DOC on AIR - Erste Hilfe im Alltag

Notfallmedizin im Alltag

#31- Diagnose Krebs Teil 2

13.07.2024 28 min

Zusammenfassung & Show Notes

In diesem Podcast habe ich ausführlich über bösartige Erkrankungen gesprochen, insbesondere über Krebsarten des blutbildenden Systems wie Leukämie, Lymphome und Multiple Myelome. Ich habe erläutert, wie wichtig regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind, um diese Krankheiten frühzeitig zu erkennen, sowie verschiedene Therapiemöglichkeiten wie Chemotherapie und Stammzellentransplantationen diskutiert. Eine gesunde Lebensweise und eine positive Einstellung spielen eine entscheidende Rolle neben den medizinischen Maßnahmen. Hoffnung und Unterstützung sind durch Fortschritte in der medizinischen Behandlung und das Engagement der Fachleute vorhanden, um Patienten auf ihrem Heilungsweg zu begleiten.

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DOC-ON-AIR - Der Podcast für den Umgang mit medizinischen Notfällen im Alltag von Dr. Joachim Huber.

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#notfallmedizin #ersthilfe #teambuilding #alleswirdgut

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Transkript

Music. Doc on Air, der Podcast, der Ihnen hilft, richtig erste Hilfe zu leisten. Was tun, wenn jemand Hilfe schreit? Was tun, wenn zu Hause was passiert? Als erfahrener Notarzt zeige ich Ihnen, wie es geht. Unser Ziel, Wissen statt Angst und Können statt Zweifel. Grüß Gott, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Wie versprochen betrifft unsere heutige Podcast-Folge die bösartigen Erkrankungen, sprich Diagnose Krebs, zweiter Teil. Dabei geht es um Erkrankungen des blutbildenden Systems. Wir haben jetzt viel gesprochen im ersten Teil über unsere Verdauung, über Hautkrebs, Brustkrebs, über entsprechende bösartige Veränderungen auch in der Mundschleimhaut bzw. Im restlichen Körper. Heute besprechen wir die drei Hauptformen der Bluterkrankungen, der malignen Bluterkrankungen. Das ist die Leukämie, die Lymphome und das Myelom. Insgesamt erkranken pro Jahr in Deutschland und Österreich ungefähr 600.000 Erwachsene an dieser Form von Blutkrebs. Wenn wir nun davon ausgehen, dass pro Jahr 2.000 bis 2.500 Kinder in Deutschland und Österreich an diesen doch sehr intensiven, bösartigen Leiden erkranken, dann wissen wir, das ist schon eine Zahl, wo wir sehr rasch zu den Betroffenen gehören können. Die Leukämien betreffen also ungefähr 8.000 Männer und ungefähr 6.500 Frauen. Der Morbus Hodgkin, das Lymphom, ungefähr 1500 Männer und ungefähr 1200 Frauen. Das sogenannte Non-Hodgkin-Lymphom, wir sprechen da später noch genauer, ungefähr 10.000 Männer und 8.200 Frauen. Multiple Myelome betreffen wiederum überwiegend die Männer mit knapp 4.000 jährlich und 3.500 Frauen. Eines ist auch bemerkenswert, im mittlerkranken Menschen zwischen dem 60. Und 70. Lebensjahr am häufigsten an weißen Blutkrebs, Leukämie. Ein Land springt hier völlig aus der Reihe, das ist Ungarn. In Ungarn haben sich 2018 beinahe 700 Patienten pro 100.000 Einwohner mit der Diagnose Leukämie herumschlagen müssen. Woran das liegt, weiß man nicht. Eines ist aber mit Sicherheit klar, dass die Umweltveränderungen eine ganz wesentliche Rolle spielen. Nun gehen wir mal auf die einzelnen Themen ein. Umgangssprachlich wird Blutkrebs fast immer mit Leukämie gleichgesetzt. Dieser Begriff bedeutet nichts anderes als weißes Blut. Er setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern für Weiß, Leukos und Blut Aimer zusammen. 