DOC on AIR - Erste Hilfe im Alltag

Notfallmedizin im Alltag

#18 - Herzklappenoperationen

13.01.2024 14 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Folge geht es um moderne Technologien zur Behandlung von Herzproblemen, wie Herzschrittmacher und spezielle Sonden. Zudem spreche ich über die innovative TAVI-Technik zur Ersetzung von verkalkten Herzklappen. Diese Verfahren sind gut verträglich und bieten gute Erfolgs- und Überlebensraten. Vertrauen Sie auf die Expertise der Ärzte und die Fortschritte in der Medizin.

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DOC-ON-AIR - Der Podcast für den Umgang mit medizinischen Notfällen im Alltag von Dr. Joachim Huber.

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Das Gesicht zur Stimme unter www.drjoachimhuber.at

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#notfallmedizin #ersthilfe #teambuilding #alleswirdgut

Transkript

Music. Doc On Air. Der Podcast, der Ihnen hilft, richtig erste Hilfe zu leisten. Was tun, wenn jemand Hilfe schreit? Was tun, wenn zu Hause was passiert? Als erfahrener Notarzt zeige ich Ihnen, wie es geht. Unser Ziel, Wissen statt Angst und Können statt Zweifeln. Ein herzliches Willkommen, meine sehr geehrten Damen und Herren. Auch heute habe ich ein, glaube ich, sehr spannendes Thema für Sie, Technik fürs Herz. Hä? Was ist fürs Herz? Technik fürs Herz. Wenn immer unsere Pumpe Spompanadln macht, gehen wir zuerst zum Allgemeinmediziner und wenn der, sagen wir mal, mit seinen doch nicht ganz so ausgefeilten diagnostischen Möglichkeiten nicht weiterkommt, schickt er uns zum Herzspezialisten, zum Internisten, Schrägstrich Kardiologen. Dort wird dann, das haben Sie schon gehört, in einer meiner letzten Folgen, Vom Ruhe über das Belastungs- zum Langzeit-EKG, vom einfachen Ultraschall bis hin zum vierdimensional, auflösenden Herzecho, von der Computertomographie bis hin zu verschiedensten raffinierten Labormethoden, alles gecheckt und dann, dann kommt die Technik zum Zug. Nehmen wir das klassische Beispiel. Unser älterer Mitbewohner, Mitbewohnerin, Oma, Opa klagt immer wieder über Schwindel. Plötzlich wird mir schwarz vor den Augen. Und wenn ich nicht gleich auf einem Stuhl sitze, dann hat es mich auch schon ein paar Mal richtig in der Wohnung niedergebracht. Die Ursache für diesen Schwindel ist nicht eine Minderdurchblutung vom Gehirn oder den Gefäßen, die den Zug im Gehirn führen, sondern sehr oft einfach eine Herzrhythmusproblematik. Damit unser Herzl funktioniert, das habe ich auch schon ein bisschen früher erwähnt, hat es natürlich für seine vier Kammern auch eine elektrische Steuerung. Und wenn diese Herzelektrik plötzlich, ich wiederhole das Wort, weil es mir so gut gefällt, Sponpanadeln macht, dann gilt es jetzt, das zu beheben. Wie kann man es beheben? Richtig, das haben Sie alle schon gehört, indem man einen Herzschrittmacher einbaut. Diese Herzschrittmacher waren früher riesige Maschinen, mit riesig, nein, nicht riesig, also ein Kleiderkasten. Heute sind das wenige Zentimeter Breite im Durchmesser und ganz wenige Millimeter dünne Geräte, die auch eine außerordentlich lange Lebenszeit haben, und wo über an dem Gerät festgemachte Sonden direkt die kleinen und großen Kammern im Herzen zu einer wieder funktionierenden Herzrhythmik angehalten werden, durch winzige kleine Stromimpulse, die der Patient natürlich nicht spürt. Ja, es kann sein, dass man den Wechsel vom Eigenrhythmus in den Schrittmacherrhythmus als gewisses Pumpern mal verspürt, aber es ist nichts Unangenehmes und schon gar nichts, was einen beunruhigt. Wenn es in die andere Richtung geht, dass also im Herzen plötzlich zusätzliche Zündkerzen Probleme machen und dem Herzen von seinem ruhigen Rhythmus von 70 bis 80 Schlägen pro Minute einen Tritt versetzen, sodass es bis zu 180, 200 Mal in der Minute schlägt, da kommt auch wieder die Technik zum Zug. Mit speziellen, ganz feinen Sonden wird dieses Reizleitungssystem in den Herzkammern direkt. Niedergebrutzelt, alles was an überflüssigen Leitungen ist, wird entfernt, entweder mit Kälte- oder mit Wärmetechnik oder mit einer Art von Stromtechnik. Auch da kann es natürlich erforderlich sein, dass im Anschluss daran eine weitere Technik erforderlich ist, nämlich eine rhythmusstabilisierende Technik. Das nennt man einen implantierten Defibrillator. Also der Schrittmacher hat gleichzeitig die Funktion, das Herz, falls es verrückt spielt, wieder durch einen kleinen Stromstoß in einem regulären Rhythmus zu verändern. Auch das sind ganz kleine Geräte, die noch dazu eine Memo-Funktion haben. Viele der Geräte können auch schon selbstständig das Herzzentrum informieren, sodass also dort alles genau dokumentiert ist. Wenn ich nun sage, keine Angst vor der Technik, dann meine ich das auch so. Das sind Eingriffe, die Sie gar nicht mitbekommen, die in einer Art klitzekleinem künstlichen Schlaf, also einer Mini-Narkose