DOC on AIR - Erste Hilfe im Alltag

Notfallmedizin im Alltag

#10 - Vergiftungen, Darm-Infektionen

23.09.2023 19 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Folge spreche ich über Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Vergiftungen im Alltag. Ich informiere über die Gefahren von Nikotin, Alkohol, Medikamenten und Haushaltschemikalien. Auch Gewürze, giftige Pilze und Kohlenmonoxid sind potenzielle Risiken. Wir sollten die Anzeichen einer Vergiftung erkennen, den Notruf wählen und den Patienten beruhigen. Bei Verdacht sollten wir schnell handeln, psychische Unterstützung bieten und ärztlichen Rat einholen. Im Urlaub sollten wir auf hygienebedingte Beschwerden wie Reisedurchfall achten und bei Bedarf einen Arzt aufsuchen. Keine Experimente mit Selbstmedikation oder selbst gepflückten Kräutern. Vertrauen wir den Ärzten.

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DOC-ON-AIR - Der Podcast für den Umgang mit medizinischen Notfällen im Alltag von Dr. Joachim Huber.

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Das Gesicht zur Stimme unter www.drjoachimhuber.at

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#notfallmedizin #ersthilfe #teambuilding #alleswirdgut

Transkript

Music.<br> Doc on Air - Der Podcast, der Ihnen hilft, richtig Erste Hilfe zu leisten. Was tun, wenn jemand Hilfe schreit? Was tun, wenn zu Hause was passiert? Als erfahrener Notarzt zeige ich Ihnen, wie es geht. Unser Ziel Wissen statt Angst und Können statt Zweifel. Meine Lieben, ich habe noch ein Thema, das - Ich sage es ganz offen - nicht wirklich amüsant ist, aber leider Gottes oft vorkommt. Das Thema ist Vergiftungen. Nun, wir reden nicht von den. Bösen Mitmenschen, die unseren Katzen, Hunden irgendwelche vergifteten Bröckeln hinlegen. Wir reden nicht von den meiner Meinung nach völlig wahnsinnigen Geistesgestörten, die Seeadler und andere Tiere mit Gift umbringen. Nein, wir reden von den ganz gewöhnlichen Alltagsgiften. Speise, Getränke. Wir vergessen immer, dass zum Beispiel Nikotin, schon für uns Erwachsene ein wirklich sau blödes Gift ist, das nicht nur die Lungenstruktur die Atemwege kaputtmacht, sondern auch letztlich, wie wir alle wissen. Und trotzdem verdrängen wir es bis zum Schlaganfall, Herzinfarkt, lauter zwiedere Sachen macht. Wir wissen alle, dass Alkohol<b>,</b> besonders, wenn es konzentrierte Schnäpse oder sonstige hochprozentige Dinge sind für uns Erwachsene kleine, leise Killer sind <br> Ein Amerikaner hatte mal zum Bluthochdruck gesagt "Hypertone is the silent killer" Ich erweitere das gerne und sage auch §Nikotin und Alkohol, die leisen Killer", weil wir eigentlich am Anfang das nur sehr lustig finden. Und glaubt es mir, wenn ich jetzt sagen würde ich habe nie geraucht und nie Alkohol getrunken, da würde also jeder, der mich kennt, vor Lachen in Ohnmacht fallen. Natürlich war ich genauso blöd wie alle anderen auch. Trotzdem muss uns im Klaren sein Je kleiner die Menschen sind, je mehr wir uns Richtung Kindheit nähern, umso bösartiger wirken Nikotin und natürlich auch hochProzentige, aber auch niederprozentige Alkoholika. Was will ich damit sagen? Wer in einem Raum oder in einem Auto raucht, wo Kinder drin sind, den darf man heute getrost wirklich als nicht Menschenfeind bezeichnen. Wer seinen Kindern Bier, Wein oder Gott behüte, irgendwelche Likörchen oder sonst was zu trinken gibt, der hat einfach jegliche Realität verloren. Ich rede natürlich auch von herumliegenden Medikamenten, Drogen. Wann immer Oma und Opa viele Medikamente nehmen müssen und die sind nicht gut versorgt. Dann wird ein Kind in seiner Neugierde diese kleinen gelben, grünen, Blauen, wie immer sie halt ausschauen, Pillen durchaus mal nehmen. Das passiert aber nicht, wenn