DOC on AIR - Erste Hilfe im Alltag

Notfallmedizin im Alltag

#36 - Schüttellähmung - Morbus Parkinson - die viel zu spät erkannte Volkskrankheit

21.09.2024 32 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Episode von "Doc on Air" befasse ich mich mit dem komplexen Thema der Schüttellähmung, auch bekannt als Morbus Parkinson, eine der häufigsten Erkrankungen des Nervensystems. Diese Erkrankung, die nach Dr. James Parkinson benannt wurde, betrifft weltweit etwa 6,3 Millionen Menschen und stellt ein ernstes Gesundheitsproblem dar, insbesondere in sozial benachteiligten Regionen, wo Diagnose und Behandlung oft zu spät oder gar nicht erfolgen. Ich erläutere die häufigsten Symptome von Parkinson und betone die Wichtigkeit der frühzeitigen Erkennung, insbesondere bei jüngeren Betroffenen, die oft fälschlicherweise als psychisch krank oder ungeschickt wahrgenommen werden. Der Ruhetremor, der typischerweise im entspannten Zustand auftritt, kann irreführend sein und wird häufig übersehen. Des Weiteren haben wir es mit den sogenannten On-Off-Phänomenen zu tun, bei denen sich die Beweglichkeit der Patienten von einem Moment auf den anderen drastisch ändern kann. Ein zentrales Thema ist das Verständnis der biologischen Grundlagen der Erkrankung, und ich gebe einen tiefen Einblick in die Rolle der Basalganglien und der Substantia nigra im Gehirn. Dort, wo das Dopamin produziert wird, ist es für die Übertragung von Bewegungsimpulsen unerlässlich. Ein Mangel an Dopamin führt zu den charakteristischen motorischen Symptomen, die wir bei Parkinson-Patienten beobachten. Ich bespreche auch die psychischen und sozialen Herausforderungen, denen Betroffene gegenüberstehen, wie etwa die Verdauungsstörungen, sprachliche Schwierigkeiten und das Risiko von Stürzen. Ich ermutige dazu, genau hinzuschauen und Veränderungen im Verhalten und in der Bewegungsfähigkeit ernst zu nehmen. Dies kann den Unterschied zwischen einer frühzeitigen Diagnose und einer langwierigen, unbehandelten Erkrankung ausmachen. Die Diagnostik von Parkinson ist vielseitig und umfasst neurologische Tests sowie bildgebende Verfahren wie Ultraschall und Kernspintomographie. Auch die Differenzialdiagnosen sind entscheidend, da es viele andere Krankheiten gibt, die ähnliche Symptome aufweisen. Ich gebe Hinweise darauf, wie man eine korrekte Diagnose sicherstellen kann und welche Rolle Levodopa im Testverfahren spielt. In der Therapie gibt es verschiedene Ansätze, darunter medikamentöse Behandlungen, Ergotherapie, Physiotherapie und psychologische Betreuung, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Ich schließe mit Informationen über moderne Therapien wie die Tiefenhirnstimulation und die Bedeutung von Musiktherapie, die wertvolle Unterstützung bieten kann. Abschließend betone ich die Notwendigkeit, sich selbst und andere gut zu beobachten und im Zweifelsfall schnell zu handeln. Die frühzeitige Intervention kann entscheidend für eine positive Lebensqualität sein. Ich lade alle Zuhörer ein, sich im Falle von Fragen oder Anzeichen einer Erkrankung an die entsprechenden Anlaufstellen zu wenden und sich über die Möglichkeiten der Unterstützung zu informieren.

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Parkinson-Ambulanz, AKH Wien, Univ. Klinik für Neurologie, Währinger Gürtel 18-10, 1090, Wien, Tel.:   01 40400 31240
Prim. Dr. Dieter Volc, Parkinsoncenter Confraternität Wien, Tel +4315221309
Tiefe Hirnstimulation (DBS) bei Parkinson-Prof. Dr. med. Claudio Pollo und PD Dr. med. Andreas Nowacki, 
Inselspital-Uni Klinik Bern, Freiburgstrasse 20, Tel. +41 31 632 24 09

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DOC-ON-AIR - Der Podcast für den Umgang mit medizinischen Notfällen im Alltag von Dr. Joachim Huber.

