DOC on AIR - Erste Hilfe im Alltag

Notfallmedizin im Alltag

#56 - Pflege 2

28.06.2025 27 min

Zusammenfassung & Show Notes

Heute auch „nurse on air“!
Katrin Tschebular, eine DGKS hat mit mir den neuen Podcast aufgenommen.
 
Rechtzeitige Teambuilding, Vorsorge und Wissen sind enorm wichtig, damit aus Bereuten keine Pflegebedürftigen werden!
Sorgen Sie also bitte für ein vermehrtes Miteinander statt Nebeneinander.
Schauen, Fragen, Reden und Berühren der Betreuten hilft die echten Probleme zu erkennen.
Bei unklaren Beschwerden oder Überforderung eine Pflegefachkraft, den Hausarzt sowie Fachärzte einbeziehen, keine voreilige Behandlung ohne Diagnose.

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DOC-ON-AIR - Der Podcast für den Umgang mit medizinischen Notfällen im Alltag von Dr. Joachim Huber.

Weitere Informationen auf doc-on-air.com

Das Gesicht zur Stimme unter www.drjoachimhuber.at

Bei Fragen oder Hinweisen zur aktuellen Folge schreibt mir gerne ein Email unter podcast@doc-on-air-com

#notfallmedizin #ersthilfe #teambuilding #alleswirdgut

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Transkript

Doc on Air Der Podcast, der Ihnen hilft, richtig erste Hilfe zu leisten. Was tun, wenn jemand Hilfe schreibt? Was tun, wenn zu Hause was passiert? Als erfahrener Notarzt zeige ich Ihnen, wie es geht. Unser Ziel, Wissen statt Angst und Können statt Zweifel. Ein herzliches Grüß Gott allen Zuhörerinnen und Zuhörern. Hier ist wieder mal euer Doc on Air. Aber heute haben wir auch eine Nurse on Air. Eine ganz liebe Freundin von mir, die Katrin hat sich bereit erklärt, mir bei dieser wichtigen Dokumentation über Pflege mal aus der Sicht ihrer Erfahrungen zu berichten. Liebe Kathrin, wenn du dich kurz vorstellst, bitte. Ja, mein Name ist Kathrin. Ich habe 1998 diplomiert, habe jahrelang auf der Intensivstation gearbeitet und nach der Corona-Pandemie habe ich dann keinen Applaus mehr gebraucht und habe mich selbstständig gemacht als Krankenschwester. Ja großartig, sehr gut! Dannm Möchte ich nochmal daran erinnern, dass vor ungefähr drei Wochen mein erster Beitrag über Pflege anzuhören war. Heute möchten wir das natürlich nicht alles wiederholen, sondern möchten auf einige der Fragen, die mir zugeschickt worden sind, eingehen. Und eine ganz wesentliche Frage ist natürlich immer, was macht denn so eine Pflegefachkraft zu Hause? Was hatten die für Aufgaben und wie kann ich denn so jemanden bekommen? Und da wird euch die Kathi jetzt ein bisschen was erzählen. Also in den meisten Fällen werde ich von der Caritas angerufen, weil sie einfach überfordert sind mit gewissen Themen. Und ich gehe dann zu den Patienten hin, mache eine Pflegeberatung. Das heißt, ich komme einmal vor Ort und meistens ist da noch gar nichts da. Es ist noch kein Krankenbett da. Es ist noch nichts organisiert, die meisten sind vielleicht sogar noch im Krankenhaus. Und dann berate ich die Angehörigen, fange einmal an mit kleinen Sachen, wie eben ein Krankenbett zu organisieren, schaue einmal, ob die Patienten Pflegegeld haben. Dann machen wir einen Pflegegeldantrag und evaluieren einfach, was so zum Tun ist und unterstütze die Leute. Also ich bin selbstständig, das heißt, ich bin alleine. Ich habe keine Angestellte und mache das in erster Linie alles alleine. Das schätzen die Leute sehr, dass immer die gleiche Person zu ihnen kommt und nicht 17.000 Ansprechpartner da sind, die sie jetzt durch den Prozess begleiten. Was du mir auch vorher erzählt hast, und das möchte ich hier unbedingt nochmals betonen, ganz langsam für alle zum Hören. Diese Hilfe ist von Anfang an nur darauf bedacht, die Selbstständigkeit der Personen, die pflegebedürftig sind, so gut wie möglich zu bewahren. Ein unbedingtes Transferieren in ein Heim so spät wie