DOC on AIR - Erste Hilfe im Alltag

Notfallmedizin im Alltag

#62 - Sonderfolge - "Unheilbare Krebserkrankung, Hospiz, Palliativstation"

13.09.2025 35 min

Zusammenfassung & Show Notes

Jedes Jahr sterben in Österreich ca. 90.000 Menschen.
In der Planung einer adäquaten Hospiz- und Palliativversorgung spielen der Wunsch nach dem Verbleib in den letzten Lebenstagen und dem Sterbeort eine wichtige Rolle.
Viele wollen zu Hause bzw. in der vertrauten Umgebung betreut werden und sterben, nicht immer ist das – aus verschiedenen Gründen –  möglich.

Den assistierten Suizid von Niki Glattauer, Anfang dieses Monats, wegen einer unheilbaren Krebserkrankung, nehme ich zum Anlass, möglichst vielen Betroffenen den Hospizgedanken näher zu bringen.
Ich möchte damit aufzuzeigen, dass auch in Österreich ein Sterben in Würde möglich ist.
Erste Initiativen zu Hospiz und Palliative Care in Österreich starteten in den späten 1970er-Jahren.
Die Entwicklungen in Deutschland und Großbritannien, Begegnungen von ÖsterreicherInnen mit Cicely Saunders, Elisabeth Kübler-Ross, Heinrich Pera und der Film von Roland Iblacker: “Noch 16 Tage” über das St. Christopher‘s Hospice in London waren wichtige Inspirationsquellen.
1989 kam - nach Patientenmorden auf der Station D, Pavillon V im Krankenhaus Lainz in Wien - Bewegung in die österreichische Initiative.
Die Station versorgte viele geriatrische, multimorbide Patienten; Therapieerfolge, Heilung oder Erhalt der Lebensqualität gab es kaum.
Die österreichischen Stationsgehilfinnen Maria Gruber (* 1964) ,Waltraud Wagner (* 1960), Irene Leidolf (* 1962), Stefanija Meyer (* 1940) ermordeten gemeinschaftlich während der Jahre 1983 bis 1989 insgesamt 42 Patienten..  
Alle vier Täterinnen konnten unbekümmert und selbständig agieren. Weder der erhöhte Medikamentenverbrauch noch sonstige verdächtige Vorgänge (wie die erhöhte Anzahl der Toten in den Nachtdiensten der Verurteilten) wurden hinterfragt. 
Laut Zeugenaussagen gab es zwar Gerüchte über einen „Todestrakt“ und „Todesschwestern“, diese wurden aber nicht verfolgt!

Eine der Hospiz-Pionierinnen war Sr. Mag. Hildegard Teuschl CS, die sich dem Thema über die Bildung anzunähern begann und 1978/79 den ersten Kurs für Sterbebegleitung in Wien abhielt. 
Viele AbsolventInnen der unten aufgezählten und von Sr. Hildegard initiierten und maßgeblich mitgestalteten Fort- und Weiterbildungen wurden zu wichtigen ImpulsgeberInnen in der Entwicklung von Hospiz und Palliative Care in ganz Österreich.
1992 eröffnete im Krankenhaus Göttlicher Heiland die erste Hospizstation, die später aus finanziellen Gründen in eine Palliativstation umgewandelt wurde.

---

DOC-ON-AIR - Der Podcast für den Umgang mit medizinischen Notfällen im Alltag von Dr. Joachim Huber.

Weitere Informationen auf doc-on-air.com

Das Gesicht zur Stimme unter www.drjoachimhuber.at

Bei Fragen oder Hinweisen zur aktuellen Folge schreibt mir gerne ein Email unter podcast@doc-on-air-com

#notfallmedizin #ersthilfe #teambuilding #alleswirdgut

---

Meinen Kurs "autogenes Training" findet Ihr auf www.ohne-stress.com - mit dem Gutscheincode PODCAST20 um 20% günstiger!