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Transkript

Music. Doc on Air, der Podcast, der Ihnen hilft, richtig erste Hilfe zu leisten. Was tun, wenn jemand Hilfe schreibt? Was tun, wenn zu Hause was passiert? Als erfahrener Notarzt zeige ich Ihnen, wie es geht. Unser Ziel, Wissen statt Angst und Können statt Zweifel. Ein herzliches Grüß Gott, meine sehr geehrten Damen und Herren. Liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer, ich habe heute, glaube ich, wieder ein sehr interessantes Thema, das uns meistens in der erweiterten Familie sehr oft betrifft, die Schüttellähmung, der Morbus Parkinson. Er gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Nervensystems und wurde nach dem englischen Arzt Dr. James Parkinson benannt, der diese Art der Bewegungsstörung 1817 erforscht und beschrieben hat. Weltweit geht man von rund 6,3 Millionen Betroffenen aus. Natürlich ist es auch hier so, in den sozial ärmeren Ländern, in den Ländern, wo die Gesundheitssysteme nicht so gut sind wie bei uns in Europa, wird man diese Diagnose wohl meistens zu spät oder auch gar nicht stellen. Weil es ja auch gar keine Therapieansätze dort gibt, werden also viele Menschen, wie das auch bei uns im vergangenen Jahrhundert war, still und einsam an dieser Krankheit zugrunde gehen. In Österreich sind rund 20.000 Menschen, in Deutschland bis zu 280.000 Menschen von dieser Krankheit betroffen. Auch diese Zahlen sind natürlich nicht ganz verlässlich, weil auch bei uns die Dokumentation, na sagen wir mal, nicht immer astrein ist. Ein Problem besteht nämlich, dass ungefähr 5 bis 10 Prozent der Betroffenen unter 40 Jahre alt sind. Das heißt, wir haben wirklich eine sehr hohe Zahl an jungen Menschen, wo niemand auf diese Idee kommt. Und Sie werden es noch im weiteren Verlauf dieses Podcasts hören. Da wird dann sehr oft eine Fehldiagnose im Sinne, der Bewegungsapparat ist krank oder der Mensch hat einen Tick. Eine der ganz, ganz unsinnigsten Fehldiagnosen, der Mensch ist nur psychisch krank. Und wenn wir nicht mit allem Ernst an diese Krankheit herangehen und in unserem eigensten Umfeld sehr genau hinschauen und beobachten, überhaupt die Ohren aufstellen und die Augen schärfen, wenn dann aus irgendeiner Ecke, Und ich muss leider gestehen, manchmal sind es auch meine Kolleginnen und Kollegen, die mit solchen prächtigen, aber leider falschen Diagnosen gar nicht glänzen. Also es wird so schnell festgestellt, ach das ist eh nichts, das ist ja nur ein Simulant. Da sollten wir uns alle wehren und genau hinschauen. Und das genaue Hinschauen umfasst eben auch das Erkennen von einzelnen scheinbar kleinen Fehlleistungen, scheinbar kleinen Störungen. Alle, die meinen Podcast über den Schlaganfall, also den apoplektischen Insult, gehört haben, erinnern sich, wie ich schon damals darauf verwiesen habe, dass wenn einem älteren Menschen das Glas immer aus der Hand fällt, dann ist das nicht Ungeschicklichkeit. Und schon gar nicht, der ist halt ein bisschen, naja, gar keine Rede davon. Das ist ein ganz ernstzunehmendes Symptom. Und daher gestatten Sie mir, dass ich jetzt ein bisschen über diese Krankheit etwas erzähle. Die meiste Häufung der Krankheit wird vermutlich aus einer Kombination aus äußeren Umwelteinflüssen und erblichen Faktoren sowie individuellen Krankheitsträgern entstehen. Sie hören schon richtig, Umwelteinflüsse, frühere Krankheiten, Raubbau