ich aufpasse. Genauso wenig, wie ein Kind ertrinkt, wenn ich aufpasse. Also, ich will nicht belehrend sein. Das hab ich euch schon mehrmals gesagt und wiederhole es. Aber denkt mir dran. Medikamente können ganz furchtbar für Kinder sein. Genauso Haushaltschemikalien. Und jetzt glaubt es mir oder nicht: auch Gewürze. Wisst ihr, dass ein halbes Eier-Löffelchen Muskatnuss für ein Kind tödlich sein kann? Wisst ihr, dass Pfeffer und andere schärfere Gewürze, wenn sie ins Auge kommen, schwerste Verletzungen machen? Wenn sie geschluckt werden? Schwerste Verbrennungen auch in den Organen des Schluckens machen? Natürlich auch Magen-Darm-Probleme machen. Gift wird über Atmung, Haut, Essen, Trinken aufgenommen. <br> Übrigens ein kleiner Nebensatz; Wenn immer mehrere Menschen gleichzeitig die gleichen komischen Symptome zeigen, dann kann das durchaus eine Vergiftung sein. Ja, jetzt die Schwammerl Zeit - der Regen war gut und überall werden wir unsere Schwammerl ernten können. Und leider passiert es jedes Jahr, dass auch die giftigen Schwammerl wieder Knollenblätterpilz, den man immer zitiert, ja auch mitgekocht wird. Und wenn dann plötzlich mehrere Menschen Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Sehstörungen, Gleichgewichtsstörungen bekommen, dann können wir schon davon ausgehen, dass hier eine generelle Vergiftung vorliegt. Das waren jetzt die Dinge, die wir zu uns nehmen. Was ist das hinterfotzigste und böseste Gift? Ich sag's euch. Kohlenmonoxid! Kohlenmonoxid, völlig geruchlos, kommt immer dann zustande, wenn zum Beispiel ein Durchlauferhitzer, nicht seine Abluft in den Kamin hinauf befördert, sondern weil gleichzeitig ein Ventilator die Luft aus dem Badezimmer, wo dieser Durchlauferhitzer hängt, heruntersaugt. Wird dieses Abgas, werden diese diese Abgase ins Badezimmer geleitet. Und glaubt es mir. <br> Die Patienten merken das nicht. Bums, fällst du um. Bums, bist du mausetot. Wir haben beim Rettungsdienst auf unseren Notarzt- und Notfallrucksäcken kleine Melder, die beim geringsten Kohlenmonoxid ereits durch die geschlossene Wohnungstür hindurch bemerkbar. Nicht für uns Menschen, aber für das Gerät schon Alarm schreien. Dann rufen wir immer sofort die Feuerwehr und werden ohne entsprechenden Atemschutz die Wohnung nicht betreten. Sonst sind wir nämlich auch mausetot. Also ihr seht schon, Vergiftungen mit Kohlenmonoxid gehören wirklich zu den ganz, ganz schlimmen Dingen. Noch eine blöde Geschichte gibt es, die auch aus Abgasen heraus tödlich wirken kann? <br> Das sind die Kellergase, das sogenannte Kohlendioxid, Gärgas oder auch im Brunnen kommt es durchaus vor. Früher ist der Bauer nur mit einer Kerze in seinen Weinkeller gegangen, weil er genau gewusst hat, wenn die Kerze anfängt zu flackern, dann war er meistens schon tot. Also vorsichtig, Vorsichtig. Ab dem Moment, wo wir nicht belüfteten Räume begehen wollen. Macht euch vorher schlau. Fragt einen Erwachsenen, wenn ihr Kinder das machts, dann nur mit Wissen der Erwachsenen, die auf Euch aufpassen. Ich kann mich gut erinnern: Bei einer Weinführung im Burgenland hat der Altbauer plötzlich ein Seil gehabt, hat sich angebunden und hat uns, die wir draußen gestanden sind, gesagt: "Und wenn ich jetzt nicht gleich wieder zurückkomm, dann müsst ihr mich herausziehen!" Also, der hat um diese Gefahr durchaus gewusst. Also denken wir dran: Kohlenmonoxid und Kohlendioxid, also CO und CO2 sind ganz böse, gefährliche Gase. Nun, wir haben jetzt gerade davon gesprochen, dass Vergiftungen ein Problem <br> darstellen, solange die Menschen bei Bewusstsein sind und mit uns sprechen. Beobachten, Nicht erbrechen lassen. Warum? Ja, weil beim Vergifteten dann derselbe Effekt, der schon beim Schlucken viel kaputt gemacht hat, noch einmal