Transkript

Doc on Air - Der Podcast, der Ihnen hilft, richtig erste Hilfe zu leisten. Was tun, wenn jemand Hilfe schreit? Was tun, wenn zu Hause was passiert? Als erfahrener Notarzt zeige ich Ihnen, wie es geht. Unser Ziel, Wissen statt Angst und Können statt Zweifel. Sehr geehrte Zuhörerinnen, liebe Podcast-Freunde, aus gegebenem Anlass möchte ich euch heute ein ganz heikles Thema präsentieren. Der assistierte Suizid von Niki Glattauer Anfang dieses Monats erfolgte wegen einer unheilbaren Krebserkrankung. Hat dazu geführt, dass viele, viele Menschen auf allen medialen Plattformen ihre Meinung geäußert haben. Das will ich nicht. Ich möchte meinen Zuhörerinnen und Zuhörern den Hospizgedanken nahe bringen. Jedes Jahr sterben in Österreich ca. 90.000 Menschen. In der Planung einer adäquaten Hospiz- oder Palliativversorgung spielt der Wunsch nach dem Verbleib in den letzten Lebenstagen und auch dem Sterbeort und der Unterstützung ebenso eine wichtige Rolle wie viele, viele Ängste, die wir durch das Verdrängen des Sterbens irgendwann einmal nicht mehr unter Kontrolle haben. Viele Menschen möchten gerne zu Hause bzw. In ihrer vertrauten Umgebung betreut werden und dort auch sterben. Wir alle wissen, dass das aus verschiedenen Gründen nicht immer möglich ist. Mir scheint, es ist noch immer viel zu wenig bekannt, dass man auch in Österreich mit den Hospizeinrichtungen in Würde gehen darf. Erst Initiativen zu Hospiz und Palliativcare in Österreich starteten in den späten 1970er Jahren. Die Entwicklungen in Deutschland oder Großbritannien, Begegnungen von Österreicherinnen mit Cécilie Saunders, Elisabeth Kübler-Ross, die auch ich kennenlernen durfte, Heinrich Perer, aber sicher auch der Film von Roland Eiblecker, noch 16 Tage über das Christopherer Hospiz in London waren sehr gute Inspirationsquellen. Wirklich in Bewegung kam der Hospizgedanke und die Initiative etwas zu tun nach den Patientenmorden im Krankenhaus Lainz 1989. Damals wurden die sogenannten Todesengel von Lainz als österreichische Stationsgehilfinnen plötzlich und aus unerklärlichen Gründen zu Mörderinnen. Es waren Waltraud Wagner, Irene Leidolf, Stephanie Mayer und Marie Gruber, die gemeinsam. Während des Jahres 1983 bis 1989 über 42 Patienten im Krankenhaus Lainz ermordeten. Alle vier Täterinnen konnten unbekümmert und selbstständig agieren. Weder der erhöhte Medikamentenverbrauch noch sonstige verdächtige Vorgänge wie diese auffallende Anzahl an Toten in ihren Nachtdiensten wurden irgendwann irgendwo hinterfragt. Es gab zwar laut Zeugenaussagen Gerüchte und man munkelte wie in Wien so oft hinter vorgehaltener Hand von einem Todestrakt. Man munkelte von den Todesschwestern, aber es wurde alles geheim gehalten und keine Untersuchung durchgeführt. Die Station im Pavillon 5 versorgte eine große Anzahl geriatrischer und multimorbider Patienten, also Patienten, wo Therapieerfolge oder sogar eine Heilung kaum zu erwarten waren. Besonders schlimm war auch, dass niemand sich für den Erhalt der Lebensqualität dieser Patienten bemühen wollte. Zurück zum Hospizgedanken. Eine der wirklich erwähnenswerten Pionierinnen war die geistliche Schwester Margarete Hildegard-Täuschel, die sich dem Thema zuerst über die Bildung anzunähern versuchte und dann im Jahr 1978 den ersten Kurs für Sterbebegleitung in Wien abhielt. Es war etwas absolut Neues und auch damals schon waren die Berührungsängste vom Tod und vom Sterben unglaublich groß. Viele Absolventen und Schülerinnen von Schwester Hildegard waren dann an den nächsten Fort- und Weiterbildungen beteiligt. Sie wurden zu wichtigen ImpulsgeberInnen in