an der Gesundheit Und natürlich auch, wie immer, eine gewisse erbliche Veranlagung. Das bedeutet aber nicht, dass wenn jetzt Ihr Großvater eine derartige Krankheit hatte, Sie unmittelbar in einem Bedrohungsszenario leben. Aber darauf achten, dass man rechtzeitige Fehlleistungen richtig zuordnen. Rein genetisch ist das wirklich eine sehr seltene Krankheit. Also 5 bis 10 Prozent der Parkinson-Patienten, vermutet man, haben dies durch eine Mutation in bestimmten Genen. Sie nennen sich PARC1 bis 16. Das ist aber jetzt gar nicht so wichtig. Wenn Sie so eine genetische Problematik hätten, dann könnten Sie die auch weiter vererben. Die Patienten, die mit diesen genetischen Defekten zu kämpfen haben, sind auch jene, die schon vor dem 40. Lebensjahr erkranken. Was wir von dieser Krankheit wissen, ist, dass die sogenannten Basalganglien, also ganz wichtiges Netzwerk im Gehirn, das aus mehreren Gruppen von Nervenzellen im Vorder-, Zwischen- und Mittelhirn besteht. Das ist sozusagen derweise eine der Schaltzentralen für unsere Bewegungsabläufe. Ich habe das Glück, mit meiner lieben Frau einen bezaubernden Enkelsohn zu haben, der gerade mal ein paar Monate alt ist. Und wenn man zuschaut, was dieses Kind an Bewegungsabläufen trainiert, spielerisch, bis zu dem Punkt, wo es Bums macht und es fällt um, weil es erschöpft einschläft. Aber wenn man da zuschaut, er ist vor dem Schrank gesessen und hat einfach nur die Schranktüre auf und zu gemacht. Und festgestellt, wenn ich fest zumache, macht er einen lauten Dach. Wenn ich leise zumache, hört man fast nichts. Das war also locker 15 Minuten, wo er gelernt hat, mit welcher Geschwindigkeit man hier die Finger, die Hände, die Arme, die Schultern bewegen muss. Und das merkt sich eben unser Gehirn und speichert diese Bewegungsabläufe ab. Wenn wir nun von diesen Basalganglien sprechen, dann müssen wir natürlich auch eine der ganz gefürchteten Fragen beim Neurologie-Rigorosum erwähnen, nämlich erzählen Sie mir doch was über die Substanz Janilgra. Über die schwarze Substanz. Und ich bin überzeugt davon, dass auch die heutigen Studenten sehr leicht ins Schwitzen kommen, wenn sie nun was Gescheites darüber sagen sollen. Diese Substanzia nigra, die bildet sozusagen der Weise den Botenschoff, der Opamin aus. Der ist wiederum für die Übertragung von Signalen von einer Nervenzelle zur nächsten verantwortlich. Er ist also praktisch der reitende Kurier, der die Botschaft an die nächste verantwortliche Zentrale oder Pferdewechselstation weist. In weiterem Teil der Basalganglien sind dann die sogenannten Streifenkörper und hier werden von den schwarzen Zellen Substanzen produziert und freigesetzt. Dopamin wird aufgenommen von den Rezeptoren und an das Großhirn weitergeleitet. Also die Botschaft kommt sozusagen direkt in die nächste Schaltzentrale. Wenn jemand nun eine Parkinson-Krankheit oder Schüttellebung hat, dann sind diese Zellen in der schwarzen Substanz plötzlich nicht mehr funktionsfähig. Sie sterben eigentlich langsam peu à peu ab. Entsprechend wird zu wenig Dopamin produziert und die Weiterleitung der Signale ins Gehirn wird gestört. Damit kommt es zu einem langsam fortschreitenden Verlust von Nervenzellen im Gehirn und eben dem bereits erwähnten Dopaminmangel. Eines der ersten Symptome ist der sogenannte Ruhetremor. Tremor schüttelt die Schüttellähmung, besonders der Hände, also ein