DOC on AIR - Erste Hilfe im Alltag

Notfallmedizin im Alltag

#35 - Muskel- & Wadenkrämpfe

07.09.2024 30 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Episode von "Doc on Air" widme ich mich dem häufigen, aber unangenehmen Problem der nächtlichen Wadenkrämpfe. Als erfahrener Notarzt erkläre ich die Ursachen und Risikofaktoren, die zu diesen schmerzhaften Episoden führen können, insbesondere bei älteren Menschen. Ich beleuchte physiologische Mechanismen, lasse praktische Tipps zur Erhöhung der Flüssigkeitsaufnahme sowie zur Unterstützung der Muskulatur einfließen und bespreche Methoden zur Linderung mit Dehnübungen und Wärmeanwendungen. Außerdem gehe ich auf mögliche gesundheitliche Ursachen und die Bedeutung frühzeitiger ärztlicher Beratung ein. Diese Episode ist eine wertvolle Ressource für alle, die besser mit Wadenkrämpfen umgehen möchten.

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DOC-ON-AIR - Der Podcast für den Umgang mit medizinischen Notfällen im Alltag von Dr. Joachim Huber.

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#notfallmedizin #ersthilfe #teambuilding #alleswirdgut

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Transkript

Music. Doc on Air, der Podcast, der Ihnen hilft, richtig erste Hilfe zu leisten. Was tun, wenn jemand Hilfe schreibt? Was tun, wenn zu Hause was passiert? Als erfahrener Notarzt zeige ich Ihnen, wie es geht. Unser Ziel, Wissen statt Angst und Können statt Zweifel. Ein herzliches Grüß Gott, meine sehr geehrten Zuhörerinnen und Zuhörer. Ich darf Sie bei einer neuen Folge meines Podcasts Doc on Air ganz herzlich begrüßen. Wer kennt es nicht, diese ganz zwiedern Muskelwadenkrämpfe, die einen mitten in der Nacht aus dem Bett heraus schleudern. Gerade wenn man sehr gut schläft, weil man doch ohne dieser Magen ein Magnesium genommen hat. Ja, glauben Sie mir, mehr als 40% der Österreicherinnen und der Österreicher sind von diesen wiederkehrenden nächtlichen Wadenkrämpfen betroffen. Also man kann das so sagen, fast die Hälfte der österreichischen Bevölkerung kennt dieses Problem. Nun, das darf man aber schon sagen, es handelt sich hier, Gott sei Dank, um eine nur sehr selten gefährliche Störung. Aber sie ist unbestrittenermaßen extrem unangenehm. Und man fragt sich dann natürlich auch immer, was ist jetzt los? Man denkt sich, habe ich mir irgendwas Falsches eingezogen? habe ich irgendeine Krankheit, man greift sich gleich mal ohne Hypochonder zu sein, an die Stirn habe ich Fieber. Nein, das ist es nicht. Diese Beschwerden können in jedem Alter auftreten und es gibt auch nicht wirklich eine Präferenz. Frauen sind ein bisschen öfters betroffen, den Grund wissen wir nicht. Ältere Menschen sind natürlich anfälliger für Wadenkrämpfe, da auf der einen Seite die Muskulatur doch schon viele Dienste geleistet hat, beistrich abnimmt, beistrich natürlich auch wesentlich empfindlicher ist auf Flüssigkeitsmangel bzw. Elektrolytdefizite. Und damit sind wir ja schon bei einem sehr wichtigen Punkt. Gerade ältere Menschen trinken doch oft viel zu wenig, ernähren sich oft einseitig. Das mag durchaus daran liegen, dass man einfach nicht mehr die Freude und Lust hat, in der Küche zu stehen. Und oft sind es auch ältere Menschen, die alleine leben und schon deshalb keine große Freude mehr am Essen haben. Wie werden denn diese Dinge ausgelöst? Meistens passiert es im Schlaf und meistens sind es kleine, unwillkürliche Bewegungen. Das heißt, wir wissen ja, dass wir uns im Schlaf zurecht krümmen, zurecht ein Plätzchen suchen, uns