möglich anzusetzen. Alle Tricks der modernen Alterspflege, aber auch der Palliativmedizin auszunutzen, dass die Menschen zu Hause verbleiben können. Und natürlich hat die Kathrin auch betont, dass diese Hauptaufgabe und die meiste Belastung natürlich für die Angehörigen da ist. Das ist keine Frage. Genau. Also ich komme ja täglich oft nur eine Stunde zu den Patienten, aber die Angehörigen leisten wirklich die Hauptaufgabe zu Hause und das muss man wirklich unterstreichen und da muss man sie wirklich unterstützen. Oft geht es gar nicht so, dass ich hinkomme, die Patienten zu waschen, was ich natürlich auch tue, sondern dass ich hinkomme und mit den Leuten einfach spreche. Die wollen einfach jemanden haben, wo sie einfach sich kurz ausweinen können, wo sie einfach die Probleme loswerden können. Und das ist eigentlich das Hauptaugenmerk von einer freiberuflichen Krankenschwester, dass sie einfach da ist, die Hand reicht und einfach die Leute unterstützt. Und was man natürlich auch nicht vergessen darf, du hast das entsprechende Wissen aus deiner Erfahrung. Wir Ärzte, sagen wir es mal so, wir kennen uns ja doch oft mit Gesundheitsproblemen einigermaßen aus. Auch da ist Kontrolle nicht schlecht, wenn ich nur daran denke, wie viele verschiedene Ärzte verschiedene Pulver mit dem Hinweis unbedingt einnehmen, verschreiben. Und ich habe das auch schon mehrfach in meinem Podcast bemerkt, dann den Patienten also durchaus 20, 30 Medikamente am Tag zumuten, die dann vielleicht noch getoppt werden von verschiedenen Gripfruitsäften und Alternativmedizinen bis hin zur Homöopathie, bis hin zu irgendwelchen im Fernsehen in der Werbung angepriesenen Supertrankerln, wie sie eigentlich nur dem Asterix und dem Obelix gebühren. Und da ist natürlich eine Diplomierte, die die ganz ruhig mal ein bisschen Ordnung, ich sage es ganz vorsichtig, in den nicht immer ganz geordneten Sauhaufen hineinbringt. Das stimmt auf alle Fälle. Da sieht man wirklich Sachen, wo man denkt, okay, der hat jetzt zum Beispiel zwei Blutdruck-Medikamente, die genau das Gleiche machen oder Diuretika und der ist schon total exekiert. Also da muss man sicher schauen, dass da für die Patienten das Beste passiert. Eine Frage taucht auch immer wieder auf. Was muss ich denn tun, dass so eine fachkundige Person, zu mir kommt das schon erwähnt, die Caritas ist sozusagen hier einer der Ansprechpartner. Und natürlich, das weiß ich also auch aus eigener Erfahrung, ist Immunpropaganda etwas ganz Wichtiges und wenn man nun jemanden wie dich kennt, dann macht man daraus natürlich kein Hehl und sagt, bitteschön, wenn du ein Problem hast, dann rufst du mal die Kathi an. Frage, welche sonstigen Möglichkeiten fallen dir ein, wo jemand jetzt völlig unbedarft ist, plötzlich, der Papa oder die Mama hat einen Alzheimer. Die Diagnose schlagt ein wie eine Bombe. Der Patient selber ist noch nicht so wirklich betroffen. Uns Angehörigen fällt es auf. Was tue ich? Also in erster Linie ist einmal wichtig, dass man sich zum Hausarzt wendet. Und der Hausarzt hat schon sehr gut seine Fühler ausgestreckt und vermittelt. Also ich persönlich, mich vermittelt meistens die Hausärztin. Und das ist zum Beispiel jemand, den man ansprechen kann in dieser Hinsicht. Man kann natürlich in jeder Ortschaft, gibt es eben so Pflege, wie gesagt, bei uns ist es die Caritas anrufen und auch über die BH kann man nachfragen, wie man am besten zu jemandem kommt und ich glaube, das sind die ersten Wege, die man da mal machen kann. Auch die privaten Pflegeorganisationen, die vielen, vielen wunderbaren Heimpflegeeinrichtungen, die ja teilweise auch sozusagen nicht über ausreichend geschultes und erfahrenes Personal verfügen, was keine Kritik ist. Aber da ist es eben auch wieder wichtig, auch so ein Dauerspruch