der Entwicklung des Hospizgedanken und der Palliativcare in ganz Österreich. Aber erst 1992 eröffnete im Krankenhaus göttlicher Heiland die erste Hospizstation, die später aus finanziellen Gründen in eine Palliativstation umgewandelt wurde. Mein wirklich guter Freund und jahrelanger Begleitung, auch als Notarzt beim Ärztefunkdienst Dr. Franz Strahal, spielte in beiden Fällen eine wichtige Rolle. Er war ein wunderbarer Multiplikator. Ich selber hatte das Glück, als junger Medizinstudent 1971 bei Frau Universitätsprofessor Dr. Elisabeth Kübler-Ross hospitieren zu dürfen. Und ich habe viele ihrer Vorträge über Sterben und den Tod angehört. Sie erzählte uns auch immer wieder von ihren Erfahrungen mit Patienten und deren Nahtoderfahrung. Ich gebe ganz offen zu, dass auch meine Tätigkeit als Notarzt oder als begleitender Arzt bei Sterbenden immer wieder solche Nahtoderfahrungen geschildert bekam. Nun, was ist eine Palliativstation? Im Mittelpunkt dieser Station stehen schwerkranke Menschen, Sterbende und besonders ihre Bedürfnisse, ebenso die ihrer Angehörigen und Lieben, ohne Schmerzen, angstfrei, betreut, liebevoll betreut, aus dem Leben scheiden zu können. Das Ziel der Palliativstationen ist also eine ganzheitliche Betreuung und Begleitung mit dem Erhalten einer bestmöglichen Lebensqualität. Kein Ziel ist Heilung um jeden Preis. Der richtige Umgang mit Patienten auf der Palliativstation erfordert einen sehr einfühlsamen Ansatz. Natürlich betrifft es auch die Angehörigen zu Hause. Auch sie werden sehr schnell erkennen, dass Zärtlichkeit, Geduld, vorsichtige Wortwahl, einfühlsame Betreuung die Grundvoraussetzungen für ein Wohlbefinden der Schwerkranken darstellt. Auch eine multifaktorielle Kommunikation ist unbedingt erforderlich. Dazu gehört eben nicht nur die Körpersprache, sondern auch das gesprochene Wort. Dazu gehört ein vernünftiger Zeitplan, das Einhalten von zumutbaren kleinen Regelmäßigkeiten, sowohl bei Tag als auch im Schlafrhythmus, das Erleichtern und Lindern von Symptomen und immer wieder das Fördern der Würde der Patienten und selbstverständlich ein ehrlicher Umgang, ein Respektieren von Wünschen und keine Versprechungen machen, die man nicht halten kann. Selbstverständlich werden auf einer Palliativstation auch die Angehörigen durch Gespräche, Hilfsangebote des Pflegeteams unterstützt. Österreich verfügt über ausgereifte, sehr gut akkordierte Konzepte zur Hospiz- und Palliativversorgung von Erwachsenen sowie von Kindern und Jugendlichen. Damit sind wir, das darf doch bitte erwähnt werden, im internationalen Vergleich in einer Vorreiterrolle. In der Gesamtumsetzung für todkranke Erwachsene befindet sich Österreich im guten Mittelfeld. Seit 2013 gibt es in Österreich eine spezialisierte Hospiz- und Palliativversorgung von Kindern, selbstverständlich auch von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Vier spezialisierte Versorgungsangebote werden hier definiert. Erstens eine mobile Kinder- und Palliativteamarbeit für die Betreuung zu Hause. Zweitens ein Kinderhospiz-Team mit ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen. Drittens eine stationäre Kinderhospizmöglichkeit. Und viertens ganz spezielle, kindergerechte Palliativbetten an den Akut- und sonstigen Kinderkrankenhäusern. Das Team der Palliativstation besteht aus Ärzten, Pflegekräften, Sozialarbeitern, Seelsorgen, Freiwilligen, Psychologen. Sie alle arbeiten mit den Angehörigen zusammen und bilden immer zu jeder Gelegenheit ein funktionierendes Team, das mit viel Vorsicht und viel Kompetenz funktioniert. Die persönlichen, religiösen und spirituellen Bedürfnisse