1845 beschrieb Professor Rudolf Virchow, ein berühmter Arzt an der Berliner Charité, diese Erkrankung erstmals. Bei der Untersuchung des Blutes eines Patienten stellte er fest, dass der Anteil der weißen Blutzellen im Vergleich zu gesunden Menschen stark erhöht war. Der Patient hatte also ein weißes Blut, was letztlich namensgebend für die Erkrankung wurde. Bei Leukämie entgleist der komplexe Prozess der Blutbildung. Es kommt also zu einem unkontrollierten Wachstum krankhafter Blutzellen. Damit sind wir bei einer Grunderkenntnis für alle malignen, bösartigen Erkrankungen. Eine von der Natur sinnvoll angelegte Zellvermehrung, ohne die aus der kleinen Eizelle und dem einzelnen Samen nie ein kleines Menschlein würde, also aus dieser kontrollierten Wachstumsebene wird eine unkontrollierte. Das heißt, die Zellen beginnen plötzlich zu wuchern, ohne dass man dafür einen unmittelbaren Grund erkennen kann. Unser Blut besteht aus unterschiedlichen Blutzellen, das haben Sie sicher schon irgendwo gehört und erinnern sich, da gibt es das Knochenmark, ein schwammartiges Gewebe im Inneren der großen Röhrenknochen, dort werden die Stammzellen gebildet. Diese Stammzellen haben auch eine ganz wichtige Funktion bei der Therapie, weil eine Stammzellentransplantation oft die letzte hilfreiche Therapie bei verschiedenen Blutkrebsformen darstellt. Aus diesen Stammzellen entwickeln sich nun mehrere Vorstufen und unterschiedliche Arten von Blutzellen. Da gibt es nun in Knochenmark zwei Entwicklungslinien, die lymphatische Zelllinie und die myeloische. Das wird Sie jetzt vielleicht nicht so interessieren, aber wenn man den Begriff dann mal hört, ist schon gut, wenn man ihn zuordnen kann. Eine Entwicklungsstufe der Blutzellen nennt man Blasten, auch Vorläuferzellen. Sie können entweder dann in die myeloische oder in die lymphatische Entwicklung einhergehen. Aus diesen myeloischen Vorläuferzellen entwickeln sich die roten Blutkörperchen, die Erythrozyten. Das sind die Blutzellen, die für den Sauerstofftransport verantwortlich sind. Das heißt, ein Patient, der aus irgendeinem Grund, meistens sind es chronische Blutungen oder eben Fehler in der Knochenmarksausreifung, zu wenig rote Blutkörperchen hat, also unter drei Millionen und damit auch zu wenig Hämoglobin, den eigentlichen Transportfarbstoff für den Sauerstoff, der darf natürlich jetzt zum Beispiel nicht fliegen. Der sollte ja auch nicht auf eine größere Höhe als vielleicht 1200 Meter hinauffahren. Also Höhenaufenthalte sind für diese Menschen nicht zu empfehlen. Das wird Ihnen auch jeder praktische Arzt sagen. Bis zur Heilung dieser Anämie, dieser Blutarmut, ist also hier mit bestimmten Restriktionen zu rechnen. Also nicht nur die roten Blutkörperchen entwickeln sich aus diesen myelologischen Vorläuferzellen, sondern auch die Thrombozyten, das sind die Blutplättchen. Diese Thrombozyten oder Blutplättchen sind auch für die Blutgerinnung und die Wundheilung verantwortlich. Ganz faszinierend. Sie haben einen kleinen Schnitt, wie es mir neulich beim Zwiebelschneiden passiert ist. Sofort kommen die Thrombozyten zu diesem Ort des Blutens und machen dort mit ihren kleinen winzigen Zellen ein richtiges Gitter. In dieses Gitter baut der Körper dann Eiweiß ein und damit ist es so, wie man in Uraltzeiten einen Socken gestopft hat. Das Ganze kann mit der Heilung wieder gut werden. Andererseits, sei es nur noch erwähnt, es kommen auch bestimmte Formen der weißen Blutzellen, die Granulozyten und die Monozyten. Warum ich Ihnen das erzähle, weil Sie vielleicht einmal den einen oder anderen Blutbefund kritisch anschauen und dann feststellen, da steht was von Granulozyten und Monozyten und dann möchte man vielleicht auch wissen, wofür ist denn das Zeug überhaupt da. Die weißen Blutzellen spielen eine wichtige Rolle im Immunsystem. Sie sind unsere Abwehrpolizisten. Sie bekämpfen Krankheitserreger wie zum Beispiel Viren und Bakterien. Aus diesen lymphatischen Vorlauferzellen entstehen dann auch die Lymphozyten. Auch die sind für die gezielte Abwehr von Fremdstoffen, insbesondere Infektionserregern, verantwortlich. Natürlich gibt es auch hier wieder eine Fehlentwicklung. Wenn immer diese Aktivitäten gegen die veränderten körpereigenen Zellen, zum Beispiel Tumorzellen, gerichtet werden, haben wir natürlich ein bisschen ein Chaos in unserem Heil- und Abwehrprozess. Das heißt, gemeinsam mit den Granulozyten