sogenannter Haltetremor. Bei einem Ruhetremor tritt das Zittern auf, wenn die Muskulatur vollkommen entspannt ist. Also zum Beispiel die Hände liegen im Schoß. Wird die Hand dann bewegt und man greift nach einem Glas, dann ist diese Schüttellähmung plötzlich weg. Zumindest in der Anfangsphase. Das führt dann wiederum dazu, dass hier fälschlich gemeint wird. Der hat ja eh nichts, weil wenn er was greifen kann, funktioniert es eh. Lassen Sie so einen Patienten mal einen Schreibtest machen. Einfach mit der Bitte, sind Sie doch so nett und schreiben Sie irgendeinen beliebigen Satz, zum Beispiel, heute ist es schön warm oder ich habe Hunger. Und dann schauen Sie mal, wie dieses Geschreibsel nach ungefähr vier Wochen, sechs Wochen ausschaut. Also der Ruhetremor ist sozusagen derweise eines der ersten Warnsignale. Und weil das natürlich die Umwelt mitbekommt, ist das für die Patienten doch sehr störend, unangenehm und auch psychisch belastend. Nun, zu dieser Bewegungsstörung gehören auch die sogenannten On-Off-Phänomene. Ja, ja, Sie haben ganz richtig gehört. Einschalten, Ausschalten ist also ganz genau das Gleiche. Damit bezeichnet man Symptome, die mit großer Häufigkeit bei schon länger bestehenden Parkinson-Krankheiten auftreten. Ich durfte erst vor kurzem eine junge Patientin, nicht einmal 54 Jahre alt, wegen ihrer Pflegegeldansprüche begutachten. Und als ich ins Pflegeheim kam, war sie gerade im Bett und hat nur noch mit sehr verwaschener Stimme gesagt, ich habe gerade eine Off-Phase. Sie müssen Geduld haben. Und damit sind wir bei einem ganz wichtigen Punkt. Jegliche Diagnostik, aber speziell alle Diagnosen, die ein Nervenproblem betreffen, brauchen Geduld und Zeit. Und ja, nicht Druck und Quint-Quint. Dann übersieht man was, bringt den Menschen auch meistens in große Verlegenheiten. Bei diesen On-Off-Phänomenen kommt es beim Patienten zu einem plötzlichen Wechsel von guter Beweglichkeit bis hin zu, sagen wir, Unbeweglichkeit oder sogar Erstarrung. Diese Verringerung der Mobilität wird auf eine Reaktion der medikamentösen Behandlung, insbesondere bei der L-Tropatherapie zurückgeführt. Sie kann manchmal mehrere Stunden dauern. Die genauen Ursachen sind auch hier nicht geklärt, so wie die gesamte Parkinson-Erkrankung noch ein ziemliches unaufgeklärtes Bild darstellt. Ja, es gibt richtig viele Details, die ich Ihnen auch gerne erzähle, aber so ganz klar, wie das Ganze entsteht und wie es sich sozusagen selbstständig macht, das haben wir also noch nicht. Also diese L-Dropa-Wirkung ist mit Sicherheit mit ein Grund. Das muss aber nicht sein. Nicht alle Parkinson-Patienten haben dieses Ein-Aus-Problem. Was immer alle haben, ist die Muskelsteifheit, der sogenannte Rigor. Ja, wir Ärzte müssen immer noch alles ein bisschen lateinisieren, sonst fühlen wir uns nicht wohl. Bitte um Nachsicht. Aber diese Muskelsteifheit wird sehr oft fehlinterpretiert. Das heißt, es kommt dazu, dass auch Ärzte und auch Angehörige diese schmerzhaften Verspannungen der Schultern, der Arme, die schnelle Ermüdung, die unerklärliche Ungeschicklichkeit einfach nur als Rheuma, als Gelenksprobleme oder als irgendeine Arthrose falsch diagnostiziert wird. Spätestens wenn der Patient dann die üblichen verordneten und ja auch im Fernsehen immer prachtvoll gepriesenen nicht-stereotalen Antirheumatika bekommt, Sie alle kennen diese Werbung, Eine bezaubernde Dame