der ihnen Anvertrauten erfüllt. Es gibt drei Phasen in der Palliativversorgung. Eigentlich sind es vier, wenn wir die letzte Zeit dazunehmen. Das erste ist die Rehabphase. Sie dauert mehrere Monate bis Jahre. Oft ist das nach schweren Erkrankungen tatsächlich nur eine Übergangsbetreuung und die Patienten können wieder nach Hause gehen. Dann kommt eine sogenannte präterminale Phase. Das ist eben jener Zeitpunkt, wo es schon klar ist, dass eine Heilung nicht mehr möglich ist. Sie dauert Wochen bis Monate. Die terminale Phase, also die Endphase der Betreuung, dauert meistens wenige Tage bis wenige Wochen. Und wie schon oben erwähnt, viertens die Sterbephase oder Finalphase, finden Sie das passende Wort, dauert meist nur wenige Stunden, maximal ein paar Tage. Was ist nun wirklich für die Betreuung unerlässlich? Wie Sie alle wissen, wird bei einer schweren Erkrankung das Bedürfnis zu essen immer weniger. Schwerkranke Menschen wollen oder können auch oft nicht mehr essen. Und das löst dann natürlich verständliche Ängste auch bei den Angehörigen aus. Aber auch professionelle Betreuerinnen aus Medizin und Pflege sind häufig wegen dieser Essstörungen sehr besorgt und haben Ängste. Ja, auch wir Ärzte und Betreuer haben oft Ängste, auch wenn wir sie nicht immer vor uns her tragen. Diese Ängste sind dahingehend verständlich, die Patienten könnten ja doch unter Hunger leiden oder unter Durst. oder sie könnten wegen einer Mangelernährung weitere Gesundheitsprobleme bekommen. Bei Sterbenden ist es aber ganz natürlich, dass sie weniger bzw. Nichts mehr essen möchten. Appetitlosigkeit ist ein häufiges Symptom bei fortgeschrittenen Erkrankungen. Damit schützt sich auch der Körper des schwer kranken Menschen, denn nicht nur die Nahrungsaufnahme, sondern auch das Verdauen erfordert viel Energie und kann oft sehr belastend sein. Angehörigen fällt es oft schwer, dieses Verhalten und den Wunsch nach wenig oder gar keinem Essen zu akzeptieren. Machen Sie sich keine Vorwürfe. Versuchen Sie, Ihr Bestes zu geben. Vielleicht besteht doch ein Gusto auf ein Eis, auf eine kleine Mehlspeise. Und wenn Sie sehen, der Patient möchte partout nicht essen, dann lassen Sie ihn in Ruhe und schauen wir später vielleicht nach. Vielleicht ergibt sich dann eine Situation, wo ein kleines Häppchen doch gewünscht wird. Und der Wunsch des Patienten ist immer zu erfüllen, egal ob es sich jetzt um einen Fisch oder um ein Fleischgericht oder whatever handelt. Nehmen Sie das bitte einfach liebevoll zur Kenntnis und setzen Sie es um. Ja, das muss ich noch erwähnen. In den letzten Lebenstagen besteht meistens eine sogenannte Katapole-Stoffwechsellage. Das bedeutet, der Stoffwechsel ist auf Abbau ausgerichtet und an dem ändern sich auch hochkalorische Nahrungszufuhr nicht. Ein weiterer Gesundheitsverlust ist auch damit nicht zu verhindern. Normale Nahrungsmengen werden in diesem Zeitpunkt weder vertragen, noch können sie verarbeitet werden. Das müssen wir einfach akzeptieren. Selbst kleinste Mengen reichen aus, um Hunger und Durst zu stillen. Also bitte drängen Sie Ihre Liebsten, den Patienten niemals zum Essen. Wie ich schon erwähnt habe, oft ist es hilfreich, kleinste winzige Mengen von vielleicht doch gewünschten Speisen appetitlich herrichten und zumindest anzubieten. Auch ein Gläschen eines Aperitifs eine halbe Stunde vor dem Essen ist oft vernünftig und hilfreich und keinesfalls schädlich. Wir müssen uns auch davon trennen, dass wir der Meinung sind, dass allfällige starke Schmerzmedikamente wie Morphium oder andere schädlich sein könnten. Alles, was dem Patienten hilft, noch ein bisschen