und Monozyten werden die Lymphozyten zu den weißen Blutzellenleukozyten gezählt. Wir merken uns also die roten Blutkörperchen für den Transport vom Sauerstoff, die weißen Blutkörperchen für den Abwehrkampf. Aber natürlich nur, wenn das Verhältnis ausgewogen ist. Ab dem Moment, wo die Leukozyten Zahlen von 10 und mehreren Tausend erreichen, verdrängen sie natürlich die für uns so wichtige Gleichgewichtsordnung im Blut. Die verschiedenen Formen der Bluterkrankungen werden natürlich auch danach unterschieden, aus welchen Blutzellen letztlich die entatmenden Zellen entstehen und wie die Verlaufsform ist. Also es ist nie eine einmalige Diagnose, wo man sagt, jetzt ist es so, sondern es ist immer eine Vergleichsdiagnose. Das sage ich Ihnen auch deshalb, falls Sie ein bisschen Angst vor Nadeln haben. Tut mir leid, aber es werden viele Blutabnahmen unvermeidlich sein, um die richtige Therapie für Sie zu finden. Wie wir gerade erwähnt haben, ist ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal der Verlauf. Da gibt es akute Verläufe, die doch recht dramatisch sind, auch in ihrer Auswirkung auf uns Patienten. Und es gibt chronische Verläufe, mit denen ältere Damen und Herren einigermaßen zurechtkommen und fast ein normales Leben führen können. Eine akute Leukämie, also ein plötzliches Auftreten einer solchen Ansammlung von entarteten Blutzellen, die schreitet ohne Therapie sehr rasch voran. Die chronische Leukämie entwickelt sich dagegen schleichend und bleibt daher auch natürlich viele lange Monate unerkannt. Sie macht ja gar keine Beschwerden zu Beginn. Wenn man also einmal im Jahr zu einer gesunden Untersuchung geht, wie wir das ja doch immer wieder uns nicht nur von den Ärzten, sondern auch von den lieben Freunden anhören müssen, geh doch einmal und lass dich anschauen, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass man so ein Blutkrebsleiden rechtzeitig erkennt, natürlich schon sehr groß. Nun gehen wir nochmal kurz zu den Formen. Wir unterscheiden also akute lymphatische Leukämien, chronische lymphatische Leukämien und akute myeloische und chronische lymphatische Leukämien. Das sind also die Zellformen, die sozusagen der Weise dann auch im Befund drinnen stehen. Die CLL, also die chronische lymphatische Leukämie, ist die häufigste Form der langsam fortschreitenden malignen Bluterkrankungen. Die AML, das ist also jene Form der akutmyeloischen Leukämie, ist die häufigste Form aller Leukämien. Nun reden wir nochmal über die Risikofaktoren. Natürlich spielen auch Strahlenbelastungen eine Rolle. Heute sind alle modernen Diagnoseeinrichtungen vom normalen Röntgen bis zur Magnetresonanz-Tomografie, von der Computertomografie bis hin zur Untersuchung der Schilddrüse oder anderer Organe so strahlenbelastungsreduziert, Auch das Panorama-Röntgen beim Zahnarzt ist also nicht mehr mit einer ernstzunehmenden Bedrohung verbunden. Übrigens auch nicht mehr das Fliegen. Man hat ja früher immer gesagt, wenn man mit der Concorde, Sie erinnern sich, das war dieses Überschallflugzeug mit der langen Spitznase, wo man in wenigen Stunden von Deutschland nach New York fliegen konnte. Wenn man mit dieser Maschine fliegt, dann kriegt man furchtbar viel Strahlen ab. Das ist heute in den modernen Flugzeugen überhaupt nicht mehr der Fall. Trotzdem, Strahlenbelastung ist so wie Sonnenbrand. Einmal ein Sonnenbrand, kein Problem. Wenn ich aber eine empfindliche Hautraub und regelmäßig mir die Haut verbrenne, steigt das Risiko einer Hautentartung natürlich massiv an. Aber auch chemische Stoffe. Es gibt Menschen, die haben noch mit Asbest zu tun gehabt. Und da wussten wir eigentlich erst sehr spät, dass das die zarten Schleimhäute in der Lungenoberfläche ganz massiv schädigt und das Krebsrisiko steigert. Fast so wie das Rauchen. und ein wesentlicher Punkt ist die Erblich-Veranlagung. Warum sage ich Ihnen das? Weil Sie natürlich gut daran tun, rechtzeitig zu fragen, hat in meiner Familie jemand so ein