versucht, ihrem Hund die Stiege hinunterzugehen. Plötzlich geht nichts mehr. Sie greift zur Tube mit dem berühmten, mit V beginnenden Medikament. Und hast du es gesehen? In der nächsten Sekunde läuft sie den Donaumarathon. Ich flehe sie an. Glauben Sie diesen Blödsinn nicht. Wenn so ein Symptom auftritt, wie wir es jetzt gerade beschrieben haben. Schmerzhafte Verspannungen in den Armen, den Schultern, schnelle Ermüdung, auftretende Ungeschicklichkeit, die man nicht erklären kann. Wir alle wissen das. Ich kann so einen Muskelkater haben, zum Beispiel von Gartenarbeit, dass ich tatsächlich nicht mehr bestanden bin, einen gescheiten Satz zu schreiben. Aber wenn ich das nicht erklären kann, auch nicht durch eine, sagen wir mal, fröhlich durchzählte Nacht, dann ist das ein Warnsignal in Richtung Morbus Parkinson. Wenn diese Muskelsteifheit weitergeht, dann kommt es zu einem Problem, das die Betroffenen wie eingefrorene Füße beschreiben. Freezing. Das heißt, man hat das Gefühl, man kann nicht mehr richtig gehen. Und diese Haltungsstörung, die dabei auch entsteht, ist typisch für den Parkinson. Dieses vorgebeugte, tatterige, zeppelige, unsichere Gehen. Man sucht immer, sich irgendwo anzuhalten. Und wenn Ihnen dann jemand einredet, das sei Arthrose und man müsse ja nur irgendein Schmerzpülverchen nehmen, dann haben Sie ganz recht, wenn Sie sagen, dem Blödsinn glaube ich jetzt nicht. Die Gangstörung ist auch eines der großen Probleme, weil es besonders bei älteren Menschen zu vermehrten Stürzen führt. Und da wissen wir alle, ab dem Moment, wo eine gewisse Sturzhäufung auftritt, sind Folgeprobleme vorprogrammiert. Im schlimmsten Fall der Schenkelhalsbruch oder ein Serienrippenbruch oder eine gerissene Schultermanschette. Also das ist eine ganz ernstzunehmende Bedrohung, auch für das weitere Leben unserer liebevoll genannten Oldies. Wenn diese Bewegungsstörung sich weiter verschärft und letztlich auch die Bewegungsabläufe immer kleiner werden, dann sprechen wir von einer Akinesie. Das heißt, es ist nicht mehr nur langsam, sondern es ist eine praktisch nicht mehr vorhandene freiwillige gute Bewegung. Weitere motorische Symptome sind, wie ich schon erwähnt habe, diese nach vorgebeugte Körperhaltung und auch die starre Mimik. Da sprechen wir von einem Maskengesicht. Das ist etwas, was wir eigentlich sonst nur von der Botox-Therapie kennen. Sie wissen schon, Sie haben ein Fältchen auf der Stirn. Dann, Gott behüt, da müssen Sie sofort, naja, vielleicht zuerst ein Serum drauf tropfen, aber so wie man es im Fernsehen zeigt, gell, und dann Botox spritzen, das zeigen Sie im Fernsehen nicht. Und wenn genug Botox gespritzt wurde, dann haben Sie auch ein Maskengesicht. Das heißt, Sie sind nicht mehr imstande, Stirne runzeln, lächeln, Zähne zeigen, grimmig reinzuschauen. Das sind so die Tests, die wir Ärzte bei der Funktionsdiagnostik auch Parkinson machen. Nein, nicht wackeln Sie mit den Ohren. Ich kann das, aber das ist ein Relikt aus vergangenen Zeiten, als wir noch auf den Bäumen wohnten. Nun, eigentlich atypisch, aber gar nicht so selten sind auch Verdauungsstörungen und Störungen des vegetativen Nervensystems. Oft ist es so, dass die Angehörigen die Veränderungen der Handschrift, die Schwierigkeiten beim Sprechen in Form einer leisen, monotonen Stimme und Schluckstörungen bemerken. Und damit haben wir eine zweite wahnsinnige Gefahr für unsere