umdrehen, die Beine anziehen, die Beine wieder ausstrecken und manchmal genügen solche winzige, kleine Kontraktionen einzelner Muskeln um eine Kettenreaktion in Form eines ganz scheußlichen Krampfes, der sich auch nicht von alleine wieder von uns weg begibt, auszulösen. Klarerweise kann es auch zu solchen Krämpfen während des Sportelns kommen. Das wissen wir alle, wenn man ein bisschen übertreibt, wenn man vielleicht ein bisschen zu schnell den Berg hinaufgegangen oder hinuntergegangen ist, wenn man einzelne Muskeln zu einseitig belastet hat, zu wenig gerastet hat und jetzt kommt es. Wenn man nichts tut und nur mehr vor dem Fernseher sitzt, wenn man nur noch ein Couch-Potato isst, dann mögen das die Muskeln auch nicht. Auch dann sagen die bei geringster Bewegung, jetzt zeigen wir mal dem Herrn da oben, was wir alles können. Ganz besonders zwieder ist es natürlich, wenn diese Krämpfe nicht nur einen einzelnen Muskel, sondern ein ganzes Bein betreffen, also so richtig von der Schienbeinkante bis zur Fußsohle bis hinauf zum Oberschenkel plötzlich sich so zusammenziehen, dass man gerade noch mit Mühe und Not aus dem Bett rauskommt. Klar, die Ursache dafür liegt oft auch in den Träumen. Das heißt, wenn wir ganz wilde Träume haben, verzeihen Sie, sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer, wenn ich uns jetzt mit dem Hund vergleiche. Sie alle wissen, ein Hund, der tief schläft, fängt plötzlich an zu jagen und zu jaulen und zu winseln und macht Bewegungen, wo man sich denkt, ja, was hat er denn jetzt? Jetzt, ich darf Sie trösten, die Hunde, auch wir Menschen haben das, indem wir beim Schlafen unwillkürliche Bewegungen machen. Und da genügt es dann eben doch oft einmal eine falsche Bewegung als Auslöser getan zu haben, unterbewusst, also nicht irgendwelche bewussten Bewegungen und schon kommt es zu einem Krampf. Und ebenso passiert das natürlich, da warne ich auch immer wieder davor, bei langen Flügen, wo wir mehr als eineinhalb Stunden still sitzen, aber auch die langen Busreisen. Jetzt erst hat mich ein Freund gefragt, ich fahre jetzt mit einer Gruppe Kulturinteressierten nach Rom mit dem Bus. Ich sage, ja du, das habe ich also vor zwei Jahren gemacht bei unserer Malteser-Wahlfahrt. Ich kann dir sagen, es ist eine ausgiebige Busfahrt und da musst du dich im Bus fest bewegen, viel trinken, sonst wirst du Aselkrämpfe bekommen. Also auch das kann natürlich eine große Rolle spielen. Auch das lange Sitzen vorm Fernseher oder natürlich vor dem Computer ist kontraproduktiv. Warum? Wenn wir uns tagsüber bewegen, gehen, stehen, natürlich auch kurz sitzen, dann wird die Waden- und Fußmuskulatur dauernd beschäftigt. Sie arbeitet gegen die Schwerkraft, sie macht kleine Korrekturbewegungen und ist daher in Aktion. Sobald wir aber im Bett liegen, fällt dieser Widerstand der Schwerkraft zum Beispiel oder der Fußbodenberührung weg. Das kann dann dazu führen, dass die Nerven ohne unser Zutun den Muskelfasern befehlen, zieh dich mal zusammen, Junge. Ich habe schon betont, zu viel ist meist auch nicht gut. Also zu intensives Krafttraining oder die bereits erwähnten Bergtouren, zu langes Radfahren, das sind alles wunderbare Helferlein, dass man dann an Kampf gilt. Noch ein Punkt. Beim Schwitzen, Transpirieren genannt, geht große Menge an Flüssigkeit, Salz und Elektrolyten wie Magnesium, Kalium, Kalzium verloren. Alles Substanzen, die die Funktionstüchtigkeit und Anspannung und Entspannung, insbesondere der Waden- und Fußmuskulatur regeln. Es gibt verschiedene Formen von Wadenkrämpfen. Ich