gute Lebensqualität zu haben, ist erlaubt und erwünscht. Manchmal ist das Essen auch nur dann möglich, wenn es in Gesellschaft erfolgt. Achten Sie bitte immer bei Ihren Betreuten, ob nicht Schluckstörungen im Hintergrund sind. Das ist oft auch bei Menschen, die an einer fortgeschrittenen Demenz leiden, ein ganz auffälliges Zeichen. Nicht nur der Sprachverlust, die Wortfindungsstörungen, sondern eben auch Ausfälle von wichtigen koordinierenden Nerven, die also den Schluckvorgang ermöglichen, können solche Alarmzeichen sein. Sehr oft und erstaunlicherweise ein Tabuthema sind es auch einfach schlecht sitzende Prothesen, Zahnprothesen. Gott sei Dank selten und meist vom Pflegepersonal rasch erkannt, sind chronische Entzündungen im Mund, zum Beispiel eine chronische Pilzinfektion, die manchmal durch Antibiotika ausgelöst wurde, manchmal durch eine vorangegangene Chemotherapie, die sogenannten SOR-Erkrankungen. Auch das ist natürlich etwas, wo der Schluckvorgang sehr schmerzhaft wird und der Patient wird daher darauf verzichten, etwas zu essen. Achten Sie also immer darauf, dass bei Schluckstörungen das Essen kleingeschnitten oder püriert wird. Und achten Sie darauf, dass es mit aufrechtem Oberkörper eingenommen wird. Und bleiben Sie beim Patienten, um ihm beim Verschlucken zu helfen. Oft ist es, dass die Kranken jegliche Nahrungs- oder Getränkeaufnahme ganz einstellen. Im Laufe des Sterbeprozesses ist es wahrscheinlich, dass das Trinken ebenso komplett eingestellt wird. Dann kann man aber für eine gute Befeuchtung der Mundschleimhaut sorgen, damit Durstgefühle weniger stark sind. Naturgemäß gibt es auch die Möglichkeit, den Patienten mit einer künstlichen Sonde Nahrung bzw. Flüssigkeit, aber auch Medikamente zuzuführen. Diese sogenannten PEX-Sonden, die Abkürzung bedeutet percutane endoskopische Gastrostomie, ein furchtbarer Wort-Salat, ist nichts anderes als ein Schlauch, der natürlich unter Betäubung und auch unter Sedoanalgesie, also man verschläft den ganzen Prozess, durch die Bauchdecke direkt in den Magen gelegt wird. Es ist eine im Hospiz durchaus übliche palliative Maßnahme. Also auch das dient nicht der Heilung oder der Verlängerung des Leidens, sondern es dient dem Erhalt der Lebensqualität, dem Behandeln einer Durstproblematik zum Beispiel oder, wie ich schon gesagt habe, Verabreichung von Medikamenten. Manchmal ist diese Sonde auch sehr gut, um als Ablaufventil zu dienen, besonders bei Erbrechen oder einem Darmverschluss. Auch hier sind die Beschwerden des Patienten ganz wichtig, ernst zu nehmen und durch die PEG-Sonde sicher zu erleichtern. Der Eingriff dauert übrigens maximal 10-15 Minuten und ist wirklich keine Belastung für den Patienten. Es ist auch kein Krankenhausaufenthalt erforderlich. Diese Sonde, PEG-Sonde, wird ambulant gelegt. Ob man dann wirklich industriell hergestellte Nahrung, Tee oder Medikamente entsprechend verabreicht, Das wird das pflegekompetente Personal mit den Ärzten entscheiden. Ein Wort noch, die Komplikationsrate bei dieser PEG-Sondenanlage ist sehr gering. Sie liegt unter einem Prozent. Also beruhigen Sie Ihre Angehörigen, das ist wirklich gar keine schlimme Geschichte. Wenn also nun unsere Patienten trotzdem Ängste vor der PEC-Sonde haben, dann ist das oft auch nur eine Symbolik. In Wirklichkeit ist es die Angst, anderen zur Last zu fallen, aber auch die Angst, von anderen Menschen abhängig zu sein. Die Angst, nur noch leiden zu müssen oder, was oft so ausgedrückt wird, sinnlos dahin zu vegetieren. Es ist natürlich auch das Gefühl, mit dem dauerhaften Verlust des normalen Lebensalltages zurechtzukommen. Diese