von mir, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, dass ich auch ein bisschen auf die Nerven gehe. Nur Teamarbeit bringt es. Also auch die Kathrin erzählt mir immer wieder, wie viel Zeit und Geduld sie braucht und manchmal auch, ich darf das schon so sagen, etwas komplizierte Angehörige, die halt gewohnt sind, Hokus Pokus Fidibus, jetzt muss das schon erledigt sein. Weil jetzt habe ich schon wieder an den nächsten Termin mit denen gemeinsam eine solche Pflegestrategie zu entwickeln. Und da fällt mir noch etwas ein, wo wir beide immer darauf hinweisen, die Dokumentation. Genau, also ganz, ganz wichtig ist, wirklich alles genau zu dokumentieren, dass ihr alles genau aufschreibt und sogar wenn ihr jetzt wirklich einen Patienten habt, der immer wieder stürzt zum Beispiel oder der sich immer wieder irgendwo anhört, macht bitte einfach auch teilweise Fotos, macht ein Tagebuch, wo ihr einfach Probleme aufschreibt, was er gegessen hat, was er getrunken hat, wo er Hilfe braucht. Braucht er Hilfe beim Abtrocknen, geht hin und wieder auch was in die Hose, wo man einfach nicht glaubt, dass es wichtig ist. Aber es ist gerade beim Pflegegeld so wichtig, dass genau diese Fakten alle dokumentiert sind, weil das sind wirklich Stunden, die ihr bekommt, dass das Pflegegeld einfach höher geht und dass es einfach für euch das richtige Geld bekommt, das euch auch wirklich zusteht. Jetzt habe ich eine etwas sensible Frage. Ich selber habe als Arzt, der immer Hausbesuche auch gemacht hat, oft festgestellt, dass die Angehörigen meistens, weil sie überfordert sind, nur ganz selten, weil es, sagen wir, charakterlich etwas komplizierte Menschen sind. Also es ist fast immer die Überforderung, die dazu führt, dass Angehörige sich nicht die Zeit nehmen oder auch verlernt haben zuzuhören oder gar nicht wollen, dass sie das dokumentieren, weil das einfach saulästig ist. Was tust du in so einem Fall, liebe Kathi? Sie nochmal motivieren und nochmal ausdrücklich sagen, dass sie das machen müssen. Sie müssen das nicht für immer machen, sondern wirklich nur bis zu dem Prozess, wo das Pflegegeld abgeschlossen ist. Man kann heutzutage mit dem Handy so schnell Sachen machen, einfach kurz eine Sprachnotiz machen, dass man sagt, okay, man plaudert zwei Minuten ins Handy und sagt das und das und das war an dem Fall, an dem Tag und einfach kurz dokumentieren. Man muss es nicht handschriftlich machen, man muss es nicht auf einen Zettel schreiben, sondern einfach kurz mit Sprachnotizen kurz drauf plaudern. Also ich weiß aus Erfahrung, und auch das habe ich ja schon öfters erwähnen dürfen, dass ich seit über 40 Jahren Gerichtsgutachter bin, speziell auch für Pflegegeldfragen. Und ich weiß, dass wenn ein Pflegegeld abgelehnt wird und man eine entsprechende Klage beim zuständigen Sozialgericht, das ist ja Ländersache, einbringt, dann interessiert das Gericht sehr wohl jede Dokumentation. Ich weiß schon, es kommt leider immer wieder vor. Dass die sogenannten Begutachterinnen und Begutachter der Sozialversicherungsträger, sagen wir, ein bisschen unfreundlich sind und eigentlich gar nicht zuhören wollen oder vielleicht auch gar nicht mehr können, unter Zeitdruck sind. Ja, das habe ich jetzt schon gelesen, das brauchen wir jetzt nicht noch einmal. Und da gibt es nur die Möglichkeit, ganz stur zufrieden, gut vorbereitet, das hinzulegen, zu sagen. Frau Doktor, Herr Doktor, Frau Diplomierte oder wer immer kommt, nehmen Sie dieses Papierl halt dann mit und schauen Sie es sich, bevor Sie zu Ihrem Urteil kommen, doch mal in Ruhe an und nehmen Sie mit mir bitte Kontakt auf, wenn was unklar ist. Also wer schreibt, der bleibt. Oder wie die Kathi gerade gesagt hat, wer schreibt und dokumentiert und fotografiert, Alles ist möglich. Halt kurz. Ein 