implantiert werden und wo man also wirklich keine Angst davor haben muss. Natürlich hat man Angst. Irgendein Fremdkörper in mir, der irgendwas macht, was früher nicht der Fall war. Mein Gott, bin ich wirklich schon so alt? Brauche ich wirklich schon so eine Technik? Lassen Sie sich nicht von diesen schwarzen Gedanken irritieren. Vertrauen Sie Ihren Kardiologen. Das gilt natürlich auch, wenn eine unserer Herzklappen nicht mehr funktioniert. Das passiert leider Gottes ebenso still und leise, wie wenn durch eine Zuckerkrankheit, die nicht rechtzeitig erkannt wird, durch einen Bluthochdruck, die Amerikaner nennen ihn The Silent Killer, also Bluthochdruck als unser persönlicher Feind, denn durch vielleicht in gegenseitiger Leidenspotenzierung Gefäße kaputt werden, dann kann es auch sein, dass Klappen verkalken. Am gefährlichsten natürlich, wenn die Hauptschlagaderklappe, sie heißt Aortenklappe, weil sie direkt von der linken Herzkammer in die Hauptschlagader führt. Wenn die verkalkt, dann wird es ziemlich schnell gefährlich, denn dann kann das Herz, auch wenn es stark ist und gut pumpt, durch diese immer enger werdende kleine Lücke, die noch in der Herzklappe verblieben ist, nicht ausreichend Blut ins Gehirn und natürlich zu den Nieren, zur Leber, zu den anderen Organen, insbesondere auch zu den eigenen Herzkranzgefäßen führen. Und dann wird es sehr bald mal kritisch. Spätestens wenn auch hier das Alarmzeichen einer unklaren Bewusstseinsstörung festgestellt wird, sei es durch die Angehörigen oder durch eine entsprechende Langzeitüberwachung, muss man hier intervenieren. Früher war das eine recht aufregende Prozedur, man musste das Brustbein aufsägen, den Brustkörper auseinanderklappen und das Herz für die Operationszeit an eine künstliche Herz-Lungen-Maschine anschließen, damit der Blutkreislauf auch intraoperativ funktioniert. Heute gibt es eine ganz andere Technik, das heißt heute, es gibt sie schon sehr lange und die Erfolgsquoten zeigen, dass das wirklich eine hervorragende Technik ist, wo man wiederum über ein Gefäß, also direkt über die Leistenarterie, diese zusammengeklappte Herzklappe einbringt und an die Stelle der kaputten, verkalkten Ortenklappe platziert. Auch da hat sich sehr viel getan. Man hat mittlerweile auch eine Technik entwickelt, wo man ohne das Brustbein auseinanderzunehmen direkt durch ein kleines Lückerl zwischen zwei Rippen in diese Herzsituation einsteigen kann und die Klappe ersetzen kann. Unser AKH, die Thoraxchirurgie, ist ein Meister in diesen Dingen. Und wenn Ihnen Ihr Arzt rät, Sie sollten doch eine Herzklappe ersetzen lassen, weil, er sagt Ihnen eh, was alles passieren kann, nicht angenehm zu hören, ich gebe Ihnen recht, Aber die Erfolgsquote dieser TAVI genannten Aortenklappenersatztechnik, ist so groß, dass die wirklichen Komplikationsraten mittlerweile weniger als ein Prozent betragen. Auch die Überlebenszeiten sind ganz großartig. Das heißt, man hat zwar diesen Eingriff und mag sich wirklich nicht davor fürchten, weil die moderne Anästhesie, Schmerztherapie, die begleitenden Maßnahmen, die heute überall in den entsprechenden Thoraxchirurgien selbstverständlich sind, das Ganze wirklich erträglich machen. Also weder Schmerz noch sonstige Grauslichkeiten. Vertrauen Sie Ihren Kardiologen und lassen Sie sich eine kaputte Herzklappe reparieren. Das gilt natürlich auch, wenn die Klappe zwischen der linken kleinen und der linken großen Kammer, die sogenannte Mitralklappe, Sie erinnert ein bisschen im Bild an die Bischofsmütze, die Mitra, deswegen hat man sie so genannt. Auch die kann natürlich verkalken, es können mal Sehnenfäden reißen, es kann im Rahmen von Covid, von anderen entzündlichen Erkrankungen zu einer Beschädigung dieses Halteapparates kommen. Auch diese Mitralklappe kann man heute sehr, sehr gut reparieren. Vom Mitralklappenring, der die Klappe im Herzen hält, den man raffen kann, bis hin zum Ersatz der ganzen Klappe mit modernsten Ersatzklappen, die wunderbar vertragen werden und die heute ebenfalls kein Grund mehr darstellen, eine solche Operation abzulehnen. Nun, Sie sehen, Technik fürs Herz ist ein spannendes Thema. Machen Sie nicht den Fehler und horchen Sie auf Menschen, die Ihnen irgendeine Grauslichkeit im Zusammenhang mit Herzoperationen erzählen. Das sind meistens nicht die betroffenen Menschen, die das Ganze im eigenen Leib erlebt haben, sondern die haben es gehört oder haben es gelesen, in irgendeinem Blatt ist schon etwas gestanden. Geh, weg vom Mittelalter, hin in die Zukunft. Wie heißt mein Podcast? Wissen statt Angst. Also, vertrauen Sie der modernen Medizin, der Wissenschaft. Wenn Sie konkrete Fragen haben, betreffend dieser Herzklappen oder sonstigen Herztechniken, schreiben Sie mir gerne ein E-Mail joachim.huber @ malteser.at, ganz eine einfache Geschichte. Ich wünsche Ihnen ein herzerwärmendes, wunderschönes Weihnachten. Alles Gute! Music.