Hilflosigkeit, wo man die allgemeinen, sonst selbstverständlich durchgeführten Tagesabläufe nicht mehr schafft, macht den Patienten oft große psychische Belastung. Daher die Bitte, sprechen Sie mit Ihren Angehörigen rechtzeitig darüber. Bitte sorgen Sie dafür, dass es eine Patientenverfügung oder auch die sogenannte Erwachsenenvertretungsberechtigung gibt, die es Ihnen als Angehörigen dann möglich macht, mit dem Team im Hospiz und der Palliativstation die richtigen Entscheidungen zu finden. Es ist ganz wichtig, dass der Patient rechtzeitig das Recht in Anspruch nimmt, zu sagen, was er möchte und was er nicht möchte. Glauben Sie mir, das Wichtigste an solchen Gesprächen ist das Abbauen von Ängsten und Fehlinformationen, wie ich immer sage und wie mein Podcast ja ursprünglich schon geheißen hat, Wissen statt Angst. Vereinbaren Sie also rechtzeitig einen geeigneten Termin für ein Beratungsgespräch mit dem Hausarzt, der Hausärztin ihres Vertrauens. Am besten immer im Beisein der Person, welche später auch die Erwachsenenvertretung übernimmt, also für den Patienten spricht und handelt. Sprechen Sie in Ruhe, deshalb muss man hier einen Termin ausmachen, das geht nicht in einer Kassenpraxis zwischen 50 anderen Patienten. Sprechen Sie also in aller Ruhe mit den Betroffenen, welche Behandlung sie möchte und welche sie unter keinen Umständen haben möchte. Erklären Sie alle Fakten. Es hat keinen Sinn, was zu beschönigen. Wir müssen Dinge beim Namen nennen. Dazu gehört aktiv zuhören. Nehmen Sie die Äußerungen der Patienten ernst und lassen Sie im Raum für seine Gefühle und seine Ängste. Seien Sie offen und ehrlich, wenn es um die Situation des Patienten geht, aber seien Sie nie hoffnungslos. Ich habe es vorher schon erwähnt, betone es noch einmal, weil es für uns eigentlich etwas völlig Ungewohntes ist, wenn wir es nicht gelernt haben. Achten Sie auf Ihre Körpersprache und die nonverbalen Signale. Dazu gehört, wo schaue ich gerade hin, lächle ich, mache ich Sorgen, Falten, habe ich eine Körperhaltung, die Ablehnung oder eine Körperhaltung, die Zuwendung bedeutet. Sprechen Sie sanft, ruhig, langsam, vermeiden Sie Übertreibungen, aber auch Untertreibungen. Reden Sie in einfachen Worten, um das Gesagte für den Patienten leichter, ich sage mal, verdaubar zu machen. Dass wir Ärzte und das ganze Pflegeteam als wichtigstes Ziel körperliches und seelisches Wohlbefinden haben, Schmerzen und andere Beschwerden immer zu lindern wissen, um dem Patienten ein möglichst erträgliches Leben, aber auch ein möglichst erträgliches Sterben zu ermöglichen. Das betone ich noch einmal. Wir alle zusammen werden uns immer bemühen, dem Patienten bis zuletzt seine Menschenwürde zu bewahren. Und wenn es der Patient möchte, dann ist selbstverständlich auch das Beiziehen eines Priesters oder einer anderen spirituellen Unterstützung ganz klar zu regeln. Dass wir Ärzte und das Pflegeteam immer interessiert daran sind, die Angehörigen dabei zu haben und mit ihnen gemeinsam Lösungen zu finden, sei erwähnt. Auch hier bitten wir halt manchmal um Verständnis, wenn es gerade hoch hergeht und vielleicht ein Akutpatient auf unsere Betreuung wartet, dann haben wir halt vielleicht im Moment keine Zeit. Dann haben Sie bitte Geduld, wir blocken sicher niemanden ab, sondern wir sind für Gespräche bereit, aber manchmal muss man es halt ein bisschen planen. Selbstverständlich ermöglichen wir Ihnen auch ein Gespräch mit psychologisch geschulten Kräften, die wissen, wie man mit dem Sterben umgehen sollte. Trauen Sie sich, fragen Sie. Das möchte ich auch noch erwähnen. Das Sterben ist ein