100-Seiten-Tagebuch wird jetzt also niemanden so interessieren. Aber kurz, bündig, alle sachlich richtigen Dinge aufschreiben. Nicht übertreiben. Das ist einer der großen Probleme. Verstehen wir auch. Wenn der Papa die ganze Zeit noch jammert, weh, weh, weh, weh, weh, und für nichts mehr kooperativ sich ausdrücken kann, haut man schon mal die Nerven weg. Aber auch da hilft es, wenn man eine unabhängige Pflegefachkraft mit an Bord nimmt und vielleicht mal eine Stunde spazieren geht und den Kopf klar macht, während die sich liebevoll kümmert und das auch dokumentiert. Die nächste Frage, die mir natürlich gestellt wurde, so wie immer die Frage kommt, ja, es war gut, auch der der verdient sich ja krumm und deppert, ich erzähle dann immer, wie die Gebührenverordnung ist und dann schauen die Leute meistens erstaunt. Ähnliches wird dir wohl auch passieren, ja, diese Diplomierten, ja, für den Pupu, die kann man sich ja nicht leisten. Wie schaut denn das aus deiner Sicht aus? Ja, natürlich kosten wir Geld, aber man muss jetzt realistisch sein, wenn du dein Auto zum Mechaniker bringst und nur die Reifen wechseln lässt, sind die beschäftigt vielleicht eine Stunde, ich weiß es nicht, aber die verlangen auch ganz schön viel Geld und ich bin aber direkt beim Menschen und hilft dieser Person zum Beispiel wieder aus dem Bett raus zu kommen und sich wieder zum Beispiel duschen zu gehen. Natürlich kostet das was und ich muss auch meinen Lebensunterhalt verdienen. Ja, das ist vielleicht ganz ein wichtiger Punkt. Wir werden oft von den sogenannten sozialen Medien, ich bin mir nicht ganz sicher, was daran so sozial ist, in die Ecke gestellt, als die Bösen, die das ja nur machen, um Kohle zu verdienen, die Egoisten, die ja überhaupt nichts sonst am Hut haben. Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, glaubt man das? Jeder von uns, der diese wirklich harte Ausbildung, dann im Weiteren die Schulung. Es ist ja nicht so, dass man Doktor wird und dann darf man schon. Es ist ja nicht so, dass man Diplomierter ist und dann darf man schon alles. Also jahrelange, wirklich manchmal sehr mühsame Schulung. Klar, auch da gibt es nette Lehrer. Es gibt aber auch weniger nette. Niemand von uns nimmt das alles auf sich, um dann sich einzubilden. Da kann ich mir ein Porsche kaufen. Dass es immer ein paar Verrückte gibt, auch in unserem Beruf wie in jedem anderen, das bestreiten wir ja nicht. Aber die prinzipielle, grundsätzliche, zu klärende Frage ist, wie können wir uns das leisten? Auch darüber offen sprechen. Ich für meinen Teil habe viele, viele Patientenhausbesuche ohne irgendeine Verrechnung gemacht, weil der Patient kein Geld gehabt hat, weil er nicht versichert war und weil ich eben Arzt geworden bin, weil es mir Freude macht. Und das hat mir die Garte auch oftmals schon erzählt, wie viele Menschen sie auch so mal betreut. Aber im Prinzip, was wiegt es des hats, sagt man bei uns in Vorarlberg? Und nicht nur das Reifenwechsel, auch die Hilfskraft, die mir vielleicht das Klo putzt oder die mir den Garten aufräumt. Jeder soll sein Gerstl haben. Und es gibt natürlich immer eine Rechnung und aufgepasst, die kann man natürlich auch einreichen. Mit einer entsprechenden Begründung zum Beispiel durch den Hausarzt. Also nicht selber, ich mache das eh alles, nein, holt euch Hilfe. Hausärztin, Hausarzt schreibt, na klar, war das unbedingt erforderlich und dann geht das auch. Eine Frage taucht auch noch auf. Wie ist denn das mit der Verpflichtung, seine oldies, sage ich jetzt ganz liebevoll, seine kranken Mitbewohnerangehörigen zu pflegen? Was hast du da für eine Erfahrung gemacht? Also meine Erfahrung geht dahin, dass die Angehörigen in erster Linie wollen, dass es den Patienten gut geht oder den zu betreuenden Personen gut