eingeführt und das Hämorrhoidengewebe mit hochfrequenter Strahlung kurzfristig quasi koaguliert, also wie das Ei in der Früh, bevor wir es zum harten Ei kochen. Beide erwähnten Verfahren erfolgen natürlich unter Anästhesie. Das bedeutet, sie werden keine Schmerzen haben. Die Eingriffe sind kurz, dauern nur wenige Minuten und haben eine ganz, ganz geringe Beschädigung des Gewebes zur Folge. Wenn man die Hämorrhoiden ohne OP behandeln will, dann ist natürlich die wichtigste Möglichkeit die Embolisation. Besprechen Sie es mir, der Arzt. Er wird Ihnen mit Sicherheit einen guten Rat geben. Zusammenfassend darf ich Sie also, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, bitten, bei Beschwerden im Auspuffbereich wirklich sofort zum Internisten oder Chirurgen zu gehen. Die Untersuchungen beginnen immer mit einer ausführlichen Anamnese, also einem Gespräch, um die Beschwerden zu ermitteln und die Vorgehensweise zu erörtern. Dann erfolgt immer eine ebenfalls schmerzfreie Untersuchung des Afterkanals. Das wird immer mit einer entsprechenden Zartheit durchgeführt. Auch die Rektoskopie, ein kleines Röhrchen, wird in den Enddarm hineingeführt, um wirklich zu sehen, was los ist. Ist komplett schmerzlos. Es muss halt ein bisschen zärtlich und vorsichtig gemacht sein. Übrigens, bei unklaren Symptomen oder wenn Sie bereits über 45 Jahre alt sind, empfehlen wir heute immer eine Darmspiegelung, eine Koloskopie durchführen zu lassen, da man damit rechtzeitig alle Grauslichkeiten und bösartigen Darmerkrankungen erkennen und behandeln kann. Zum Schluss noch, es gibt in Österreich leider keine spezifische online auffindbare Selbsthilfegruppe für Hämorrhoidalleiden. Patienten können aber Unterstützung über Fachärzte, wie ich schon gesagt habe, Internisten, Chirurgen, aber auch spezialisierte Ambulanzen, ich zitiere hier nur das wunderbare St. Josefs Krankenhaus in Wien oder auch in anderen natürlich darmspezialisierten Ambulanzen gefunden werden. Es gibt eine Initiative Gesunder Darm, die sich als Drehscheibe zwischen Ärztinnen und Patientinnen versteht, welche an Verdauungsproblemen leiden. Es ist telefonisch Montag bis Donnerstag von 9 bis 17 Uhr, Freitag von 9 bis 13 Uhr erreichbar und man kann natürlich auch ein E-Mail schicken, kontakt-gesunderdarm.at. In der Bundesrepublik Deutschland hilft die Deutsche Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa Vereinigung, DCCV und der Verein Lila Hoffnung. Alle diese Organisationen bieten Beratung, Informationsmaterial, Austauschmöglichkeiten für Betroffene und Angehörige und natürlich auch Unterstützung bei der Vernetzung mit Ärzten und Krankenhäusern. Ziel ist es, wieder die Lebensqualität zu verbessern. Risiken für spätere, schlimmere Darmerkrankungen hintanzustellen und vor allen Dingen Ihr Gefühl der Isolation zu verringern. Also bitte lassen Sie sich helfen. Keine falsche Scham, sondern rasches Handeln wäre die richtige Lösung. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Music.