Teil des Lebens. Und es bedeutet meistens ein langsames Aufhören der verschiedenen Lebensfunktionen. Das Ende des Lebens ist was immer unspektakulär und still. Beten Sie, wenn Ihnen danach zumute ist. Halten Sie den Patienten, begleiten Sie ihn auf diesem Weg. Versuchen Sie, sich an die schönen Dinge, die Sie gemeinsam erlebt haben, zu erinnern und sprechen Sie auch darüber. Und wenn Sie feststellen, dass Ihr Betreuter, Ihre betreute Patientin nunmehr still und leise wird, Und wenn kein Sehen mehr möglich ist, dann hören die Patienten trotzdem noch. Also sprechen Sie auch weiterhin ruhige Worte. Erzählen Sie auch durchaus ein schönes Märchen. Singen Sie ein Kinderlied. Es ist alles, was ruhig und unspektakulär ist, ist in Ordnung. Wenn nun ein Bewohner einer Hospizstation verstorben ist, dann werden routinemäßig der Arzt und die Angehörigen verständigt, wenn sie nicht ohne dies dabei sind. Der Arzt stellt dann einen Totenschein aus, der für die Beantragung der Sterbeurkunde notwendig ist. Der oder die Verstorbene kann bis zu 36 Stunden im Zimmer bleiben, damit für die Angehörigen ein Abschied möglich ist. Oft gibt es auch eigene Gedenkzimmer, wo man den Verstorbenen hinbringt und wo die Angehörigen ungestört in Ruhe Abschied nehmen können. Immer wird im Anschluss ein Bestattungsinstitut zu beauftragen sein, das dann die notwendigen Schritte einleitet und selbstverständlich auch den Verstorbenen abholt. Suchen Sie rechtzeitig wichtige Papiere, wie den Personalausweis, Krankenversicherungskarte, auch die Renten- bzw. Pensionsinformationen. Informieren Sie enge Verwandte und Freunde über den Tod und natürlich auch über den Beerdigungstermin. Nach dem Tod eines Liebsten sind Gespräche mit Seelsorgern, Psychologen oder Kontakt zu Hospizdiensten meistens sehr hilfreich, um die Trauerphase zu bewältigen. Auch in der Familie, im Freundeskreis kann es ganz, ganz wichtig sein, gemeinsam zu trauern. Oft ist es auch so, dass Sie versuchen können, mit dem Verstorbenen zu sprechen, lustige, schwierige Zeiten miteinander nochmals durchzugehen. Und erlauben Sie, dass ich als Christ das immer wieder erwähne, beten hilft allen Malen, Kerzerl anzünden, in Ruhe ein Gebet sprechen, das ihnen gerade einfällt, hilft, mit der Trauer gut umzugehen. Gerne unterstützen wir Maltesers hier auch. Wir sind eine Hilfsorganisation, die sich national und international durch zahlreiche verschiedene Dienste, unter anderem auch der Hospizarbeit, widmen. Wir bieten ambulante und stationäre Betreuung, Trauerbegleitung und palliativ-pflegerische Maßnahmen für Erwachsene, Kinder und Jugendliche an. Und wir schaffen eine ganzheitliche, familiäre und würdevolle Umgebung, in der schwerkranke und letztlich sterbende Menschen sowie ihre Familien in ihrer letzten Lebensphase umfassend betreut und unterstützt werden. So tragisch der freigewählte Selbstmord des berühmten Schriftstellers ist, so klar müssen wir sagen, eine rechtzeitige, liebevolle Betreuung, die hier dem armen Herrn Glattauer offensichtlich abhandengekommen ist. Eine Zuwendung, eine rechtzeitige Information, welche Hospizeinrichtungen zur Verfügung stehen, wo dem Patienten geholfen wird, das Abbauen von Ängsten und Sorgen, das Befreien von Schmerzen hätte diesen Selbstmord vielleicht doch verhindern können. Ich danke für Ihr geduldiges Zuhören und stehe natürlich gerne für Fragen zur Verfügung. Sie erreichen mich wie immer unter joachim.huber-malteser.at. Schauen Sie auch auf unsere Homepage www.malteser.care/leistungen/palliativpflege. Mit einem herzlichen Gruß Gott und auf Wiederhören, Ihr Joachim der Huber-Doktor. Music.