Leiden? Dann werde ich da ein bisschen besser drauf schauen. Unser Problem ist, es gibt keine gezielte Früherkennung, außer man macht eben regelmäßige gesunden Untersuchungen. Dann heißt das nicht, dass Sie alle zwei Wochen ein komplettes Blutbild machen müssen. Aber wenn Sie in der Familie so eine Vorerkrankung haben und jemand vielleicht sogar daran im engeren Familienverband verstorben ist, dann sollten Sie sich schon zweimal zu einer entsprechenden Blutuntersuchung überweisen lassen. Wenn Erkrankungen bekannt sind, andere Krebsformen, dann sagen Sie das Ihrer Hausärztin, Ihrem Hausarzt. Lassen Sie sich zu einem sogenannten Onkologen, das sind die Fachärzte, die sich mit Tumorerkrankungen, aber auch den Therapien dagegen auseinandersetzen. Lassen Sie sich zu so jemandem überweisen. Nicht selber in irgendeine Ambulanz gehen. Die Ambulanzen sind nur für ganz bestimmte Notfälle bzw. Für routinemäßige Kontrolluntersuchungen nach einer Überweisung da. Diese Unsicht, dass man mit allen Beschwerden nicht mehr zum Hausarzt geht, sondern gleich in irgendeine Ambulanz stürzt, die führt dazu, dass die Ambulanzen ihrer Aufgabe nicht mehr nachkommen können. So zum Beispiel jetzt gerade ganz aktuell in Vorarlberg, wo in großen Spitälern mittlerweile eine sogenannte Triage durchgeführt werden muss, eine sogenannte Manchester-Triage, wo man fünf schwere Grade unterscheidet, bevor man überhaupt zu einem Arzt kommt. Also geschultes medizinisches Personal schaut nach, ist das etwas sehr Dringendes, etwas unmittelbar Bedrohliches, also rote Kategorie, ist das etwas, was nicht auf die lange Bank geschoben werden, aber durchaus eine Stunde, zwei warten kann, dann ist es etwas Gelbes oder ist es etwas, was überhaupt keine Eile hat. Der Klassiker, ich habe mich verschluckt und habe jetzt das Gefühl, ich könnte mich vielleicht nochmal verschlucken. Das wird dann wohl mehrere Stunden Zeit und Geduld von Ihnen verlangen, bis Sie als grün markierter Patient drankommen. Also nicht einfach in irgendeine Ambulanz gehen, sondern sich über den Hausarzt weiter überweisen lassen. Und dann ist diese Routinevorsorge untersuchen, wie zum Beispiel das Labor oder auch natürlich Ultraschall, Röntgen und das Allerwichtigste, eine genaue Anamnese, wo Sie viel dazu beitragen können, wenn Sie Ihre Vorgeschichte kennen, meistens sehr rasch zielführend. Bei allem, was akut auftritt, gibt es in der Regel immer plötzliche, heftig auftretende Symptome. Und wenn solche Symptome wie massive Müdigkeit, Abgeschlagenheit, eine deutlich geminderte Leistungsfähigkeit, die ich mir nicht erklären kann, Beispiel, ich habe die ganze Nacht gelumpt, dann werde ich am nächsten Tag nicht so leistungsfähig sein. Nein, nein, ich kann mir das nicht erklären. Ich kriege plötzlich unklare Fieberzustände, Schweißausbrüche. Ich bemerke, dass mein Gewicht, obwohl ich eigentlich meine Ernährung nicht geändert habe, rasant abnimmt. Das sind Alarmsignale, die sollten Sie unbedingt sofort zum praktischen Arzt, zur praktischen Ärztin führen. Tun Sie das nicht und schreitet die Vermehrung dieser krankhaften weißen Blutkörperchen weiter fort, dann gibt es sehr bald mal eine auffallende Blässe, Luftnot, Schwindelgefühl und natürlich auch noch diese wirkliche, erkennbare Blutungsneigung. Plötzlich hat man überall kleine Blutergüsse, weil man sich nur ein kleines bisschen abgestützt hat. Wenn sowas auftritt, dann bitte spätestens dann müssen wir wirklich darauf drängen, dass Sie zum Arzt gehen und das abklären lassen. Wenn man nun so eine Diagnose bekommt, dann bedeutet das immer einen massiven Einschnitt. Also wer immerhin dann erzählt, naja, Krebs, eh wurscht, das ist sicher nicht der Fall. Massive Einschnitte im Leben, ihre Ziele, Gewohnheiten, Lebenseinstellungen, alles wird plötzlich in Frage gestellt. Ihre Partnerschaft wird plötzlich einer massiven Belastung unterzogen. Und es zu verschweigen und nicht drüber reden, Entschuldigung, wenn ich das