geht. Sie wollen, also meines Erachtens noch geht es jetzt immer mehr in die Richtung, dass die Patienten nicht mehr in Pflegeheime kommen, sondern wirklich, solange es wirklich möglich ist, zu Hause betreut zu werden. Und da nehmen sie ganz schön viel auf sich, die Angehörigen, weil sie einfach, meistens sind es die Ehegatten und natürlich die Kinder und man kann sie nur zu Hause betreuen, wenn alle irgendwie zusammenhelfen, und wenn man da einfach ein System entwickelt, dass jemand da ist, dass sie Ansprechpartner haben und da unterstütze ich sie einfach, dass man einfach auch zum Beispiel über die Kirche jemanden dazu holt, der einmal in der Woche auf Besuchsdienst kommt, dass die Angehörigen entlastet sind, dass sie einmal in Ruhe zum Beispiel einfach einkaufen gehen können und die Socken für die Patienten nach Hause bringen können, in die Apotheke, zum Arzt. Da braucht es einfach immer wieder so Situationen, wo man sich unterstützt, wo man einfach da ist. Und an und für sich glaube ich, dass ziemlich viele Angehörige oder die meisten mittlerweile wollen, dass die Familienmitglieder zu Hause bleiben. In diesem Zusammenhang eine kurze Geschichte, die du mir neulich erzählt hast, von zwei Patienten, die zum Sterben nach Hause wollten. Und da hast du mir ganz entzückend erzählt, bitte vielmals wiederhol mir das doch nochmal. Ja, also wir haben eben zwei Patienten gehabt zur Vorbereitung, die palliativ nach Hause gekommen sind. Und die eine hat es leider nicht mehr geschafft, weil sie einfach so schwer krank war, dass es nicht möglich war. Aber wir haben trotzdem das ganze Setting zu Hause vorbereitet, dass wir sie jederzeit nach Hause nehmen hätten können. Der zweite Patient kam dann einen Tag vor seinem Tod nach Hause. Wir haben ihn dann zu Hause betreut. Es ist dann einfach so, dass ich in solchen Situationen auch bis zu vier bis fünf Mal zu den Patienten am Tag fahre und sie betreue. Einfach, weil ich ihnen ermöglichen möchte, dass sie einfach zu Hause sterben dürfen. Und sie haben dann noch gefeiert und am Abend ist er ganz friedlich zu Hause eingeschlafen und konnte in seiner Umgebung seine Augen für immer schließen. Das ist für mich wieder ein Anlass für einen kleinen Appell an Sie, meine lieben Damen und Herren. Alleine schafft man es nicht. Und auch wenn die Großstadt mit ihrer nicht immer freundlichen Wohnmöglichkeit nicht so eine nachbarschaftliche Selbstverständlichkeitshilfe bietet, wie bei uns am Land. Ihr wisst, ich wohne in der Hinterbrühl und da ist es noch wirklich schön ländlich. Jeder kennt jeden und jeder hilft auch jedem. Auch wenn es um Pflege geht, kommt jemand bis hin zur Kirche, wo dann jemand von der Kirche kommt. Es muss nicht gleich der Priester sein, der die Sterbesakramente bringt, sondern jemand, der nur mal zum Tratschen kommt. Das geht in der Stadt auch. Es ist ein bisschen mühsamer, aber es geht. Und wir haben viele, viele Hilfsorganisationen, ich erwähne nur meine heißgeliebten Malteser oder die Johanniter, aber auch den Arbeiter-Samariter-Bund, das Rote Kreuz, das Grüne Kreuz, die verschiedenen Pflegenotdienste. Wendet euch doch an die. Sucht euch eine Nummer raus und sagt's offen, wer kann mir helfen. Sprecht doch mal eine Nachbarin, einen Nachbarn an. Natürlich wird er nicht 24 Stunden neben dem Kranken daheim sitzen. Aber dass er mal für sie einkaufen geht oder den Hund Gassi führt. Apropos, Haustiere sind was Wunderbares, vor allem für chronisch Kranke. Ich erinnere mich, wie meine Schwester, die eine Frau Diplomingenieur war, umgesattelt hat, mit über 50 Jahren und Krankenpflegefachfrau geworden ist in der Schweiz. Dann hat sie mit ihrem Mann ein Seniorenheim übernommen. Das Erste, was die beiden gemacht haben, waren Hühner im Hof ansiedeln. Das Zweite, Haustiere