beim Retourgang wieder passiert. Also nichts geben, keine eigenmächtigen Therapieversuche nicht mit. Da habe ich doch gelesen, da hilft Buttermilch von der Ziege ganz speziell. Lasst es bleiben. Wenn Medikamente im Spiel sind, sucht die Medikamentenpackungen. Wenn ein Gift aus - i ch sags mal - aus dem Schuppen plötzlich kommt also irgendein Rosen-Gift oder ein Pflanzengift. Nehmt die Reste, hebts das auf, dass man das der Rettung gleich mitgibt. Natürlich versuchen wir mit psychischem Beistand den Betroffenen die Betroffene zu trösten. Natürlich legen wir sie so hin, dass es ihr besser geht. Nie mit Gewalt jemand hinlegen, der das nicht mag, ja? Also da tut man schon was und wir rufen die Rettung und sagen "Ich glaube oder ich fürchte, da ist die und die Vergiftung passiert." Ganz entscheidend ist: Erkennen und schnell reagieren.<br> Wie ich es schon mehrmals betont habe. Nicht die kleine Ursache alleine anschauen, sondern immer den ganzen Menschen. Wenn so eine Vergiftung im kleinen Rahmen passiert, dann dürfen wir uns natürlich nicht wundern, wenn jetzt plötzlich auch bei Kindern. Und da kann die Vergiftung durchaus schon zum Beispiel durch ein abgelaufenes Joghurt oder einen verdorbenen anderen eine verdorbene andere Speise passieren. Dann macht es natürlich Übelkeit, Erbrechen. Wenn so was passiert und wir haben die Erklärung dafür, dann braucht man natürlich nicht gleich die Rettung rufen, das ist klar. Dann schauen wir mal, ob ein Wärmefläschchen sozusagenderweise gut tut. Achten auf Nahrungskarenz. Wenn der/die Patientin ein Wasser, ein normales Wasser trinken will, kann man das in kleinen Schluck natürlich durchaus tolerieren. Wenn dann Durchfall dazukommt und wirkliches Bauchweh, na dann wissen wir schon, was los ist. Und bei diesen kleinen Haushalts und Vergiftungen ohne Haushaltsgifte dürfen wir natürlich durchaus in bewährter Manier auch mal eine Tierkohle geben oder dürfen auch ruhig mal einen Kamillentee geben. Also da müsst ihr euch nicht so zurückhalten. Im Zweifelsfall ruft eure Ärzte an, macht euch schlau und sagt Ich glaube, mein Kind hat, ich sage jetzt mal einen alten Stinker-Käse gegessen oder die Trauben waren nicht mehr ganz in Ordnung, das Obst war vergoren. Eigentlich habe ich auf dem Kirschenkompott schon ein paar weiße Flecken gesehen, hätte wissen müssen, dass da schon der Schimmelpilz wohnt. Beruhigen darf ich euch aber: Nicht jeder Schimmelpilz, das wissen wir vom Camenbert , bringt uns auch gleich um. Also Bauchweh - Ist übrigens nur so nebenbei gesagt die Hauptdiagnose bei kleinen Kindern, die gerade mal reden können, aber noch nicht sagen können oder unterscheiden können, ob er Bauch, Unterbauch, Mittelbauch oder Rücken da ist alles Bauchweh. Nicht verrückt machen lassen. Beruhigen. Ei-Ei, Heile, heile Gänschen. Das sind die Dinge, die wir unter dem Pauschalbegriff psychischer Beistand sehr wertvoll anwenden dürfen. Das hat schon die Oma so gemacht. Also das passt schon. <br> Eine häufige Darm-Problematik bei Kindern, bei Kleinkindern ist dann, wenn die Nahrung umgestellt wird. Also wir fahren auf Urlaub, freuen uns wahnsinnig. Endlich sind wir wieder in Griechenland, in der Türkei, in Kroatien, wo immer. Und das wissen wir ja alle. Die Küche dort ist exzellent und manchmal vergisst man als Erwachsener, dass das für die Kinder vielleicht nicht ganz so leicht verdaulich ist. Und wenn dann plötzlich Tsatsiki und andere Dinge am Tisch stehen, dann kann es natürlich passieren. Nicht nur uns Erwachsenen, auch den Kindern, dass wir von den falschen Sachen zu viel essen. Eine Gefahr, das wissen wir alle und sollten das auch uns immer in Erinnerung rufen, ist natürlich, wann immer wir in fernen Ländern sind. Ist die Hygiene nicht immer so, wie wir sie