Eltern und Patienten. Sturzgefahr und Verschlucken. Verschlucken, wenn wir uns verkutzen, wie man das so schön nennt, urst man dreimal, viermal und dann wird es schon wieder gut sein. Für ältere Menschen kann das eine unmittelbare Lebensgefahr bedeuten, wenn sie sich beim ganz gewöhnlichen Trinken von etwas Tee oder Wasser heftigst verschlucken. Letztlich kommt es auch zu verlangsamten Denkabläufen, Impotenz, Schlafstörungen. Und all das zusammen sind Hinweise, hier liegt doch der große Verdacht auf eine Parkinson-Erkrankung vor. Und noch etwas ganz Interessantes. Parkinson-Patienten können im Frühstadium oft eine Geruchsstörung haben. Sie können zum Beispiel Oregano nicht mehr riechen oder Vanille nicht mehr identifizieren. Man lässt sich an diesen beiden Gewürzen riechen, Sie wissen es nicht. Kaffee riecht wie irgendetwas Verbranntes oder altes Brot. Banane wie Schokolade. Also, wenn solche Riechstörungen da sind, dann spätestens sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen. Ja, der Allgemeinmediziner als Anlaufstelle, der dann feststellen kann, ist das jetzt nur die Folge irgendeiner blöden viralen, also Virus- oder bakteriellen Infektion der Nasenschleimhäute? Ist das irgendein Problem mit einer Nasennebenhöhlenentzündung? Ist das irgendein Problem mit einem ätrigen Zahn? Der kann dann schon weiterschauen. Wenn aus dieser Dysosmie, also Dys ist immer fehlerhaft, Riechproblem, eine ausgeprägte Störung mit quasi Verlust des Riechvermögens wird, dann sollte man unbedingt auch den HNO-Arzt aufsuchen und klären, was da los ist. Klarerweise können Riechstörungen auch andere Probleme haben, wie zum Beispiel, dass das Signal von der Nase oder beim Geschmack von der Zunge nicht richtig ans Gehirn weitergeleitet wird. Oder eben, dass in den Stellen, wo wir die Gerüche abgespeichert haben, irgendetwas passiert ist. Also leider Gottes ist es oft so, dass eine Parkinson-Erkrankung auch sozusagen über einen Schlaganfall geschehen. Und es muss nicht immer der große apoplektische Insult sein, es können auch sogenannte Mikroinsulte sein, demaskiert wird. Wirklich auftretende Depressionen, gesellschaftlicher Rückzug. Zwanghaftes Verhalten, Missempfindungen, Aggressionen sind aber wirkliche Alarmsymptome. Da gehört der Neurologe sofort an Bord. Man kann heute mit einer gründlichen neurologischen und natürlich körperlichen Untersuchung, einer Computertomographie, einer Kernspinn-Tomographie, Ultraschalldiagnostik der Gefäßsituation im Kopf sehr schnell die Diagnose Parkinson-Krankheit feststellen. Unterstützt wird das bisweilen durch eine nuklearmedizinische Untersuchung. Wir wiederholen nochmal das Take-Home-Message. Die typische Symptomkonstellation aus Tremor, Schüttellähmung, Rigor, Muskelfehlfunktionen bis Akinesie und posturale Instabilität werden als TRAP zusammengefasst. man gefasst, T-R-A-P. Nein, Postural hat nichts mit Urin zu tun, sondern kommt vom lateinischen Postura, die Haltung, also Fehlhaltung. Besonders herausfordernd ist die Abgrenzung von einem breiten Spektrum anderer möglicher Krankheiten, die sich im frühen Stadium oft nur schwer mehr von einer Parkinson-Erkrankung unterscheiden lassen. Ein sehr häufig angewandtes Verfahren zur Diagnose von Parkinson ist der sogenannte Levodopa-Test. Erst, Levodopa ist eine Vorstufe von Dopamin. Bei dem Test wird der Patient mit dieser Substanz quasi konfrontiert. Verbessern