jetzt so derb sage, ist die blödeste Idee. Ich selber habe einen ganz lieben Onkel, Bruder meiner Mutter daran verloren, dass er an einem Brustkrebs verstorben ist. Da ist er einfach nicht zum Arzt gegangen und hat es verschwiegen. Seine Frau hat dann gesagt, mein Gott, ich habe schon gerochen in der Nacht, bin ich neben ihm gelegen bin, irgendwas stimmt nicht. Damals haben die Frauen sich noch nicht durchgesetzt eine emanzipierte Frau von heute würde das sicherlich nicht mehr tolerieren kurzer Rede, langer Sinn: Er ist ganz elendiglich an den Metastasen zugrunde gegangen. Gehen wir zu den Therapiemöglichkeiten und nehmen wir einfach zur Kenntnis, dass trotz Fortschritten in der Behandlung knapp 50% aller Erwachsenen Erkrankten mit einer akuten Leukämie nicht länger als fünf Jahre überleben. Ja, das ist bitter. Und ja, man arbeitet daran und ja, Sie kennen die Plakate, wo ein Kind ohne Haare im Kopf hilferufend sagt, "forscht schneller". Wir tun wirklich sehr, sehr viel, aber es muss uns einfach klar sein, wirklich super behandelt, und nebenwirkungsfrei, so wie man sich heute die an Gallensteinen leidende Gallenblase entfernen lässt, das ist noch nicht der Fall. Es gibt verschiedene Formen von Therapien, die verschiedenen Chemotherapeutika mit unterschiedlichen Angriffspunkten werden miteinander kombiniert. Natürlich kann man das in den meisten Fällen so behandeln, dass Ihre Lebensqualität einigermaßen zufriedenstellend ist. Wenn es nicht möglich ist, dann wird es so sein, dass Sie, ohne dass Sie sich jetzt Sorgen machen müssen, müssen auf jeden Fall von einer Tumorspezialistengruppe so betreut werden, dass sie besser mit ihrem Leben und der Krankheit zurechtkommen. Ich gehe jetzt nicht auf die einzelnen Wirkstoffe ein. Es gibt also, um in einem Beispiel zu sagen, das Imatinib. Das wurde vor fast 20 Jahren schon für die chronisch-myologische Leukämie entwickelt. Und das sind Tabletten, die man einnimmt, die auch einigermaßen gut verträglich sind. Es gibt natürlich auch immuntherapeutische Ansätze, wo wir mit sogenannten Helferzellen versuchen, diese Tumorerkrankung gut zu behandeln. Auch die Stammzellentransplantation haben wir schon kurz anklingen lassen, wo auch hier eine Möglichkeit ist, Ihnen Hilfe zu bringen. Die Stammzellen brauchen natürlich einen Spender und der muss ganz bestimmte immunologische Merkmale haben, die mit denen vom Erkrankten übereinstimmen. Daher sind am besten natürlich Geschwister, leibliche Geschwister des Patienten, bei denen man doch in mehr als einem Viertel der Fälle eine entsprechende gute Übereinstimmung dieser Untersuchtmerkmale findet. Es gibt eine große Spendertatei von Menschen, die sich freiwillig für diese Blutzellspende bereit finden. Das können Sie auch tun. Wenn Sie gesund sind, denken Sie darüber nach. Nicht nur Blutspenden, sondern ganz bestimmte Formen von Stammzellenspenden rettet Leben. Last but not least, das, was wir Ärzte immer predigen und wo wir auch immer wieder angegriffen werden, vor allen Dingen von den militanten Impfgegnern und denen, die sowieso der Meinung sind, alle Ärzte sind furchtbar und blöd. Natürlich muss ich sagen, eine gesunde, fröhliche Lebensweise mit viel Lebensqualität spielt eine große Rolle. Wenn Sie, gerade wenn Sie eine Bluttumorerkrankung haben, ist es ganz wichtig, dass Sie sich nicht ins Schneckenaus zurückziehen. Pflegen Sie Ihren Körper, gehen Sie so gut es geht spazieren, ernähren Sie sich bewusst, Sie brauchen nicht Veganer werden. Aber das Fleisch ein bisschen hintanstellen und eher in die vegetarische Richtung, ist sicher was Gescheites. Die Blutfette ein bisschen reduzieren, aber nicht die Kalorienmenge, weil Sie brauchen ja die Substanz. Ein Patentrezept gibt es nicht. Aber wenn Sie das alles zusammen mit einer modernen Tumortherapie über sich ergehen lassen, dann haben Sie gute Chancen, auch aus dieser bitteren Diagnose heil und gesund herauszukommen. Alles wird gut. Danke fürs zuhören. Music.