will sie da nicht sehr lange belästigen, aber man sollte schon mal darüber gesprochen haben. Es gibt sogenannte paraphyseologische Krämpfe. Das sind eigentlich die häufigsten. Das heißt, es liegt ein Missverhältnis, ein Ungleichgewicht der Elektrolyte vor und diese Krämpfe treten eigentlich immer in der Nacht auf. Natürlich besonders bei Menschen, die solche Elektrolytengleisungen schon sozusagen vorprogrammiert haben. Das ist zum Beispiel eine Schwangerschaft, da passiert das sehr schnell. Das ist zum Beispiel ein urlaubsbedingter Durchfall, wo wir also sehr viel Flüssigkeit verlieren. Das ist natürlich auch sehr oft bei Menschen der Fall, die eine Krankheit wie Zuckerkrankheit haben. Also der Diabetiker mit seiner sogenannten diabetischen Polyneuropathie. Die feinsten Nerven werden durch den übermäßigen Zuckergehalt des Blutes geschädigt. Die feinsten Gefäße gehen kaputt. mit diabetischer Angiopathie, da gibt es natürlich sehr schnell mal diese nächtlichen Krämpfe. Und man glaubt es nicht, natürlich ist auch oft mal eine Medikation dran schuld. Also wenn Ihnen Ihr Arzt ganz bestimmte fettstoffwechselregulierende Medikamente verordnet, fragen Sie ihn ruhig, muss ich mich jetzt mit irgendwelchen Wadenkrämpfen, Muskelkrämpfen abfinden? Das gibt es und das kann man natürlich schon steuern, indem man erstens einmal andere Medikamente verschreibt. Da hat die Kasse zwar keine Freude, weil die meistens viel teurer sind als die billigeren Fibrate, Aber bevor Sie Krämpfe haben und zusätzliche Beschwerden, haben Sie schon ein Recht, dass auch solche Medikamente für Sie ausgestellt werden, Verordnungen ausgestellt werden. Klarerweise gibt es auch Krämpfe, die durch eine Unverträglichkeit von verschiedenen Medikamentensubstanzen hervorgerufen werden. Wenn wir nun bei dieser Störung des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes ganz kurz noch bleiben, dann muss uns eben klar sein, dass, wie vorher erwähnt, dieses starke Transpirieren, Schwitzen zu einem Salzmangel, aber auch zu einem Flüssigkeitsmangel führt. Oft ist es aber auch so, dass sich die Menschen zu einseitig ernähren. Viele, viele für das Wegbleiben von Krämpfen verantwortliche Substanzen sind in einer Mischkost drinnen. Also vom frischen Obst angefangen, über Nüsse, von gutem Olivenöl bis hin zu anderen uns wohlbekommenden Speisen. Das heißt nicht, dass Sie kein Wiener Schnitzel essen dürfen, also Gott behüt. Aber man sollte schon schauen, dass die Nahrung entsprechend bunt und abwechslungsreich ist. Und da wissen wir ja schon, dass der Fettanteil eher gering sein soll, weil diese Fette eben wiederum auch die Gefäße letztlich belasten und dann dadurch auch durch Blutungsstörungen entsprechende Muskelkrämpfe entstehen können. Ganz interessant, auch ein Vitamin D wie Dora-Mangel kann Muskelkrämpfe verursachen. Wir haben schon darüber gesprochen, dass man bei großen Anstrengungen viel Wasser verliert. Damit wären wir wieder bei der berühmten Frage, ja Herr Doktor, was soll ich denn trinken? Wie viel soll ich denn trinken? Die Antwort ist, wie schon oft gehört, ganz einfach. Einfach, trainieren Sie Ihr Durstgefühl, lassen Sie es zu, wenn Sie Durst haben und trinken Sie ein Glas Wasser, ganz normales Leitungswasser. Wir sind in Österreich in der glücklichen Lage, nicht irgendein Wasser aus der Tiefe oder von Quellen kaufen zu müssen. Wir haben hervorragendes Leitungswasser. Wenn Sie im Ausland sind, empfehle ich Ihnen natürlich geschlossene, also mit Sicherheit geschlossene Wasserflaschen mit entsprechendem Quellwasser