sind willkommen. Jeder dürfte sein eigenes Haustierchen mithaben. Es sollte halt nicht gerade ein Krokodil sein. Und das Dritte war, eigene Räume nur zum Liebhaben, schmusen, sich zurückzuziehen. Und damit habe ich drei wichtige Punkte erwähnt, die die Katte sicher auch bestätigen wird. Was brauchen unsere Patienten? Pflege? Klar. Ärztliche Betreuung? Klar. Gute, abwechslungsreiche Kost? Klar. Genügend Motivation zum Trinken? Klar. Aber dann kommen schon diese Punkte, Liebe, Zuneigung und Haustiere. Denken Sie daran, es muss ja nicht der riesige Hund sein, der jeden Tag fünf Kilo frisst und das auch wieder von sich gibt. Aber irgendein Schmusetier ist etwas wahnsinnig Wertvolles. Und das wirst du mir bestätigen. Das stimmt, ja. Oder was auch wichtig ist, dass man, wenn jetzt kleine Enkelkinder da sind, dass man die total mit einbezieht. Weil die Kinder gehen so gut mit dem um. Und man braucht sie nicht schonen. Man braucht die kleinen Kinder zum Beispiel nicht schonen und sie nicht zum kranken Opa lassen. Weil die müssen ja das auch verarbeiten. Und für die ist es ja viel schlimmer, wenn sie den Prozess nicht miterleben können, sondern dass sie da dabei sind. Wenn der Opa stirbt, mein Tod gehört zum Leben so dazu wie eine Geburt eines Kindes. Und das ist so wichtig, dass wir das einfach uns vor Augen halten, dass es eine Ehre ist für uns als Krankenschwester oder Ärzte, einen Menschen auch in den letzten Schritten zu begleiten und nicht nur sie durchs Leben gehen sägen. Sondern der Tod ist sowas Wichtiges, dass man die Leute gut durchbegleitet und die Angehörigen gut durchbegleitet. Und das ist wirklich etwas, was man nicht außer Acht lassen sollte und nicht ausklammern sollte im Leben. Und man sollte auch keine Angst davor haben. Weil es ist einfach das normale Leben, dass man am Ende der Zeit einfach stirbt. Und das sollen auch alle Angehörigen mitkriegen. Und man darf durchaus auch über Religion sprechen. Viele ältere Menschen finden wieder zurück zu ihrem persönlichen Glauben. Und das sollten wir dann auch unterstützen. Und sei es nur, dass man mal ein Kerzerl anzündet, den Kranken an der Hand nimmt und das alte, bewährte Vaterunser oder ein anderes Gebet spricht. Das ist nichts, wo man sich genieren muss. Das ist nichts, wo man sich lächerlich macht. Das ist wahre Liebe. Und ich bitte euch alle. Das, was die Kathi und ich hier gesagt haben und was wir täglich in unserem Leben tun, das können wir nur mit eurer Hilfe machen. Also lasst uns zusammen ein Team bilden und lasst uns unsere Menschen, die uns jahrzehntelang gefördert, unterstützt, betreut haben, für uns immer da waren, bei jedem Wewehchen. Ja, manchmal auch nicht, das ist schon richtig. Auch Eltern sind nicht immer perfekt. Aber es sind unsere liebsten Angehörigen. Lasst uns das gemeinsam gut erledigen. Ich danke für eure Aufmerksamkeit. Und wenn ihr irgendwelche Fragen habt, dann schreibt uns doch ein E-Mail. Meine Adresse darf ich nochmal wiederholen. Joachim.huber, der berüchtigte Klammer für Malteser.at Die Kathi ist bei mir in der Nähe. Wir können uns jederzeit zusammensetzen und wir versprechen euch auch, dass wir euch rechtzeitig eine zufriedenstellende Antwort geben. Also dann, möge die Pflege gut gelingen und bleibt euch selber treu. Denn alles, was man in der Pflege nicht macht, es fällt euch irgendwann einmal auf den Kopf zurück. Das ist keine Drohung, sondern das ist auch eine Lebenserfahrung, die ich als fast 80-jähriger Mann von mir geben darf. Es kommt alles irgendwann einmal wieder zurück. Also seid gescheit, macht es gut und wenn ihr Hilfe braucht, dann holt euch bitte Hilfe. Vielen Dank und alles Liebe. Ja, danke für die Einladung und dass ich ein bisschen was aus meinem Beruf an euch weitergeben konnte. Music.