bei uns in Zentraleuropa gewohnt sind. Deswegen gibt es das alte englische Sprichwort "Schäle das Essen. Koch es. Oder vergiss es." Also man muss klar sagen einfach so in irgendein Obst hineinbeißen, ohne dass man es abgewaschen <b>-</b> macht man übrigens daheim nicht - wenn wir irgendwelche Trauben, woher immer sie kommen, kaufen wissen wir, die spült man zuerst einmal ein paar Minuten mit lauwarmen Wasser aus Vorsicht! Das sollten wir natürlich im Urlaubsort auch machen. Also eine sehr häufige, auch Kinder betreffende Urlaubs-Erkrankung. Nicht wirkliche schwere Erkrankung, aber doch Lästigkeit ist eben der Reisedurchfall. Klar kann so was auch bei uns daheim passieren. Auch da können wir mal irgendein Lebensmittel erwischen. Habe ich ja vorher schon erwähnt. Wann immer ein Kind plötzlich über Inappetenz klagt. Also: "nein, ich habe keinen Hunger. Nein, mir schmeckt es nicht. Nein, mir ist leicht schlecht. Nein, ich bin eigentlich, mag ich gar nicht spielen." Dann können wir davon ausgehen, dass der Darm hier ein Problem hat. <br> Wenn dann Pups dazukommt. Ja. Wie immer ihr dazu sagts, ihr könnt es auch ein "Fürzchen in Ehren" dazu sagen - es ist wurscht - a b dem Moment, wo Winde abgehen, können wir schon beruhigt sein, wenn keine Winde abgehen und das Baucherl heftig wehtut und knallhart wird, sodass man nicht einmal irgendetwas vertragt, geschweige denn eine Wärmeflasche, dann kann ich euch sagen, ist der Zeitpunkt gekommen, wo wir mit dem Kind ins Krankenhaus, Kinderklinik, Kinderarzt. Da gibt es halt nicht so viele. Ich weiß schon, aber da müssen wir was tun. Also denkt mir dran, ein normaler kleine Bauchgrippe, auch Sommergrippe, die sich mal auf die Verdauung schlägt, ist nichts dramatisches. Das kann man daheim durchaus beherrschen. Ein sehr guter Trick ist Soletti - vorsicht, dass sie nicht zugesalzen sind - und eiskaltes Coca Cola. Ja, richtig eiskaltes Coca Cola in ganz kleinen Schlucken. Also wirklich mit dem Teelöffel gegeben. Nicht eine ganze Liter Flasche eiskaltes Coca Cola runterschütten, also mit kleinen Schlucken, verbessert die Übelkeit. Salzstangen mit a bisserl Salz drauf verbessern die Salzverluste. Und wenn nicht, dann müssen wir uns eben vorher aus der Apotheke einen Elektrolytersatz kaufen. Das ist ganz einfach. Ihr geht in die Apotheke und sagt Frau Magister, Herr Magister, wir fahren jetzt auf Urlaub nach, wurscht wo, und wir haben schon die Erfahrung gemacht, unsere Kinder kriegen da ganz gerne mal einen ganz heftigen Durchfall. Was empfehlen Sie mir? Dann wird euch der auf jeden Fall eine entsprechende Elektrolytersatzmischung fertig, die man nur noch mit abgekauten Wasser geben muss verordnen. Wenn das eine chronische Problematik ist, dann bitte mit dem Hausarzt reden. Gibt es auch sehr gute Medikamente, die den Durchfall durchbrechen? Weil nicht jeder Urlaubsort hat so wunderbare Ärzte, wie wir es von zu Hause her gewohnt sind. Also das kann dann schon mal eine Challenge sein, wenn du da irgendwo bist in Nirgendwo, wo zwar ein fantastisches Meer und alles wunderbar ist, all inclusive, wie es so schön heißt, aber eien Doktor findest Du weit und breit nicht. Denkt mir also dran! Bitte macht keine eigenen Experimente mit irgendwelchen Einläufen oder ich darfs nochmal sagen selbst gepflückten, so viel gesunden Kräutern. Wir haben im Moment so ein bisschen die Kräuteritis. Jede Zeitung bringt zumindest in der Wochenendausgabe irgendeine tolle Dame, einen tollen Herrn, der blind genau weiß, welches Kraut bei welcher medizinischen Indikation angezeigt ist. Vertraut unseren Ärzten/Ärztinnen, die haben das gelernt und die werden euch auch sicher gut beraten Und macht keine Experimente, schon gar nicht mit Kindern. Ich danke euch fürs Zuhören. Music.