zu erstehen und nicht in Leitungswasser umgekocht zu trinken. Nun haben wir darüber gesprochen, dass es entsprechende Medikamente gibt, die hier diese Krämpfe verursachen. Diese Medikamente muss man entsprechend dann ersetzen. Das heißt, einen Magnesiummangel, den kann ich nicht gesund reden, sondern da muss ich mir ein Magnesiumpräparat kaufen. Vorsicht! Ihr werdet sehen, dass diese Präparate eigentlich gar nicht so billig sind. Und wenn sie billig sind, also in irgendeinem der Billiggeschäfte eben, Eben, wo man sie dann also herrlich kaufen kann, dann ist fast kein Magnesium drinnen. Also hier rate ich Ihnen eindringlich mit Ihrem Hausarzt zu reden und sich ein potentes, gutes Magnesiummittel verschreiben zu lassen. Erst neulich hatte ich eine Patientin, die mir strahlend erzählt hat, Herr Doktor, seit Sie mir das Magnesium, den Spray verschrieben haben, habe ich die Wadenkrämpfe gar nicht im Griff. Ich sprühe ein bisschen drauf und reibe es ein und schon sind sie wieder fort. Also auch das ist eine Möglichkeit, Magnesium von außen in einer öligen Substanz gelöst zuzuführen. Wenn Sie, wie wir das auch schon besprochen haben, wirklich eine Krankheit haben, wie zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Nebenschilddrüsenunterfunktion, dann muss man das entsprechend mit Medikamenten kompensieren. Auch das kann man nicht mit einer Tablette Magnesium einfach in Ordnung bringen. Ebenso, wenn irgendwelche Nierenkrankheiten vorliegen, wo die Niere nicht mehr so richtig funktioniert, dann gehört diese Nierenschwäche behandelt. Auch hier ist einer der Nebeneffekte, dass man Muskelkrämpfe bekommt. Es gibt auch Muskelerkrankungen, sogenannte Myopathien, die zu einer Schwächung der Muskeln führt. Und auch da kommt es immer wieder zu krampfartigen Muskelschmerzen. Da muss man wiederum mit seinem Arzt des Vertrauens das Ganze besprechen. Sie werden sehen, es fällt bei vielen auf, dass in der Familie das häufiger vorkommt. Also es ist sicher keine Erbkrankheit, aber es gibt eine sogenannte familiäre Disposition, also eine familiäre Häufung. Und auch da kann man natürlich entsprechend eingreifen und das Grundübel behandeln. Dann kommt es zu einer Faszikulation. Das ist nichts anderes, als wenn die Muskeln so ganz kleine, feine, vibrierende Krampf-Ausschläge machen. Also eigentlich wie ein Tremor der Hand, nur in dem Fall eben der Beinmuskulatur. Das ist ein feines bis hin zu ganz starken Kribbeln, immer verbunden mit Taubheitsgefühl. Dann gehört das selbstverständlich in die Hände des Spezialisten. Alle entsprechenden angeborenen, also sogenannten kongenitalen Muskelerkrankungen gehören ebenfalls in die Hände meistens doch des Facharztes für Neurologie, der dann eine gezielte entsprechende Therapie einleitet. Sollten Sie das Pech haben. Dass Sie unter einer Myasthenia Gravis, also einer Autoimmunerkrankung, wo es zu einer Muskelschwäche kommt, leiden, dann sollten Sie wirklich sofort in eine entsprechende Spezialambulanz gehen. Das gilt auch für den Parkinson, die Multiple Sklerose und noch andere schierche Krankheiten, die wir hier jetzt nicht alle besprechen wollen. Denken Sie bitte beim Thema Muskelkrämpfe auch immer daran, wann war denn Ihre letzte Tetanus-Impfung? Ja, Sie haben das richtig gehört, der Wundstarkrampf, das verdrängen wir. Das haben wir als Kinder, haben wir diese Impfungen bekommen und man vergisst völlig, dass wenn die gerade beim Elternmenschen länger als fünf Jahre zurück ist, genauso wie die Polio, also die Impfung gegen Kinderlähmung, dann gehört