sich seine Symptome, dann ist dies wieder ein möglicher Hinweis auf eine Parkinson-Erkrankung, aber sicher keine endgültige Diagnose. Für eine sichere Diagnose braucht es neben der neurologischen Untersuchung Noch einmal sei es gesagt, auch entsprechende bildgebende Verfahren, Ultraschall, neurologische Funktionstests und natürlich auch Herz-Kreislauf-Lungenfunktionstests. Einen Riechtest, eine Tremormessung, wie ist denn dieses Schüttellähmungsproblem? Nur ganz kurz, wichtige Differenzialdiagnosen können natürlich eine sogenannte Pseudoparkinson-Problematik sein, wo wir zugeben müssen, wir haben keine Ahnung, was das letztlich ist. Bestimmte Hirntumore, bestimmte Hirndruckprobleme können ebenso wie Gefäßprobleme im Gehirn eine solche Problematik verursachen. Wenn der Betroffene früher ein Boxer war, dann denkt man immer auch an eine chronisch traumatische Enzephalopathie, die sogenannte Boxer-Enzephalopathie. Klar, wer so viel auf die Birnen bekommt, der muss damit rechnen, dass hier Dauerschäden da sind. Die Therapie der Parkinson-Probleme erfolgt je nachdem, wo man sie angesiedelt sieht. Medikamentös mit Anticholinergika, L-Dopa, Dopa, Dopamin-Antagonisten, MAO-B-Hemmer und viele andere Dinge auch noch. Daneben kommt natürlich immer auch eine sogenannte Ergotherapie, ein grundlagenoptimiertes Ausdauertraining und eine Physiotherapie in Betracht. Auch eine psychologische Betreuung ist oft unabdingbar, um mit diesem Problem, das einen plötzlich aus dem gesunden Leben schupft, zurecht zu kommen. Ein relativ neues Verfahren ist die sogenannte Tiefenhirnstimulation. Ein neurochirurgisches Verfahren, wo man besonders bei heiklen Bewegungsstörungen mit einem Hirnschrittmacher versucht, etwas zu verbessern. Das wird in Vollnarkose gemacht. Also keine Sorge, heute ist die Zeit, wo man solche Dinge ohne Narkose gemacht hat, eigentlich vorbei. Da gibt es auch verschiedene Institute, die Ihnen weiterhelfen. Ich sage Ihnen am Schluss dann auch noch die entsprechenden Adressen. Übrigens, die zuständigen gesetzlichen Krankenkassen tragen die Therapiekosten, die doch bei bis zu 20.000 Euro entsprechend teuer sich darstellen. In Deutschland gibt es 20 Zentren in der Schweiz, ein wunderbares Zentrum in Bern, natürlich auch bei uns in Österreich im AKH und anderen Einrichtungen. Und noch zur Therapie. Logopädie, also die Sprachtherapie, ist ein wichtiger Punkt. Es ist noch nicht so weit, dass wir die autologe Zelltransplantation, Gentherapie wirklich als Standard anbieten können, aber es wird seit 2023 sehr geforscht. Ja, noch etwas Erfreuliches, Musiktherapie ist ein wirklich sehr guter Therapiezugang, eine Therapieergänzung, die besonders Sturzprobleme deutlich bessern kann. Nun, wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich an die Parkinson-Ambulanz im AKH oder an einen hervorragenden Neurologen, den Primarius Dr. Volz in der Confraternität oder Sie fragen bei der Uniklinik Inselspital Uniklinik Bern an. Dann dort gibt es eben ein Zentrum für tiefe Hirnstimulation. Die Telefonnummern finden Sie alle im Internet. Und ich will Sie jetzt auch nicht mehr mit weiteren Zahlen belästigen. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. Und denken Sie daran, lieber einmal mehr hinschauen, lieber einmal etwas aufschreiben und wenn es sich wiederholt, den Rat der Ärzte suchen. Alles Gute, Ihr Joachim Dr. Ober. Music.