das aufgefrischt. Das ist sehr wichtig, es gibt diese Dreifachimpfung, Diphtherie, Tetanus, Polio, die kriegt man in einem Aufwaschen und hat damit die wirklich lebensgefährliche Erkrankung Wundstarrkrampf wieder vom Hals und vom Radarschirm weg. Es gibt auch noch Veränderungen in der Wirbelsäule, also Schädigungen oder Reizungen der Nervenwurzeln, die zum Beispiel durch einen Bandscheibenvorfall passieren und auch entsprechende Taubheitsgefühle abwechselnd mit Krämpfen und Lähmungserscheinungen vorrufen. Lassen Sie mich vielleicht noch ganz kurz erwähnen, dass auch Medikamente gegen den Blutdruck bisweilen zu solchen Krämpfen führen. Das bedeutet nicht, dass jeder, der jetzt einen Beta-Blocker bekommt, weil der Kardiologe meint, das sei bei seiner Art von Blutdruck und Herzproblematik wichtig, dass jeder, der einen Beta-Blocker bekommt, auch Muskelkrämpfe hat. Aber daran denken dürfen Sie und das auch mit Ihrem praktischen Arzt besprechen. Auch verschiedene Entwässerungsmittel oder sogenannte Kalziumkanalblocker können solche Krämpfe verursachen. Für die jungen Damen und die jung gebliebenen Damen darf ich erwähnen, dass hormonelle Verhütungsmittel wie zum Beispiel die Pille, aber auch die hormonell behandelte Spirale ebenfalls Ursache für eine Muskelkrampfproblematik sein können. Und wenn wir es nicht gerne hören, ich erwähne es trotzdem, weil es sehr wichtig ist, verschiedene Medikamente gegen Asthma, aber auch verschiedene Insuline können zu Muskelkrämpfen führen. Dass die Chemotherapeutika das in ihrem Nebenwirkungsaspekt haben, ist bekannt. Und mit den ganz giftigen, grauslichen sogenannten Pflanzenschutzmittel, ich habe nie verstanden, warum man dieses Wort verwendet, es sind Gifte, Pestizide oder irgendwelche anderen giftigen Grauslichkeiten, die können das natürlich auch hervorrufen. Ich könnte jetzt ohne Luft zu holen 20 verschiedene Pflanzen erwähnen, deren Früchte oder Blätter so giftig sind, dass die ersten Anzeichen von irgendwelchen Vergiftungen eben Muskelkrämpfe sind. Sind aber nicht die klassischen in der Nacht, wo ich aus dem Schlaf aufschrecke, sondern das sind Muskelkrämpfe, die entsprechend ohne Vorwarnung, nach Einnahme von irgendetwas auftreten. Wann müssen wir denn zum Arzt kommen? Na, immer dann, wenn diese Wadenkrämpfe so sind, dass wir keine ruhige Nacht mehr haben. Also wenn die Wadenkrämpfe derartig intensiv sind, dass sie zu Schlafstörungen führen, ich am nächsten Tag unausgeschlafen und K.O. Bin, dann sollte ich mir doch die Zeit nehmen und meinen Arzt aufsuchen. Der kann alleine beim Zuhören schon einmal die richtige Diagnose finden. Sie brauchen keine Angst haben, dass hier, Gott behüt, irgendwelche grösslichen Tests gemacht werden. Eine Blutabnahme wird gescheit sein, um zu schauen, ob in Ihrem Blut ausreichende Elektrolyte vorhanden sind, auch ob ausreichende andere Hinweise für eine Grunderkrankung vorliegen. Also das ist durchaus zumutbar, diese Zuckerbestimmung, Elektrolytbestimmung, das Blutbild, das Messen von Calcium und Magnesium, eine Funktionsuntersuchung der Niere. Also das sind jetzt nicht wirklich ganz schlimme Dinge. Sollten Sie unter den ganz seltenen Erkrankheiten wie zum Beispiel ein Diabetes insipidus, schon wieder so ein lateinisches Wort, das ist auch eine wirklich saublöde Erkrankung, die nämlich dazu führt, dass aufgrund eines Hormondefizites der Mensch plötzlich bis zu 30 Liter Flüssigkeit ausscheidet. Und da muss man natürlich dann schon weitergehende Tests machen und ganz genau nachschauen, was da wirklich dahinter steht, ob das wirklich ein Hormonmangel ist oder ob also eine andere Krankheit hier vorliegt. Nur bei hochgradigem Verdacht auf ein ernstes Krankheitsbild hinter diesen Muskelkrämpfen wird eine weitergehende bildgebende Untersuchung inklusive Magnetresonanz-Tomografie durchgeführt werden. Zum Schluss noch die Therapie. Es gibt einen ganz einfachen Trick, der da lautet, man nehme Magnesium. Und da kann man jetzt streiten drüber. Da gibt es verschiedene Formen. Meiner Erfahrung nach ist das Magnesium-Zitrat etwas von ganz Feinem. Oder wie schon erwähnt, ein Magnesium-Spray. Wenn nun so ein Krampf aufgetreten ist, hilft oft eine warme Dusche. Ja, Sie haben richtig gehört. Und dann die Dusche stellen und das krampfende Bein mit lauwarmen bis sehr warmen Wasser, wie Sie es tolerieren, ohne sich zu verbrennen bitte, So lange duschen, bis der Krampf sich löst. Das Bein nur ganz schlampert abtrocknen und durchaus noch feucht wieder zurück ins Bett und die Nachtruhe müsste eigentlich gerettet sein. Klarerweise kann man das auch massieren. Ich habe Patienten, die haben eine eigene Rückenbürste. Mit der bürsten sie sich dann das krampfende Körperteil, bis es eben wieder gut wird. Alle Nahrungsergänzungsmittel, die man ihnen einredet, die doch so toll helfen, alle wunderbaren und prächtigen Muskelentkrampfungsmittel bis hin zu Diazepam, also dem Valium, bis hin zum gefürchteten Kinin, das aufgrund seiner Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen heute einfach obsolet ist oder Medikamente, mit denen man früher Herzrhythmusstörungen behandelt hat, wie Mexiletin. Das hat alles bitte vielmals beim normalen Wadl-Kampf nichts verloren. Magnesium können Sie nehmen, solange bis der Stuhl dünnflüssig wird, also ein Durchfall auftritt. Dann sind Sie mit Magnesium mit Sicherheit gesättigt. Vorbalken kann man natürlich auch, indem man ein bisschen ein gescheites Training macht. Nach dem Training viel Flüssigkeit zu sich nimmt, am besten kaliumreiche Getränke für Sportler. Den Kaffee eher zurückschrauben, nicht rauchen. Jetzt fängt der Doktor schon wieder an. Kein Kaffee, nicht rauchen, kein Schnaps. Ja, es ist richtig, nur kleine Mengen von Alkohol. Größere Mengen von harten Getränken sind Provokateure für Dein Muskelkrampf. Gezielte Dehnübungen, dadurch werden die Muskeln und Sehnen flexibler, sind auch sehr gescheit. Eine möchte ich Ihnen doch noch mitgeben, das ist, man stelle sich einfach so hin, dass ein Bein nach vorne abgewinkelt ist. Das andere Bein streckt man mit gestrecktem Knie nach hinten, also so wie ein Ausfallschritt, früher beim Langlaufen sehr gekonnt gemacht. Und dann hält man sich mit beiden Händen an der Wand an, stützt sich an der Wand ab und beginnt nun so lange das ganze Bein zu dehnen, bis es beginnt weh zu tun. Und es darf nicht wirklich im Rücken wehtun und auch nicht wirklich in den Muskeln wehtun. Aber die Grenze der Belastung ist der Schmerz. Also versuchen Sie das. Die Dehnung wird ungefähr 30 Sekunden lang beibehalten. Der Anfänger darf ruhig nach 15 Sekunden, man soll einfach langsam bis 15 zählen, mal aufhören. Im Laufe des Trainings kommt er locker auf diese 30 Sekunden. Und diese Dehnübung kann ich natürlich wechselseitig machen. Wenn ich jetzt mit dem rechten Bein vorne anfange und dann blinke ich es hinten, dann drehe ich es einfach um. Trauen Sie sich, es ist Gott sei Dank nichts wirklich Schlimmes und dann werden Sie auch gut schlafen und die Muskelkrämpfe mögen fern von Ihnen bleiben. Ich wünsche Ihnen alles Gute, Ihr Dr. Joachim. Music.